Fachwelt guckt, doch keiner merkts

GEROLSTEIN. Eine Ära geht zu Ende: Nach elf Jahren verlässt Geologin Marie-Luise Frey Gerolstein. Sie ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Geopark des Gerolsteiner Landes in Deutschland und Europa große Bekanntheit erlangt hat. Die Stellenausschreibung zur Neubesetzung läuft.

"Ihre Verdienste können gar nicht genug herausgestellt werden. Wir lassen sie nicht gerne ziehen", sagt Hans-Peter Böffgen, Chef der Touristik- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land.Am 26. September hat die Geologin Marie-Luise Frey ihren letzten Arbeitstag in Gerolstein. Ihre Stelle war stets eine Teilzeitbeschäftigung, projektbezogen manchmal auf eine Dreiviertel- oder Ganztagsstelle aufgestockt. Das erklärt ihre Entscheidung: "Ich muss langfristig denken, und deshalb habe ich das bessere Angebot angenommen."Sie wird ab 1. Oktober Geschäftsführerin des neuen Besucherzentrums in der Weltnatur-erbe-Grube Messel bei Darmstadt. "Dort, wo das erste Urpferdchen gefunden wurde", fügt sie hinzu.Böffgen: Konnten nicht mithalten

"Diese Summe an Vorteilen - Vollzeitjob und Kompetenzausweitung durch die Geschäftsführung - konnten wir ihr nicht bieten", erklärt Böffgen.Die Verbandsgemeinde Gerolstein hätte sich Frey als Geschäftsführerin und wissenschaftliche Fachkraft in Personalunion für den 2001 gegründeten Geopark Vulkaneifel vorstellen können. Allerdings, so Böffgen, sei dies "leider nicht zustande gekommen, weil sich die Gesellschafter bisher nicht auf den Aufgabenkatalog und den Personalschlüssel einigen konnten." Gesellschafter sind die Verbandsgemeinden Manderscheid, Daun, Gerolstein, Hillesheim, Obere Kyll und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) des Kreises Daun.WfG-Chef Alfred Bauer ist der kommissarische Geschäftsführer des Vulkaneifel Geoparks. Er meint zum Thema Personalschlüssel: "Ich will dem Aufsichtsrat nicht vorgreifen, der sich in den nächsten Tagen trifft."Für die zweijährige Vakanz seit der Gründung hat Bauer allerdings eine Erklärung parat: "Die Finanzquellen sind nicht so gesprudelt wie erhofft." Jedoch sieht er mittlerweile gute Chancen, an EU-Mittel für die Region zu kommen.Böffgen wiederum dementiert, dass mit der Besetzung der Geologen-Stelle die Bewilligung von Fördermitteln verbunden ist.Vielmehr betont er die Notwendigkeit - ob mit oder ohne EU-Förderung - einer Fachkraft: "Wir können die geologischen Projekte nicht ohne Experten durchführen. Wenn wir keine eigene Geologin haben, müssen wir das Wissen über Fachbüros einkaufen."Momentan laufen Zuschussanträge für Investitionen in Geo-Projekte von mehr als 400 000 Euro. Laut Böffgen soll die Hälfte davon durch EU-Mittel finanziert werden. Das Konzept dazu muss noch ausgearbeitet werden und soll bis Ende Oktober vorliegen.Dabei geht es um ein dreijähriges Projekt bei dem der Kyllpark, der Quellpavillon auf dem Brunnenplatz und der Kinderspielplatz am Rathaus nach geologischen Gesichtspunkten umgestaltet werden sollen. Das Areal soll künftig als Ausgangspunkt für den Geopark gelten - und auch dementsprechend zu erkennen sein.Außerdem wurden weitere Mittel für das Naturkundemuseum beantragt, damit das Schwerpunktthema "Wasser" innerhalb der Ausstellung noch größeren Stellenwert findet. Diese Ausarbeitung wird die vorrangigste Aufgabe des neuen Geologen sein.Nachfolge: Mehr als 15 Bewerbungen liegen vor

Mehr als 15 Bewerbungen sind mittlerweile auf die Teilzeitstelle im Rathaus eingegangen. Die Noch-Stelleninhaberin Frey weiß aus Erfahrung, was der oder die Neue mitbringen muss: "Außer Kompetenz auf jeden Fall Offenheit, Kommunikationsfähigkeit und viel Beharrlichkeit."Sie bescheinigt den Führungskräften im Gerolsteiner Rathauses Weitblick: "Wenn jemand in der Vulkaneifel die Bedeutung der Geologie für die Region erkannt hat, dann Gerolstein. Die deutsche Fachwelt guckt nach Gerolstein, auch wenn das hier keiner bemerkt."Die stille Kämpferin Frey hat den Geopark Gerolsteiner Land inmitten der Vulkaneifel als ersten deutschen Park in das europäische Geopark-Netzwerk gebracht. Damit befinden sich die Brunnenstädter in äußerst prominenter Gesellschaft, beispielsweise mit den versteinerten Wäldern auf der griechischen Insel Lesbos oder den Meteoriten-Kratern in Frankreich.

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