"Es muss einfach leckerer sein als Fleisch"

WIESBAUM. Sie heißen Velami statt Salami oder Lebenswurst statt Leberwurst und sind alles andere als fade - die vegetarischen Produkte, die die Firma Viana im Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum (Kreis Daun) seit gut anderthalb Jahren herstellt und in vielen Ländern verkauft. Noch in diesem Sommer fällt die Entscheidung über eine Erweiterung.

 Rund eine Million Tofu-Würstchen und viele andere vegetarische Gerichte werden jährlich bei Viana in Wiesbaum hergestellt.Foto: Mario Hübner

Rund eine Million Tofu-Würstchen und viele andere vegetarische Gerichte werden jährlich bei Viana in Wiesbaum hergestellt.Foto: Mario Hübner

"Im September haben wir unseren Standort in Wiesbaum eröffnet und die Leute hier erstmals mit vegetarischem Essen bedroht", sagt Unternehmenschef Bernd Drosihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Überhaupt liegt es dem gebürtigen Kölner fern, seine Produkte "mit erhobenem Zeigefinger" anzubieten. Dennoch ist der eingefleischte Vegetarier nicht nur als Geschäfts-, sondern auch als Privatmann davon überzeugt, dass es "sehr gute rein pflanzliche Alternativen zu den tierischen Produkten" geben kann. "Die Sachen müssen nur leckerer sein als Fleisch", nennt Drosihn eine zentrale Formel der Firma. "Der Geschmack spielt die Hauptrolle."Daher schafft das Unternehmen vorwiegend Produkte, die bekannt und leicht zuzubereiten sind - nur eben vegetarisch: Lebenswurst statt Leberwurst, Tofu-Geschnetzeltes, Weizenschnitzel oder Veggie-Hack für die Bolognese-Soße. Drosihn: "Wir wollen es den Verbraucher leicht machen, unsere Produkte zu probieren."Erfahrungsgemäß sei das nach Skandalen wie BSE und Geflügelpest, wenn Menschen Gesundheitsprobleme haben oder ein Kind erwarten, leichter. Drosihn: "Dann rückt die Ernährung ins Bewusstsein. Zudem geht weiten Kreisen mittlerweile auf, dass hoher Fleischkonsum schädlich ist." Doch nur beiläufig verweist er auf die Folgen: erhöhtes Herzinfarktrisiko und daher hohe volkswirtschaftliche Kosten sowie die Massentierhaltung mit ihren gesundheitlichen, ökologischen und moralischen Problemen.Probleme hat Viana derzeit kaum: Die Reibungsverluste während des Umzugs 2001, als drei Monate lang im Altwerk in Euskirchen sowie am neuen Standort produziert wurde, sind ausgeglichen. "Wir haben die wesentlichen Unternehmensdaten von 2001 auf 2002 wesentlich verbessert: Der Umsatz ist gestiegen, wir weisen mehr verfügbares Geld auf, und wir entwickeln uns nach Plan", blickt Drosihn optimistisch gen 2006.Starthilfe durch Land und Kommune

Dann muss die Firma die Gebäude übernehmen. So will es das vom Land bezuschusste Modell der "kommunalen Vorausfabrik". Bislang zahlt Viana nur Miete. Drosihn sagt: "Wir haben ein Ziel, und wir werden das schaffen."Keine Realität wurde hingegen bislang die beim Spatenstich im Spätsommer 2000 geäußerte Prognose, dass neben den damals 30 bestehenden Arbeitsplätzen 15 weitere entstehen. Dafür habe Viana aber nur ein Viertel statt der geplanten drei Viertel der Belegschaft aus Euskirchen mitgebracht. So sind vor Ort etwa zwei Dutzend neue Jobs geschaffen worden. "Und wir haben super Glücksgriffe getan", schwärmt Drosihn von seinen Mitarbeitern.Großes Lob verteilt er auch an "das Duo Pitzen/Weber sowie die Verwaltung in Hillesheim". Drosihn: "Wir sind prima aufgenommen worden, und Herr Pitzen ist auch schon mal mitgegangenen, wenn Genehmigungen einzuholen waren. Das ist nicht zu erwarten." Eine Expansion des Unternehmens schon. "Wir haben zwei große Kunden, die eine höhere Nachfrage angemeldet haben. In diesem Sommer werden wir eine Entscheidung treffen", sagt Drosihn. Geplant ist, das Lager um weitere 1000 und die Produktion um 600 Quadratmeter aufzustocken - dank der Sandwich-Bauweise kein Problem. Ob dadurch Jobs geschaffen werden, will der Geschäftsführer nicht sagen.

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