Fischhäcksel-Anlage darf man sagen

TRIER/DENSBORN. (vog) Gewässerschützer Peter Neu aus Bitburg darf weiterhin behauptet, dass die Wasserkraftanlage (WKA) Densborn eine "Fischhäckselanlage" ist und dass dort bisher "unzählige Tonnen Fische vernichtet" wurden. WKA-Betreiber Richard und Doris Kail aus Rittersdorf unterlagen in allen Anklagepunkten vorm Landgericht Trier.

"Schlappe für Wasserkraftnutzer", titelt Neu auf den Internetseiten www.gewaesserschutz-eifel.de unmittelbar nach der Urteilsverkündung. Dieser Internetauftritt, den er gemeinsam mit Herbert Schneider, dem Fischereibeauftragten des Kreises Bitburg-Prüm und Arnold Mai aus Irrel, unterhält, sorgte für den Wirbel vor Gericht (der TV berichtete). Unter dem Link "Skandalbeispiele" ist auch das WKA Densborn zu finden, weil der ehemalige Betreiber, die RWE Power AG, jeden zweiten Stab am Gitter vor den Turbinen (so genannter Rechen) entfernt hatte. Bei 8,5 Zentimeter Stababstand war kein Schutz mehr für Fische vor der Turbine gewährleistet. Aber es kam mehr Wasser mit mehr Druck in die Turbine. Mehr Ökostrom aus der "Fischhäckselanlage", wie Neu behauptet. 2003 baute der neue Eigentümer Kail einen Rechen mit 32 Millimeter Stababstand ein. Trotzdem hielten die Eifeler Gewässerschützer ihre Behauptungen aufrecht. Kail, der im Bundesvorstand der Deutschen Wasserwerkbetreiber und Landesvorsitzender ist, zog vor Gericht und verlor. Ein hoher Imageschaden für seine Branche? Kail dementiert: "Mit fehlgeleiteten Betrachtungsweisen sollte hier die Wasserkraft an den Pranger gestellt werden." "In der Anlage ist nie ein Fisch geschädigt worden"

Das Gericht hatte einen unabhängigen Gutachter beauftragt. Fazit: "Mit großer Wahrscheinlichkeit" seien Neus Aussagen richtig. Das Gericht zweifelt die Aussagen des Gutachters nicht an, wie es ausdrücklich in der Urteilsbegründung heißt. Immerhin würde "jährlich an 270 Tagen alles Wasser durch die Turbinen geleitet". Somit hätten die Fische gar keine andere Möglichkeit. "Mehr als 100 Fachstudien belegen, dass beim Turbinendurchlauf je nach Fischart drei bis 48 Prozent der Fische geschädigt werden", sagt Neu. Auch der Gutachter bezieht sich auf diese Expertisen. Kail lässt das nicht gelten: "Eine doppelte Gewässerstrecke durch den Flusslauf und den Turbinenkanal, die damit verbundene Sauerstoffanreicherung, die Mindestwasserabgabe und die vorhandene Fischtreppe schaffen das ganze Jahr über Durchgängigkeit. In der Anlage ist nie ein Fisch zu Schaden gekommen." Kail kritisiert den Gutachter: "Er hat viele Realitäten nicht erkannt. Außerdem sind die meisten der zitierten Studien sachlich nicht wahr." In Berufung will er "sehr wahrscheinlich" gehen. Ob er ein Gegengutachten erstellen lässt, will er erst nach eingehender Auswertung der Urteilsbegründung entscheiden. Gewässerschützer Neu hatte auch eine Studie des Bundesumweltamts ins Spiel gebracht. Danach richten die Kleinwasserkraftwerke an der Kyll mehr Schaden als Nutzen für die Umwelt an. "Diese Studie ist doch eine Farce", sagt Kail. Er nimmt seine Kollegen in Schutz: "Die Nutzung der Wasserkraft macht uns von Märkten wie Öl oder Erdgas unabhängiger." Dass er das WKA Densborn als lukrative Geldanlage betreibe, lässt Kail nicht gelten: "Damit ist ein hohes, unternehmerisches Risiko verbunden." Im WKA Densborn würde jährlich der Strom für 200 Haushalte produziert. Dazu Neu: "Diese Anlagen bringen nicht mehr als ein stotternder Golf-Diesel-Motor." Kail erhält für jede Kilowattstunde 7,67 Cent. Umsatzzahlen will er ebenso wenig nennen wie die Anzahl der WKA, die er betreibt. Die Eifeler Gewässerschützer wollen weiterhin zu sein. Ab Montag würde die Domain www.gewaesserschutz-eifel.de wieder ausführlich - inklusive Skandalbeispiele - im Internet aufrufbar sein.

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