Für und gegen alles ist ein Kraut gewachsen

MARIA LAACH. Klöster sind eine Welt für sich. Hinter ihren Mauern haben viele Dinge eine andere Bedeutung als in unserem Alltag. Das ist auch in der Benediktinerabtei Maria Laach nicht anders. Doch auch dort gibt es Veränderungen. Bruder Hilarius hat in den 50 Jahren, in denen er in Maria Laach zu Hause ist, einige erlebt und mitgestaltet.

Klöster sind ein Ort der Ruhe und der inneren Einkehr. Viele der jährlich etwa zwei Millionen Besucher kommen genau deshalb in die Benediktinerabtei nach Maria Laach. Andere haben es auf die Pflanzen der Gärtnerei abgesehen. "Ora et labora!", also "Bete und arbeite!" gilt dort zwar auch heute noch. Allerdings hat sich der einst ausschließlich auf den Eigenbedarf ausgerichtete Gartenbau grundlegend verändert. "Unsere Gärtnerei ist längst ein ganz normaler Wirtschaftsbetrieb, in dem es darauf ankommt, Gewinn zu machen", sagt Bruder Hilarius.Für den Klostergärtner gibt es keinen Ruhestand

Der 72-Jährige lebt seit 50 Jahren in Maria Laach. Kaum jemand kennt die Geschichte der Gärtnerei so gut wie er. Seit Jahrzehnten ist sie "sein Ding". Zunächst arbeitete er als angestellter Gärtner für die Brüder, später wurde er einer von ihnen. "Egal wie heiß die Sonne früher manchmal brannte oder wie schwer unsere Arbeit war, am Habit kamen wir nicht vorbei", erinnert er sich. Heute ist die Ordenstracht keine Pflicht mehr. Nicht selten arbeitet Bruder Hilarius in grauer Stoffhose und weißem T-Shirt. Er ist froh darüber, dass es im Kloster keinen Ruhestand gibt. Die Gärtnerei sei seine Lebensaufgabe, sagt Hilarius. Noch immer liebt er es, in der Erde zu wühlen oder sich neue Konzepte und Geschäftsideen zu überlegen. Dass dies nötig war und ist, daraus macht der Bruder keinen Hehl. "Gerade in den vergangenen drei Jahren haben wir massive Einbußen hinnehmen müssen." Auch die Brüder wollen ihre Betriebskosten senken. Die rosigen, wohlbehüteten Zeiten sind längst vorbei. Die Gärtnerei steht im Wettbewerb. Bis zum Jahr 2005 hat die Abtei 15 Gärtner beschäftigt. Jetzt sind es noch zwölf. Drei mussten betriebsbedingt gekündigt werden. Ein Ausweg scheint für Bruder Hilarius die Spezialisierung zu sein. "Im Prinzip", sagt er, "haben wir damit schon vor 50 Jahren begonnen." Damals bewirtschafteten die Brüder noch das gesamte zur Abtei gehörende Land. Heute ist vieles davon verpachtet. Um sechs mit Obstbäumen bepflanzte Hektar kümmern sich die 60 Benediktiner noch selbst. Die eigenen Apfel- und Birnenprodukte gehören im Verkaufsraum zu den Rennern.Sonntags kamen bis zu 12 000 Besucher

Der selbst entstand, wie so vieles andere auch, was heute die Gärtnerei ausmacht, erst im Laufe der Zeit: Von 1964 an wurden immer wieder Gebäude an- oder umgebaut, zuletzt 1995 eine große, gläserne Halle. Nachdem Anfang der 70er-Jahre die A 61 fertig gebaut war, kamen sonntags bis zu 12 000 Besucher - viele von ihnen auch in die Gärtnerei. Da die Zahlen heute meistens schlechter sind, haben sich die Brüder und ihre Gärtner auf bestimmte Pflanzen konzentriert. Was etwa Koniferen, Stauden und Kräuter angeht, hat die Abtei heute in der Branche einen Namen. Neben dem "Urgewächs" Bruder Hilarius ist dafür auch Reinhard Schmitt verantwortlich. Der 41-jährige Gärtner aus Kaifenheim bei Mayen arbeitet seit 26 Jahren für die Brüder. Ihm haben es besonders die Stauden, aber auch einige Kräuter angetan. Rund 200 jener Heil- und Genusspflanzen sind in der Abtei erhältlich. Dabei bieten die Brüder nicht nur Klassiker wie Basilikum, Rosmarin oder Lavendel an - sie kümmern sich auch um "moderne" Kräuter wie Süßkraut oder Bärlauch. Von einem sind sie jedenfalls überzeugt: Es gibt für und gegen alles ein Kraut.

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