Franzbranntwein, Pilgerbuch und Butterbrote

HILLESHEIM/LISSENDORF. (bb) "Zur Abwendung der Not" 1844 ins Leben gerufen, bis heute eine feste Institution "zum Lobe und zur Verherrlichung Gottes und zur Ehre seiner heiligen Mutter Maria": Seit 160 Jahren geht die Maria-Hilf-Prozession im Mai von Hillesheim nach Koblenz. Seit zwei Jahrzehnten ist Reimund Simonis aus Lissendorf der Organisator.

"Wir freuen uns das ganze Jahr darauf", sagen der langjährige Organisator der Maria-Hilf-Prozession, Reimund Simonis, und seine Frau Rita . "Die Gemeinschaft trägt uns bis nach Koblenz." Vor 160 Jahren hatten sich erstmals ein paar Fußpilger auf den Weg zur Maria-Hilf-Kirche im Koblenzer Stadtteil Lützel gemacht. Inzwischen hat sich die Zahl der Teilnehmer, die am frühen Montagmorgen in Hillesheim starten, bei über 180 eingependelt. Entlang der Strecke gesellen sich weitere Gläubige dazu, so dass rund 450 Teilnehmer mittwochvormittags an der Kirche ankommen. Den Reisesegen erhalten die Pilger montags um halb sechs in der Hillesheimer Kirche. Am ersten Tag bewegt sich die Wallfahrt über Dreis und Kelberg nach Boos. Unterwegs stoßen etwa 40 Pilger dazu. Die Hälfte der Wallfahrer übernachtet in Boos, die anderen werden mit Bussen nach Hause gebracht. "Mehr Pilger kann das Dorf nicht aufnehmen", erklärt Reimund Simonis. Ähnlich ist es am nächsten Abend in Ochtendung, wohin die Prozession über Hirten und Mayen gelangt. Den Ochtendungern macht Simonis ein besonderes Kompliment: "In keinem Ort sonst auf dem Weg nach Koblenz stehen so viele Leute am Straßenrand und bereiten uns einen freundlichen Empfang." Wie in Boos sei auch in Ochtendung die Bereitschaft, Pilger kostenlos zur Übernachtung mit Abendessen und Frühstück aufzunehmen, sehr groß. Höhepunkt der Wallfahrt ist die Ankunft in Lützel mit einem Festhochamt in Maria-Hilf. Für das erfahrene Pilger-Ehepaar Simonis gehören Regenschirm und Sonnenbrille ebenso ins Gepäck wie Ersatzkleidung, Franzbranntwein und ein Butterbrot. Und ganz wichtig: das Pilgerbüchlein mit allen Gebeten und Liedern in der genauen Reihenfolge. Für Ordnung in der Prozession sorgen zehn bis 15 Brudermeister. Die Aufstellung ist immer gleich: Kreuz- und Fahnenträger, Frauen in zwei Reihen, Musiker in drei Reihen, Männer in zwei Reihen, je zwei Sicherungskräfte mit Funk am Anfang und am Schluss. Ein ausgebildeter Sanitäter, der aus Hillesheim stammt und heute in Bayern lebt, nimmt seit vielen Jahren an der Wallfahrt teil. Seine Hauptaufgabe sei die Fußpflege, erzählen Reimund und Rita Simonis. Die Prozession wird stets von einem Begleitfahrzeug mit Anhänger eskortiert; auf dem Anhänger sind Getränke und Gepäck. Das Alter der Fußpilger liegt nach Angaben des Organisators zwischen 18 und 75 Jahren; an der Buswallfahrt am dritten Tag nehmen auch noch Ältere teil. Im Herbst beginnt für Reimund Simonis die Organisation der nächsten Wallfahrt. Dann trifft er sich mit den Brudermeistern, man legt den Termin fest und veröffentlicht ihn. Er bestellt Busse - in diesem Jahr sind es elf Stück. Es gibt einen Verein "Maria-Hilf-Prozession". Neben Reimund Simonis stehen an der Vorstandsspitze Karl Dostert (Mettmann) als Vorsitzender und Gregor Jaax (Dreis-Brück) als Erster Brudermeister.

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