"Es muss weitergehen"

GEROLSTEIN. "Es liegt im Interesse der Stadt, dass das Hotel läuft. Und im Calluna muss es weitergehen - schließlich ist Gerolstein ein Fremdenverkehrsort." Mit diesen Worten verteidigt Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) den wahrscheinlichen Verkauf des Geländes unterhalb des Hotels an die Firma Streif, die dort Wohnhäuser errichten will.

Noch gehört das Gelände zwischen Hotel Calluna und Burgweiher, zwischen Mossweg und den Schulen der Stadt. Im Vertrag mit der Firma "Arbitare", die das Hotelgebäude für einen Euro von der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land gekauft und sich später in Calluna GmbH umbenannte hatte, ist laut Hans-Josef Hunz von der Verbandsgemeindeverwaltung Gerolstein unter anderem zweierlei festgelegt worden: Erstens, dass das Hotel spätestens zehn Jahre nach dem Verkauf in Gang gebracht und eröffnet werden muss. Zweitens, dass "Arbitare" anschließend das 20 000 Quadratmeter große Gelände unterhalb des Hotels zu einem festgelegten Preis kaufen kann - laut TV -Informationen für damals 12,50 Mark (umgerechnet 6,75 Euro) pro Quadratmeter, also insgesamt knapp 300 000 Mark (189 000 Euro). Hunz: "Dieses Angebot hat die Calluna GmbH bisher aber noch nicht wahrgenommen."Stadt scheut Vermarktungsrisiko

Im Rathaus wird aber davon ausgegangen, dass es zum Verkauf kommt, wenn der Bebauungsplan für dieses Gebiet rechtskräftig ist. Nachdem bei der jüngsten Offenlegung, die vor wenigen Tagen endete, nach Auskunft von Stadtbürgermeister Schwartz keine Einwände mehr vorgebracht wurden ("Da kam nix mehr"), geht er von einem baldigen Vollzug aus; und dem anschließenden Weiterverkauf der Geländes an die Firma Streif. Calluna-Geschäftsführer Heinz Weber sagt: "Mit Streif befinden wir uns auf der Zielgeraden, unterschrieben sind die Verträge aber noch nicht." Zum Weiterverkaufspreis und der erwarteten Gewinnspanne wollte Weber sich nicht äußern. Er sagte nur: "Die wird viel kleiner sein, als wir uns das einmal erhofft haben." Doch neben diesem Primäreffekt aus dem günstigen Ankauf und dem teureren Weiterverkauf des Geländes, der ursprünglich zur Refinanzierung der enorm gestiegenen Hotelinvestitionen gedacht war, setzen Weber und Co. nun vor allem auf die Sekundäreffekte der Calluna Residenz(siehe Hintergrund) . Nach den gewachsenen Investitionskosten für das Hotel schreckten die Calluna-Leute vor allem vor den Erschließungskosten für das Gelände der zukünftigen Wohnsiedlung zurück. Weber: "Die Erschließungskosten allein betragen etwa eine halbe Million Euro. Zusammen mit dem Bau der etwa 30 Häuser ist das eine finanzielle Größenordnung, die unsere Mittel weit übersteigt." Auf die Frage, weshalb unter diesen geänderten Umständen die Stadt nicht selbst als Vermarkter auftritt, um den leeren Stadtsäckel zu füllen, antwortete der Stadtbürgermeister: "Die Stadt kann das Risiko nicht eingehen, dort zu erschließen und zu vermarkten. Das wird schon schwierig genug." Trotz der konzeptionellen Änderung ist Schwartz nach eigenem Bekunden "froh, wenn es weiter geht mit dem Calluna". Zudem hofft er "auf eine gute Nachbarschaft dort oben". Gemeint ist mit dieser Aussage das Miteinander der Bewohner von Mossweg und Burgweiher einerseits und der künftigen Hausbesitzer sowie der Hotelleute andererseits. Angesichts der "vielen konstruktiven Gespräche, die wir geführt haben, und dem Entgegenkommen, das wir gegenüber den Anwohnern in vielen Punkten an den Tag gelegt haben", gibt sich Schwartz aber zuversichtlich. Und die Anwohner? Die bestätigen zum einen grundsätzlich, dass sie Gehör gefunden haben - wenn auch jeweils mit unterschiedlichem Erfolg. Dennoch möchten sie laut Anwohner Hermann Krämer-Eis "nicht in Gewinner und Verlierer auseinander dividiert werden, da wir alle an einem Strang ziehen und das gleiche Interesse verfolgen: dass sich die künftige Bebauung in das bisherige Bild einfügt". Dies sei bei den ersten Planvorstellungen nicht der Fall gewesen. Zum anderen kritisieren die Anwohner die Äußerung von Calluna-Geschäftsführer Weber, nach der weitere Einsprüche gegen den Bebauungsplan oder gar Rechtsstreitigkeiten das gesamte Vorhaben gefährden könnten (der TV berichtete). Krämer-Eis: "Wir nehmen lediglich unsere Bürgerrechte wahr. Und ein Rechtsstreit ist auch nur dann zu befürchten, wenn im Plan etwas rechtswidrig ist. Also: Weshalb die Angst?"

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