Fluss ohne Wiederkehr

GRANSDORF. (har) Zur Erinnerung an eine Unglückswallfahrt der Pfarrei Gransdorf am 28. Juni 1725 findet am Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr, eine Gedenkmesse in der Pfarrkirche St. Apollonia in Gransdorf statt. Zuvor gibt es um 19.30 Uhr einen Vortrag über das Ereignis.

Vor 281 Jahren starben mehr als 100 Eifeler bei einer Wallfahrt zum Apostelgrab des heiligen Matthias in Trier. In Erinnerung an das Ereignis findet am heutigen Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr, eine Messe in der Gransdorfer Kirche statt. Zuvor hält Klaus Rodenborn um 19.30 Uhr einen Vortrag über die damaligen Ereignisse. Die Geschichte der Unglückswallfahrt am 28. Juni 1725 hat Erich Gerten in der "Chronik der Gemeinde Gransdorf" aus dem Jahre 1998 zusammengetragen. Der Gransdorfer Klaus Burbach hat sich ebenfalls des Themas angenommen: 1725 war in der Eifel ein sehr trockenes Jahr, berichten die zeitgenössischen Quellen. Die von den Bauern eingebrachte Saat verging schon in den ersten Monaten nach dem Aussäen. Die Trockenheit ließ fast alle Früchte verdorren oder nicht anwachsen, berichtet Burbach in einem Beitrag für den TV. Der Monat Juni brachte hingegen Regen ohne Unterlass und ließ die Bäche und Flüsse anschwellen. Die Vorräte des Vorjahrs waren aufgebraucht. Wegen des vielen Regens verfaulten die heranwachsenden Früchte, und das Heu ging zur Neige. Die Not nahm kein Ende. Da zu dieser Zeit viele Priester mit ihren Gläubigen Andachten, Bittgänge und Wallfahrten abhielten, entschied sich auch der Pfarrer der Pfarrei "Cranzdorf" mit seinen Pfarrangehörigen aus den Dörfern Spang, Dahlem, Binsfeld, Landscheid, Burg, Niederkail, Schwarzenborn, Eulendorf, Gelsdorf und die Höfe Raskop, Hau (Oberhof und Niederhof), Biermühle, Brandenmühle, Altenhof, Mulbach und Hütt, eine Wallfahrt zu unternehmen. Das Fest Peter und Paul und das Apostelgrab in der Basilika St. Matthias in Trier waren Ziele der Gruppe. Weil der Weg beschwerlich und die Witterung schlecht war, sollte aus jedem Haushalt ein Familienmitglied mitgehen. Rund 150 Menschen sollen sich auf den Weg nach Trier gemacht haben. Der Strecke war anstrengend, und die Gruppe musste oft Pause machen. So kam man erst am Tag nach dem Aufbruch an der Mosel an. Die Pilgerschar wollte in zwei Gruppen übersetzen. Die Schiffer weigerten sich jedoch, zweimal überzusetzen, weil die Wogen der Mosel zu hoch waren und das Wetter sich nicht besserte. So kam es, dass alle in einem viel zu kleinen Boot übersetzten. In der Mitte des Flusse kam plötzlich ein Wirbelsturm auf, die Fähre kenterte, und die Pilger ertranken nach und nach in den kalten Fluten. Der Pastor soll am längsten die Kraft gehabt haben, seinen Pfarrangehörigen noch den Segen Gottes zu erteilen, heißt es in der Überlieferung. Seine laute und Segen spendende Stimme war bis zum Ufer zu hören. Auch er ertrank. Die Leichen der Eifeler wurden Tage später in Schweich an das Moselufer gespült. Als einzige Überlebende kamen Kreuz- und Fahnenträger wieder nach Hause. Trotz dieser Katastrophe wurde die Tradition der Wallfahrt lange aufrecht erhalten. Im Jahr 1758 ist von rund 500 Pilgern die Rede.

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