Faible für Papier und Akten

WINKEL. (HG) Nach 20 Jahren Arbeit für die Gemeinde kandidiert der 79-jährige Josef Hölzer nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters.

Noch stapeln sich auf dem Schreibtisch von Josef Hölzer im Wohnzimmer Papiere und Akten, doch bald ist Schluss damit. Denn die Amtszeit des 79-jährigen neigt sich dem Ende zu. Hölzer macht nach vier Legislaturperioden Schluss. Ganz leicht fällt es ihm nicht, denn er hat ein Faible für die Verwaltung und dementsprechend gern mit Papier und Akten zu tun. "Es muss aber doch einmal Schluss sein, sonst bekommen wir überhaupt keine Ruhe mehr", sagt Ehefrau Erna. Ihr Mann stimmt zu: "Ich möchte mich auch noch ein bisschen ausruhen und kann es ja wohl nicht so lange machen, bis ich umfalle", sagt er. Wie lange er schon im Gemeinderat ist, das weiß er selbst nicht genau. Auch sein Frau kommt auf kein Datum, irgendwann in den 60er Jahren wird es wohl gewesen sein. Josef Hölzer ist ein typischer Eifeler. Er war Soldat und arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg der Mutter zur Liebe, die drei Söhne im Krieg verloren hatte, in der Landwirtschaft. Lieber wäre er in die Verwaltung gegangen.Pflichtbewusstsein bedeutet ihm viel

An das Amt des "Vorstehers" kam er 1984, als für ihn und seine Frau die Landwirtschaft mit 20 Kühen zu viel wurde. Gelegenheit für ihn, den Posten des Bürgermeisters "als Ausgleich" zu übernehmen: "Ich hatte ja mehr Zeit und habe so etwas mit Verwaltung ja gern gemacht". Erna Hölzer staunte nicht schlecht, als man ihr im Nachbarort Gillenfeld von der Wahl des Ehemanns zum Bürgermeister berichtete. "Ich sagte ihm, dass er so noch mehr Ärger bekommt, als er schon hat", gesteht sie. Doch miteinander ging es besser, als beide es gedacht hatten. Hölzer war als Bürgermeister ein Mann des Ausgleichs. Pflichtbewusstsein in seinem Amt bedeutete ihm viel. "Man wollte Vieles leisten, musste aber auch mit allen zusammen arbeiten. Aber allen konnte man es auch nicht recht machen", sagt er nachdenklich.Die Kapelle vor dem Verfall gerettet

Die Entwicklung vom landwirtschaftlich geprägten Dorf zum Wohndorf hat auch Winkel durchgemacht. Ein Baugebiet wurde ausgewiesen, aber zu wenige junge Leute bauten dort. Die leer stehenden Häuser, die durch Aufgabe der Landwirte im Ortskern entstanden, füllten Städter. Die Kapelle in Oberwinkel hat er mit Hilfe der Bürger vor dem Verfall gerettet. Viele Wege rund ums Dorf wurden ausgebaut und das Dorf sieht sauber aus. "Was ich vorhatte und machen wollte, das ist mir bis auf wenige Sachen gelungen", sagt Hölzer. Nur den Neubau der Straße in Niederwinkel, hätte er noch gern realisiert, aber das klappte in Zeiten knapper öffentlicher Mittel nicht mehr. Gern erinnert er sich an die "Mach mit"-Aktion des Südwestfunks 1996, bei der der Schulkeller in zehn Tagen zum Jugendraum ausgebaut wurde: "Das hat gut geklappt, denn alle Bürger haben mitgemacht." "Wenn man als Bürgermeister einer Sache richtig nachgehen wollte, war es ein schwerer Job mit viel Hektik. Wenn die Bürger mitmachten, ging es leichter." Im Ruhestand wollen Erna und Josef Hölzer sich Zeit nehmen, die Umgebung zu erkunden: "Wir hatten nie Zeit, spazieren zu gehen, jetzt fahren wir mit dem Auto mal herum."

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