Endstation Bahnsteig

JÜNKERATH/GEROLSTEIN. "Wenn die Bahn baut, ist Ärger vorprogrammiert", meint der Arbeitskreis (AK) Schienenverkehr im Rheinland. Pendler auf der Eifelstrecke bescheinigen der Bahn eine "miserable Informationspolitik". Einige von ihnen sind insgesamt zwei Monate lang von Verzögerungen durch Bauarbeiten betroffen.

Auto - Zug - Bus - Zug - Straßenbahn: In dieser Reihenfolge müssen Bahnpendler aus Pelm, Büdesheim oder Hillesheim in den nächsten Wochen Verkehrsmittel nutzen, um zur Arbeit nach Köln oder Euskirchen zu kommen. Die Bahn baut nämlich in nächster Zeit oft auf Teilstrecken der Eifellinie. Die Fahrt mit dem Auto zum Gerolsteiner Bahnhof und das gewohnte Nickerchen im Zug bis Köln sind dann nicht drin. Beim ersten Bauprojekt (von heute an bis 4. April) heißt es in Kall und beim zweiten (4. April bis 14. April) in Jünkerath in den Bus umsteigen, um bis Mechernich oder Nettersheim (zweites Bauprojekt) zu fahren, um dann wieder in den Zug klettern zu können, bevor man in Köln die letzten Kilometer via Straßenbahn zur Arbeitsstelle zurücklegt. Eine Tortur.Kaum Hinweiszettel

"Und dann der miserable Info-Service der Bahn. Ich habe am Dienstag das erste Hinweisschild gesehen", schimpft Harald Heinzen, der seit 31 Jahren täglich zwischen Jünkerath und Köln pendelt. Hans-Peter Kuhl, Vorsitzender des AK Schienenverkehr im Rheinland, unterstützt ihn: "Bereits seit Ende Februar sind auf Internetseiten von Eisenbahn-Fans Informationen über die umfangreichen Bauarbeiten entlang der Eifelstrecke zu finden, aber die Bahn informiert ihre Fahrgäste stets auf den letzten Drücker." Heinzen meint: "Ohne Eigeninitiative ist man verraten und verkauft. Man muss sich selbst drum kümmern." Edith Weimann aus Densborn, seit mehr als 30 Jahren Pendlerin nach Trier, sagt: "Am Montagmorgen kam zum ersten Mal eine Durchsage im Zug, dass in Richtung Köln am Wochenende mit Verspätungen zu rechnen sei." Hinweiszettel hingen nur selten im Zug. Yvonne Heinzen aus Jünkerath, seit einem halben Jahr Pendlerin nach Köln, hat zwar Hinweisschilder entdeckt, aber keine konkreten Zeitpläne. Die Sonderfahrpläne, die auch die Abfahrzeiten der Busse, mit denen die gesperrten Bahnstrecken umfahren werden, enthalten, hängen im Gerolsteiner Bahnhof seit Dienstag aus. Kuhl mäkelt: "Sie hängen im regulären Aushangkasten, wo Pendler bestimmt nicht nachschauen, ob der gewohnte Zug fährt." Yvonne Heinzen hat den gelben Aushang genau unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: "Ich muss jetzt einen Zug früher fahren, weil ich mit der halbstündigen Verspätung nicht mehr pünktlich um acht Uhr bei der Arbeit sein kann." Die Grafik-Designerin hat keine flexiblen Arbeitszeiten, und mit dem bisher genutzten Zug wäre sie während der Bauarbeiten erst um 8.07 Uhr in Köln statt um 7.34 Uhr."Wir informieren erst, wenn Details vorliegen"

Ihr Vater Harald macht eine andere Rechnung auf: "Ich bin dieses Jahr drei Mal betroffen. Das macht insgesamt zwei Monate aus. Dafür könnte sich die Bahn ruhig erkenntlich zeigen." Auch der AK-Vorsitzende Kuhl fordert von der Bahn "Freifahrtage oder ähnliches für die Fahrgäste". Immerhin kostet ein Monatsticket von Gerolstein oder Jünkerath nach Köln 209 Euro. Ist das erst einmal gekauft - ohne rechtzeitige Information über mögliche Baustellen - rechnet sich ein Umstieg aufs Auto nicht mehr. Bahnsprecherin Cornelia Rauchenberger nimmt die Angelegenheit gelassen. Sie erklärt: "Wir informieren die Kunden zu dem Zeitpunkt, zu dem die Einschränkungen im Detail vorliegen und wir wissen, welche Sonderfahrpläne oder Alternativen dann für die Kunden zur Verfügung stehen." Geplante Bauarbeiten fürs laufende Jahr könnten sich im Zeitrahmen jederzeit noch ändern. Außerdem seien die Arbeiten absichtlich an Wochenenden und Feiertagen oder in die Ferien gelegt worden, weil dann deutlich weniger Fahrgäste unterwegs seien.Kälte beschert offene Türen

Doch nicht alleine die Bauprojekte ärgern die Bahnpendler: Hermann Backes, seit sieben Jahren Pendler zwischen Densborn und Trier, sagt: "Ich bin froh, dass endlich der Pendolino weg ist. Der hat doch erst recht alles durcheinander gebracht." Yvonne Heinzen berichtet: "Im Februar saßen wir in Köln in kalten Zügen, weil sich die Türen wegen der Minusgrade nicht mehr schlossen. Der Zug konnte aber erst losfahren, wenn sich die Trittbretter wieder einfahren ließen." Auch das führte zu erheblichen Verspätungen.

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