"Es herrscht größte Zurückhaltung"

NÜRBURGRING. Mit stotterndem Motor war der Gewerbepark am Nürburgring vor seiner offiziellen Eröffnung 1998 gestartet. Auch wenn sich inzwischen ein Dutzend Betriebe mit 120 Arbeitsplätzen angesiedelt haben und neue Investoren an der Angel hängen, hapert es noch an manchen Stellen.

Auf der Plan-Skizze sind mehr blaue als gelbe und weiße Flächen zu sehen. Ein gutes Zeichen. Denn die blauen Flächen markieren bereits verkaufte und bebaute Flächen im Gewerbepark am Nürburgring. Die gelben signalisieren, "dass wir in Verhandlungen sind", wie Hermann-Josef Romes, Vorsteher des Gewerbepark-Zweckverbands erklärt. Die weißen Vierecke sind noch frei. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Von den 19 Hektar bebaubaren Flächen sind knapp elf Hektar verkauft, 3,4 Hektar "optioniert" und 4,4 Hektar frei. Ob und wann die seit rund eineinhalb Jahren laufenden Verhandlungen mit den Interessierten abgeschlossen werden, kann Romes noch nicht abschätzen. "Die Crux ist nicht, dass wir mir den potentiellen Partner nicht zu Rande kommen", erläutert er. Aber die Investoren, die später als Vermieter oder Verpächter auftreten, fänden derzeit wenig interessierte Betriebe. Romes: "Da schlägt die Marktsituation voll durch. Es herrscht größte Zurückhaltung." Sie sei aber kein Grund, von der Vermarktungsphilosophie des Parks abzurücken, was wegen der daran gebundenen Förderung des Landes auch nicht so einfach möglich wäre. Ansiedlungswillige Firmen müssen aus den Bereichen Auto, Motor und Sport kommen. Während sich die Suche nach weiteren Firmen schwierig gestaltet, werden im neuen Jahr Betriebe ihre Bauarbeiten abschließen und Eröffnung feiern: Dazu gehört die "Bike-World", ein Servicezentrum für Biker, und eine Dependance des Reifenherstellers Bridgestone. Über sie werden die Zuliefer-Dienste für die Renn-Teams abgewickelt. Auch die Capricorn Engineering GmbH aus Mönchengladbach, unter anderem Zulieferer für die "Smart"-Produktion, wird demnächst seine Zelte im Gewerbepark aufschlagen. Gleiches gilt für die Firma "KFB", die im Januar Eröffnung feiern soll. Sie produziert unter anderem den gesamten Aufbau für Rettungsfahrzeuge. Inklusive der Neu-Eröffnungen werden im Gewerbepark 210 Menschen beschäftigt sein. "Eine stolze Zahl", wie Romes findet, auch wenn vor Jahren einmal die Zielmarke von bis zu 500 ausgegeben wurde. "Die Messlatte war hoch gesteckt. Vor dem Fall der Mauer war die Annahme begründet. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Es gab den Zug nach Osten", begründet der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau. Hoteliers schrecken vor Saisongeschäft zurück

Die neu im Gewerbepark geschaffenen Jobs werden nur in wenigen Fällen direkt von Fachkräften aus der Region übernommen. Der größte Teil der Firmen wird die Beschäftigten mitbringen. "Alle Unternehmen haben zunächst Probleme, Arbeitskräfte vor Ort zu finden", sagt Romes. Die Firmen müssten erst einmal Vertrauen in der Region schaffen. Zum anderen müssten die Arbeitnehmer flexibel sein, da die Unternehmen sehr abhängig vom Renngeschäft seien. Erfreulich für Romes ist, dass ein Teil der Betriebe Ausbildungsplätze anbietet. Die "Bike"-World" etwa wolle Azubis in kaufmännischen Berufen einstellen. Wichtiger für die weitere Entwicklung des Parks sei derweil weniger der Verbleib der Formel 1 auf dem Nürburgring als die nationalen Rennserien. Dennoch weiß auch Romes: "Entscheidend für das gesamte Renngeschäft ist das Image durch die Formel 1." Bei derzeitiger Lage würde er es als Erfolg werten, wenn fünf neue Betriebe in den nächsten zwei bis drei Jahren gefunden werden. Dass darunter ein Hotel sein wird, erscheint bislang unwahrscheinlich, obwohl in diesem Bereich Nachholbedarf bestehe. Romes: "Uns fehlen in der näheren Umgebung des Nürburgrings Hotelbetten in hoher Qualität." Bei Großveranstaltungen müssten Gäste teils weit weg einquartiert werden. Doch potentielle Betreiber schreckten davor zurück, dass am Ring die Gesetzmäßigkeiten des Saisongeschäfts regierten. "Die Jahresdurchschnittszahl von Gästen ist unwägbar", sagt der Vorsteher. Er erinnert sich an Gespräche mit drei Hoteliers, die letztlich wegen eines zu hohen Risikos abgewunken hätten.

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