Ende der Tradition als Chance für die Zukunft

HILLESHEIM. Der Handel auf dem Viehmarkt ist praktisch "tot". Auch wenn die 450 Jahre alte Tradition ausstirbt, soll der Platz als Blickfang für Hillesheim erhalten bleiben. Pläne für die Neugestaltung liegen schon in der Schublade.

Wahrscheinlichwerden auch heute zum Viehmarkt, wie schon seit einem Jahr, keineTiere aufgetrieben. Marktmeister Johann Blum bleibt nur dieErinnerung: "In den besten Zeiten wurden hier 900 Tiereaufgetrieben." Die Anbieter seien aus der Eifel und dem Hunsrückgekommen, die Aufkäufer sogar aus dem Allgäu, aus Frankfurt odervom Niederrhein, erzählt Blum. Der Handel hat sich neue Wege gesucht

Der 80-jährige Blum ist seit 27 Jahren Marktmeister. Er will die Hoffnung nicht ganz aufgeben: "Auch früher gab es mal Unterbrechungen von einem halben Jahr wegen der Maul- und Klauenseuche, aber danach ging es wieder weiter." Aber nach BSE sowie Maul- und Klauenseuche hat wohl der so genannte BHV-1-Virus, der Rinderherpes, der vor einem Jahr erneut veterinärrechtliche Vorschriften nötig machte, dem Viehmarkt den endgültigen Todesstoß versetzt. Blum kennt auch die neuen Wege, die sich der Handel gesucht hat: "Die hiesigen Händler holen das Vieh auf den Höfen ab und bringen es direkt in den Schlachthof." Und damit ist der Viehmarkt überflüssig geworden.

Stadtbürgermeister Matthias Stein sagt: "Wir haben das Aus für den Viehmarkt kommen sehen. Wegen unserem Ruf als Marktort haben wir aber viele Anfragen für Veranstaltungen und deshalb wird der Platz neu gestaltet." Außerdem stehe im Ortskern kein anderer Platz dieser Größenordnung zur Verfügung. Mögliche Veranstaltungen könnten Gewerbeschauen, Oldtimertreffen, Kirmes, Vereinsfeste, Geflügelschau, Trödel- oder Weihnachtsmarkt sein. Pläne für einen multifunktionalen Markt- und Messeplatz liegen schon parat. Danach werden auch die, zum Teil 300 Jahre alten, Kastanien und Linden gefällt werden. Bis 2001 waren die Bäume als Naturdenkmäler geschützt. Dann hat aber das Landesamt für Denkmalpflege den Hillesheimern die Empfehlung gegeben, die Bäume aus Sicherheitsgründen zu fällen.

Jürgen Mathar von der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Hillesheim erklärt: "Kein Baum lebt ewig, da hilft auch keine Rechtsverordnung. Die Bäume wurden seitdem aber nicht schlagartig, sondern Zug um Zug gefällt, so wie es nötig wurde."

Nun stehen noch 17 Bäume auf dem Viehmarkt, aber nach den neuen Plänen sollen 40 neu gepflanzt werden. Die aus den 50-er Jahren stammende Asphaltdecke wird einer Art Rasengitter-Betonpflaster weichen. Stein nennt die Vorteile: "Dadurch sparen wir den Beitrag zum Oberflächenwasser." Im Areal der Platzmitte, etwa 60 mal 75 Meter groß, wird Raum für etwa 150 Parkplätze entstehen. Die können immer dann genutzt werden, wenn keine Veranstaltung auf dem Platz ist. An der Peripherie des Viehmarktes sollen 23 Parkplätze eingerichtet werden, ein Plus bei der Nähe zum Ortskern und der historischen Stadtmauer.

Kosten für die Pläne sind noch nicht ermittelt

Die Reste der Anbindestände aus Metallstangen und Betonpflöcken werden komplett entfernt. "Dafür kommen mobile Anbindevorrichtungen an den Rand des neuen Platzes", weiß Mathar. So seien Pferde- oder Öko-Märkte möglich. Die Pläne sehen außerdem am Kopfende (Richtung Trierer Straße) und am Fußende (Richtung Lammersdorfer Straße) eine Wohn- und Geschäftsbebauung vor. Gut für die Bedeutung des Platzes meint Mathar: "So werden wertvolle Flächen der hochwertigen städtischen Bebauung zugeführt." Gut für die Finanzierung, meint Stein: "Aus den Erlösen der Grundstücksverkäufe können wir einen Teil der Gestaltung bezahlen." Die Kosten für die Pläne sind sowieso noch nicht ermittelt. Grund: das Konzept ist noch nicht abgestimmt und genehmigt.

Stein erklärt: "Am 16. April ist ein Ortstermin mit dem verantwortlichen Vertreter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion vereinbart. Dann stellen wir das Konzept vor und hoffen in die Städtebauförderung aufgenommen zu werden." Der Viehmarkt könne als separates "Sanierungsquartier" gelten. Das heißt, der Platz wird als Einzelparzelle in der Stadtsanierung gesehen. Stadtbürgermeister Stein rechnet damit, "dass die Behörden es gut mit uns meinen".

Denn ohne Zuschüsse könnten beim unausgeglichenen Haushalt die Pläne nicht umgesetzt werden. Stein bleibt optimistisch: "Ich kann mir vorstellen, dass wir in zwei oder drei Jahren den neuen Viehmarktplatz zur Abrundung des Stadtbildes haben." Mit dem neuen Viehmarkt würde auch eine veränderte Verkehrsführung einher gehen. Vorteil: Der Unfallschwerpunkt an der Einmündung zur B 421, wo vier Straße zusammen kommen, würde wegfallen. Dafür würden die beiden kleinen Ortsstraßen "Am Viehmarkt" und "Neutor" abgekoppelt und es wäre keine Zufahrt zur B 421 (Richtung Ortsmitte und Walsdorf) und K 56 (Trierer Straße, Richtung Gerolstein) mehr möglich.

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