"Seine besten Bilder sind die biblischen." In dieser Bewertung der Bibelzyklen des Malers Marc Chagall mündete bei der Vernissage die temperamentvolle Rede von David Jaffin. Der Kunsthistoriker bezeichnete Chagall als sanften Expressionisten, auf dessen sinnlichen Bildern alles in Bewegung sei. "Im Herzensgrund war er ein Christ", hatte er von dem jüdischen Künstler behauptet, über den Picasso gesagt hat: "Wenn Chagall malt, weiß man nicht, ob er dabei schläft oder wach ist. Irgendwo in seinem Kopf muss er einen Engel haben." Alles bei Chagall sei wundersam. Er interpretiere die Schöpfung als Zeugnis von Gottes Kraft und Gegenwart. "Seine Bilder sind ein Weg, Jesus zu verstehen", sagte Jaffin. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich überwiegend um Original-Lithografien, die Chagall für Bibelausgaben geschaffen hat. Hintergrund ist, dass der Künstler überzeugt war, dass Menschen grausam sind, weil sie die Bibel nicht kennen. Mit seinen Bildern will er den Menschen die Möglichkeit geben, die Bibel über das Visuelle zu entdecken - mit traumhaft anmutenden Darstellungen von Ruth, Naemi und Esther, mit den Dynamik vermittelnden von Kain und Abel oder Salomo und Jeremia, mit einer von 20 Versionen des Gekreuzigten. Mit der Ausstellung, die von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) veranstaltet wird, soll ein Beitrag zum Jahr der Bibel geleistet werden, so Pastor Hans-Otto Zeisset; gleichzeitig sei es eine Aufmerksamkeit im Rahmen der Feierlichkeiten und Aktionen zum Stadtjubiläum Gerolsteins. Die Eröffnung der Ausstellung erfuhr sehr großes Publikumsinteresse. Marc Chagalls "Bilder zur Bibel" sind nur bis Freitag, 6. Juni, im Rathaus Gerolstein von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 13 Uhr, zu sehen. Am Donnerstag, 5. Juni, werden um 13 und 15 Uhr Führungen durch die Ausstellung veranstaltet. Gruppen und Schulklassen können zusätzliche Termine vereinbaren. Kontakt: Pastor Hans-Otto Zeisset, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Zum Sandborn 38a, Gerolstein, Telefon 06591/982721.