"Fanpost" aus Wittlich

GEROLSTEIN. Die Zukunft der Jugendberufshilfe bei der Dekra-Akademie ist gesichert: Das Land finanziert das Projekt bis Juli 2005 mit weiteren 200 000 Euro. Der Kreis Daun gibt 20 000 Euro. Momentan nehmen dieses Angebot 94 Jugendliche in Anspruch.

Die Arbeit der Jugendberufshilfe (JBH) ist vielfältig. "Unser dreiköpfiges Team bildet die Beratungsstelle für jedes Problem, von Schule über Ausbildung bis hinein in die Familie. Auch Drogenabhängigen, Obdachlosen oder Ex-Häftlingen helfen wir", sagt Projektleiterin Maria Gilles. Obwohl die JBH nach dem Konzept der Landesregierung nur auf 40 junge Leute ausgelegt ist, haben bei der Dekra-Akademie aktuell 94 angeklopft. Und keiner wird weg geschickt. Einer von ihnen ist Konstantin: Der 17-Jährige besucht die Berufsfachschule I für Elektrik. "Vorher war ich bei den Schreinern. Das war nicht so gut", sagt er. "Konstantin ist noch immer im Findungsprozess. Deshalb macht er jetzt den Berufe-Test, der in der TV -Sonderbeilage ‚Jugend vor der Berufswahl‘ war", sagt JBH-Ausbilder Peter Müller. Diana Wasielewska suchte Rat bei JBH-Ausbilder Hagen Langerhans. Er trainiert mit ihr das Bruchrechnen. Die 18-jährige Polin will den Hauptschulabschluss schaffen. Nach einem einjährigen Praktikum als Altenpflegerin will sie unbedingt einen Ausbildungsvertrag. "Und ohne Abschluss bekomme ich keinen. Deshalb besuche ich ab Anfang November das neue Projekt ‚lernende Region‘ bei der Volkshochschule in Trier." Gemeinsam mit zwei weiteren Mädchen hat sie freiwillig in den Herbstferien bei Langerhans einen Intensiv-Kurs besucht. Maria Gilles sieht die Arbeit der JBH "als Begleitung während der Ausbildung und als Kombination zwischen Nachhilfe und sozialpädagogischer Betreuung". Die Mitarbeiter gehen auch mit zur Drogenberatungsstelle, zu Gerichtsverhandlungen oder anderen Behörden. Einen Drogenabhängigen, der wegen Beschaffungsdelikte im Gefängnis war, hat die JBH als Dachdecker wieder resozialisiert. "Der jahrelange Kampf hat sich gelohnt. Er war ganz unten und steht jetzt, mit einer netten Freundin an der Seite, gut da", bilanziert Gilles.Vermittlung in Praktika

In einem anderen Fall sind über die JBH alle drei Kinder einer Aussiedlerfamilie aus Birresborn untergebracht worden. "Eins im Praktikum als Maler, eins in der Ausbildung als Glasmacher und eins in die Schule", zählt die Projektleiterin auf. "Das sind unsere Sternstunden." Etwa ein Drittel der 94 Jugendlichen hat Gilles in Praktika vermittelt. Dabei hilft auch die Zusammenarbeit mit Firmen aus der Region. Die Sozialämter haben bislang insgesamt zehn obdachlose Jugendliche zur JBH geschickt. Auch um die Unterbringung und Ausstattung mit dem Notwendigsten kümmert sich das JBH-Trio. Immer wieder müssen sie auch für klare Absprachen sorgen. Gilles: "Dann sitzen wir mit den Jugendlichen bei den Eltern am Küchentisch und machen die Bedeutung von Primärtugenden wie Pünktlichkeit oder Ordnung klar." Für 2005 plant Gilles einen neuen JBH-Baustein mit der Justizvollzugsanstalt in Wittlich. "Einen Ordner mit Fanpost aus dem Gefängnis haben wir schon lange. Unsere Arbeit hat sich rund gesprochen. Denn nach zweieinhalb Jahren im Gefängnis sind sie ja quasi weg vom Fenster", erklärt sie. Mit dem neuen Bewilligungsbescheid aus Mainz über 200 000 Euro ist die Zukunft der JBH bis Juli 2005 gesichert. "Würde die JBH wegbrechen, wäre das für die Region eine Katastrophe", sagt Gilles. Allerdings musste das Konzept überarbeitet werden. Das Land fordert die verstärkte Einbindung der JBH in den Schulen, bei Elterngesprächen und der Berufsplanung. Der erste Termin dafür wird an der Hauptschule Hillesheim sein.

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