Eine standesgemäße Unterkunft

Die Arbeit der Pfarrer Arndt Kindermann (evangelisch) und Klaus Kohnz (katholisch) ist um eine weitere, weit und breit einmalige Komponente erweitert worden: Der evangelische Pfarrer von Adenau ist in das katholische Pfarrhaus Welcherath eingezogen.

 Gelebte Ökumene: Der evangelische Pfarrer Arndt Kindermann (links) wohnt im Pfarrhaus von Welcherath, dessen Hausherr der katholische Priester Klaus Kohnz ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gelebte Ökumene: Der evangelische Pfarrer Arndt Kindermann (links) wohnt im Pfarrhaus von Welcherath, dessen Hausherr der katholische Priester Klaus Kohnz ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Welcherath. (bb) "Nachtglocke" steht an der dunklen Eichentür des Hauses in der Welcherather Kirchstraße 5. Das Klingelschild stammt noch aus jener Zeit, als das Haus um 1910 gebaut wurde, und es galt noch, als Josef Klee 1962 Pfarrer von Welcherath wurde und es immer noch nicht in jedem Haushalt ein Telefon gab.

Pastor Klee war 1990 pensioniert worden und hatte bis zum Umzug ins Dauner Regina-Protmann-Haus im Jahr 2005 seinen Ruhestand in dem Pfarrhaus verbracht. Mehr als ein Jahr, nachdem Klees Familie das Haus leer geräumt hatte, suchte die Pfarrgemeinde Welcherath Mieter, "die in die unmittelbare Umgebung der Pfarrkirche, des Pfarrheims und des Friedhofs passten", wie der heutige Ortspfarrer Klaus Kohnz dem Trierischen Volksfreund erklärt.

"Da muss man sehr genau hinschauen", sagt Kohnz. Denn eine Klage gegen das Glockengeläute oder laute Musik aus geöffneten Fenstern während einer Beisetzung habe man nicht riskieren wollen.

Ruhiges Wohnen in angenehmer Lage



Doch davon kann bei dem jetzigen Mieter keine Rede sein. Auf einem weiteren Klingelschild steht: "Arndt Kindermann, Pfarrer, Evangelische Kirchengemeinde Adenau". Und Arndt Kindermann (33) liebt Glockengeläute, und (Gitarren-)Musik macht er vorzugsweise selbst. Beim Besuch des TV schwärmt er von dem schönen ruhigen Wohnen in angenehmer Lage, von den netten Menschen aus Welcherath und Umgebung, die ihn wie Klaus Kohnz "Herr Pastor" nennen.

Arndt Kindermann war im Oktober 2006 als "Pfarrer zur Anstellung" in die Evangelische Kirchengemeinde Adenau gekommen und ist seither auch für die evangelischen Christen in Kelberg und Umgebung zuständig. Er mietete eine Wohnung in Adenau; doch diese wurde ihm im März 2008 wegen Eigenbedarfs des Vermieters gekündigt.

"Wen könnte ich wohl um Rat fragen, wer kennt sich hier aus?", habe er seinerzeit überlegt und sich an Klaus Kohnz, Pfarrer von Bodenbach, Müllenbach, Nürburg und Welcherath, gewandt. "Ich hätte da etwas Standesgemäßes", habe Kohnz geantwortet und ihn zur Besichtigung des Welcherather Pfarrhauses eingeladen.

"Das Haus und die Mietkonditionen haben mir auf Anhieb gefallen", erzählt Kindermann. Und Ende Juni war Einzug. An eine Episode erinnern sich die beiden Pfarrer noch besonders gut: Arndt Kindermann hatte in einem Wandschrank des Pfarrhauses einen Reliquiar entdeckt. "Den übergab ich Klaus Kohnz", sagt er. "Im Gegenzug habe ich ein Bild von Martin Luther ins Haus getragen", berichtet Kohnz lachend und weist vielsagend auf eine Papstfotografie (Johannes Paul II.) in der Diele hin. "Mein Bild", betont Pfarrer Kindermann, "weil ich seine Friedenspolitik so gut fand."

"Das war ich meiner Pfarrgemeinde schuldig", erklärt Pastor Kohnz mit Blick auf die Vorstellung Kindermanns im Rahmen eines Sonntagshochamts, wobei er unter dem Beifall der Gottesdienstgemeinde dem neuen Bewohner des Pfarrhauses den aktuellen Pfarrbrief überreicht hatte.

Einen Wermutstropfen hat die Sache dennoch. "Im März 2009 läuft mein Arbeitsvertrag in Adenau aus", sagt Kindermann. "Und was dann kommt, steht in den Sternen. Gut möglich, dass ich dann dieses schöne Haus wieder verlassen muss."

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