Erlebte Geschichte auf 300 Seiten

GEROLSTEIN. 300 Seiten stark, 6500 Exemplare: Das Jahrbuch 2004 des Kreises Daun ist auf dem Markt.

"Wir bekamen überraschend viele Berichte zu unserem Schwerpunktthema, so dass es schwer fiel, eine Auswahl zu treffen", berichtete Helmut Klassmann vom Redaktionskollegium des Dauner Heimatjahrbuches. Mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs kommt Jahrzehnte danach eine Fülle erlebter Geschichte wieder ins Bewusstsein.Das Buch mit seinen 300 Seiten und einer Auflage von 6500 Stück stellt ein informatives und aktuelles Nachschlagewerk dar und gehört zum festen literarischen Bestandteil vieler Haushalte.Neu in dem seit 1973 jährlich erscheinenden Buch sind randlose Bilder. Auf dem Gelände des Gerolsteiner Brunnens stellten die Verantwortlichen das neue Buch vor. "Auch nach 60 Jahren sind die Kriegsereignisse berichtenswert, weil wir täglich mit Berichten dieser Art in den Medien konfrontiert werden", sagte Landrat Heinz Onnertz. 4000 Kriegstote aus dem Kreis Daun habe es gegeben, auf 25 Friedhöfen im Kreis lägen weit mehr als 2000 Gefallene, deren Schicksale nur erahnt werden könnten.Einzelne Schicksale sind von den Autoren festgehalten worden. Der gebürtige Wallersheimer Matthias Thömmes aus Philippsweiler kam wie in jedem Jahr zur Vorstellung. Er legt in seinem Beitrag "Volksschule im Dritten Reich" die Problematik der Heranwachsenden dar. "Bis heute bin ich davon nachhaltig beeindruckt und kann die Ereignisse nur verdrängen, niemals vergessen", erzählt er.Nachdenkliche Zeilen hat Hildegard Dümmer zu einem Mosaik der Völkerverständigung zusammengefügt. In der Geschichte von "Jacques und Emilie" berichtet sie von ihrer mutigen Großmutter, die einem deutschen Wehrmachtskontrolleurs, der das gemeinsame Mittagessen mit den französischen Kriegsgefangenen, resolut entgegnete: "Wer mit uns arbeitet, soll auch mit uns essen."Christa Feltgen aus Steffeln ist bereits zum 20. Mal als Autorin dabei. Sie listet in Gedichtform auf, wie durch das Kriegsgeschehen neue Bezeichnungen in den deutschen Wortschatz gelangten. Sie alle verschwanden nach Ende dieser Schreckenszeit, weil den Menschen, wie sie schreibt, von der Not getrieben, die Worte fehlten.80 Seiten des Jahrbuchs widmen sich dem Schwerpunktthema. Der Vorsitzende des Redaktionsausschusses, Alois Mayer, bedankte sich nicht nur für die Beiträge, sondern auch für die erhöhte Bereitschaft, Beiträge per E-Mail oder auf Diskette zu senden. Es erleichtere dem sechsköpfigen Autorenteam die Planung, Bewertung und den Aufbau des Buches.Weitere Themen neben dem Zweiten Weltkrieg sind Natur, Landschaft und Geschichte sowie Kultur, Heimat und Literatur. Daneben wird das Kreisgeschehen dokumentiert.Erfreulich vermerkte Mayer, dass die Eifelliteratur einen Boom erlebt. Begonnen habe alles mit der Gründung des Eifelvereins 1888 in Bad-Bertrich, der als Vorreiter von Eifelliteratur gelte. "Immer mehr verschwinden so weiße Flecken und machen unsere einst so verkannte Eifelheimat zu einem spannenden Tatort, nicht nur für Krimis, sondern als Orte der Tat, die durch Beiträge in den Jahrbüchern dokumentiert werden."Das Schwerpunktthema für 2005 steht derweil schon fest. Es widmet sich dem Wiederaufbau nach dem Krieg. Ziel ist auf diesem Weg eine nahtlose Dokumentation der Geschichte im Kreis Daun.Interessierte Leser haben die Möglichkeit, im Internet unter den Adressen www.jahrbuch-daun.de und www.vulkaneifel.de durch die Heimatjahrbücher des Kreises Daun zu "surfen". Die Jahrgänge 1973 bis 2003, also 30 Jahre Heimatgeschichte, sind mit mehr als 6000 Seiten mit allen Fotos und Abbildungen erfasst.

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