Erst verhandeln, dann entscheiden

Im ehemaligen Dauner Kurmittelhaus besteht Sanierungsbedarf. Nun soll geklärt werden, ob die Stadt das allein übernehmen muss. Sie ist nur Pächterin, der Gebäudekomplex gehört dem Dauner Sprudel.

 Wer muss zahlen für die Sanierung des Dachs des ehemaligen Kurmittelhauses? Diese Frage soll in Gesprächen zwischen der Stadt als Pächterin und dem Dauner Sprudel als Besitzer geklärt werden. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

Wer muss zahlen für die Sanierung des Dachs des ehemaligen Kurmittelhauses? Diese Frage soll in Gesprächen zwischen der Stadt als Pächterin und dem Dauner Sprudel als Besitzer geklärt werden. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

Daun. Der Name erinnert an die Zeiten, als die Kur in Daun - das bis heute den Namen Kurstadt führt - noch ein wichtiges Standbein für die Kreisstadt war: das ehemalige Kurmittelhaus. Vor dem Jahr 1900 gebaut, betrieb der Dauner Sprudel das Haus bis in die 1960er Jahre. Als der sich zurückzog, pachtete die Stadt 1969 das Kurmittelhaus, verpachtete es aber wieder unter. Der Pachtvertrag zwischen Stadt und Sprudel läuft noch bis 2026. Den Gebäudekomplex (altes Kurmittelhaus plus Anbau) nutzen zwei Pächter, die eine Physiotherapie-Praxis und eine Sauna betreiben. Das ebenfalls dort befindliche Mineralbewegungsbad wird vom Kneippverein Daun verwaltet.

Schon Mitte der 90er Jahre viel Geld investiert



Mitte der 90er Jahre wurde in das Kurmittelhaus viel Geld gesteckt, nachdem es mehr als zwei Jahre nicht genutzt worden war. In zwei Bauabschnitten wurde fast eine Million investiert.

Der Zahn der Zeit hat aber seitdem wieder kräftig am Gebäude genagt, so wird die Stadt wohl kaum vorbei kommen, eine Sanierung des Komplexes anzugehen. Über die Schäden informierte sich vor kurzem der Bauausschuss der Stadt. Pächter Physiotherapeut Mike Mohr zeigte die Flecken, die durch Wasserschäden entstanden sind und berichtete von Stromausfällen. Das Wasser dringt über das Dach ein, dort gilt es nach Auffassung von Fachleuten anzusetzen bei der Sanierung.

Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen hatte einen Experten um eine grobe Schätzung gebeten, was eine Sanierung kosten würde. Ergebnis: Rund 160 000 Euro wären fürs Dach fällig und rund 40 000 Euro für kleinere Schäden. Die Absicht der Stadt, Planungskosten in den Haushalt einzustellen, scheiterte am Veto bei der Kommunalaufsicht. Diese stellt sich auf den Standpunkt, dass eine komplette Dachsanierung nicht Aufgabe der Stadt sei, die ja Pächterin und nicht Besitzerin sei.

Nun gilt es zunächst einmal zu klären, was im noch 18 Jahre gültigen Vertrag zu dieser Frage steht. Jenssen: "Es müssen Gespräche mit dem Sprudel geführt werden. Dann schauen wir, wie es weitergeht." Auch der Kneippverein ist an einer Sanierung interessiert. "Wir brauchen das Bewegungsbad, das gut genutzt wird", berichtet Geschäftsführer Franz Jung. "Und dies umso mehr, als der Stadtrat ja beschlossen hat, dass das Warmbad im Hallenbad geschlossen wird."

Meinung

Stadt ist nicht allein am Zug

Kein Wunder, dass sich einige Stadtratsmitglieder angesichts der geschätzten Investitionssumme für eine Sanierung des Kurmittelhauses die Frage stellen: So viel Geld für eine Einrichtung, die der Stadt noch nicht einmal gehört? In der Tat: Es darf nicht alles an der Stadt hängen bleiben, auch der Sprudel als Besitzer ist gefordert, Vertrag hin oder her. Anders als vor etwas mehr als zehn Jahren würde ja auch nicht in eine Fast-Ruine investiert, sondern in eine Einrichtung, die voll genutzt wird. "Plattmachen" - was auch schon gefordert wurde - ist definitiv auch der falsche Weg. Auch hier gilt: Bei etwas gutem Willen aller Beteiligten sollte ein Kompromiss möglich sein. s.sartoris@volksfreund.de

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