Eintauchen in die Augen der Eifel

DAUN. Die Gesundheitsämter der Kreise Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm warnten kürzlich vor dem Baden in Sauer, Our, Kyll, Prüm, Mosel und Saar. Grund war die hohe Konzentration fäkaler Keime. Die bakteriologische Qualität der Maare ist hingegen einwandfrei. Für die Flüsse des Kreises Daun liegen keine Messergebnisse vor.

Wer im Kreis Daun lebt hat Glück - zumindest dann, wenn die Sommersonne hoch am blauen Himmel steht und die Lust auf ein erfrischendes Bad in glasklaren Fluten erwacht. Denn Pulvermaar, Schalkenmehrener Maar und Gemünder Maar sehen nicht nur gut aus, sie sind es auch. Da es sich bei den drei vulkanischen Kostbarkeiten um ausgewiesene Badegewässer handelt, ist das Gesundheitsamt verpflichtet, sie regelmäßig zu untersuchen. Die Aussage des Amts ist ebenso klar wie die Maare selbst: "Definitiv und aktuell: die Maare haben beste Wasserqualität." Es gebe daher keinerlei Bedenken, darin zu baden. Kyll oder Lieser werden nicht überprüft. Vermutlich dürften bei dem Bade-Angebot im Kreis Daun die wenigsten auf die Idee kommen, in einen Fluss zu springen. Eine weise Entscheidung, wenn man sich die Wasserqualität der Flüsse in anderen Kreisen der Region Trier anschaut. Das Baden in Bächen und Flüssen birgt fast immer Risiken. Nicht nur wegen der Strömung: Die Gesundheitsämter der Kreise Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg warnten kürzlich davor, in Sauer, Our, Kyll, Prüm, Mosel oder Saar zu schwimmen. Grund waren Salmonellen und eine erhöhte Konzentration fäkaler Keime, die bei freiwilligen bakteriologischen Untersuchungen festgestellt worden waren. Durch Hautkontakt oder Verschlucken können diese Mikroorganismen Hautreizungen und Magen-Darm-Erkrankungen verursachen. Normalerweise sind Kolibakterien im menschlichen oder tierischen Darm zu Hause. Wie sie in die Flüsse gelangen? "Die Keime kommen aus Kläranlagen", erklärt Wolfgang Raber vom Mainzer Umweltministerium. Aus der Kläranlage fließt das gereinigte Abwasser in die Flüsse. Aus Abwasser werde jedoch kein sauberes Trinkwasser. "Selbst dann nicht, wenn die Kläranlagen dem modernsten Stand der Technik entsprechen", sagt Raber. Sauer leidet unter Luxemburgs Abwasser

Je kleiner der empfangende Fluss ist, je mehr Kläranlagen an ihn angeschlossen sind und je schlechter diese Anlagen reinigen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer hohen Konzentration coliformer Keime. Besonders eklatant wirkt sich dies bei der Sauer aus. Das Flüsschen sammelt über seine Nebenflüsse, vor allem die Alzette, nahezu sämtliches Abwasser Luxemburgs - und dessen Reinigung lässt, wie der Jahresbericht des luxemburgischen Wasserwirtschaftsamts belegt, oft zu wünschen übrig. Weitere Kolibakterien gelangen von Feldern und Straßen mit dem Regenwasser in die Flüsse. Die sommerliche Wärme regt ihre Vermehrung an, und so stirbt im Bitburger Gutsland oder dem Moseltal die Lust am Baden in den Flüssen. Der Sprung in die Flüsse ist nicht verboten. Er muss auch nicht krank machen. Wer sich hineinwagt, spielt jedoch mit seiner Gesundheit: bakteriologische Messungen sind nur Momentaufnahmen. Waren im Mai die Werte für die Saar bei Konz bestens, wurden zwei Wochen später an der gleichen Stelle die Leitwerte für Kolibakterien überschritten und Salmonellen festgestellt. Baden in freier Natur ist in anderen Kreisgebieten also keine gute Idee. "Dass sich an dieser Situation etwas ändert, ist nicht abzusehen", sagt Irene Krauss-Kalweit vom Umweltministerium - eine vierte Reinigungstufe für Kläranlagen, die in der Lage wäre, Bakterien zuverlässig aus dem Abwasser zu entfernen, gibt es bislang nicht. Sie ist auch nicht geplant. Das Pech der Wasserratten in anderen Kreisen ist, dass es dort sonst keine Badegewässer gibt. Glück für den Kreis Daun, denn das verschafft den klaren Maaren ein paar mehr badehungrige Besucher.

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