Gastronomie-Berufe haben das falsche Image

GUNDERATH. Das Bild vom Berufsfeld Gastronomie in der Öffentlichkeit ist verzerrt. Diese Kritik übte Bibiana Fercher bei der Ausbildungskonferenz des Kreises Daun im November 2003 (der TV berichtete). Die Personalleiterin des Ferienparks am Heilbachsee gewährt deshalb Einblicke in die Praxis.

 "Gläser immer von rechts hinstellen": Jenny Michels, Dominik Rother und Nina Radermacher (sitzend von links) bekommen Tipps von Drogana Ahmetovic.Foto: Brigitte Bettscheider

"Gläser immer von rechts hinstellen": Jenny Michels, Dominik Rother und Nina Radermacher (sitzend von links) bekommen Tipps von Drogana Ahmetovic.Foto: Brigitte Bettscheider

Dragana Ahmetovic ist 23 Jahre alt und lernt im dritten Jahr im Gunderather Center Parc das Hotelfach. Sie stammt aus Pforzheim und hatte die Wahl, nach München oder in die Eifel zu gehen. "Ich bin so froh, dass ich hier gelandet bin", sagt die junge Frau und berichtet von dem breiten Spektrum, in dem sie ausgebildet werde. "Wir bleiben höchstens drei Monate in einer Abteilung", erklärt sie und zählt Bar, Restaurant, Imbiss, Rezeption, Büro und weitere Stationen auf. Ahmetovic organisiert als Azubi-Sprecherin einmal im Monat eine Fortbildung und einmal im Jahr einen Ausflug. Wenn sie ihre Prüfung bestanden hat, will sie einen Lehrgang an einer Barkeeperschule machen, Berufserfahrung sammeln und sich dann auf einem Kreuzfahrtschiff bewerben. In der Ausbildungs-Biographie des 22-jährigen Dominik Rother aus Plettenberg im Sauerland finden sich einige Parallelen. Auch er steht kurz vor der Abschlussprüfung und hatte eine Stelle in einer Großstadt zu Gunsten des Ferienparks im Kreis Daun ausgeschlagen. "Mich überzeugt auch die Abwechslung, die wir hier haben", sagt Rother. Seine berufliche Zukunft sieht er im Ausland, vielleicht in Südafrika, wo sich noch neue gastronomische Ideen verwirklichen ließen.Aushilfsjobs bringen Erfahrung und Kontakte

Nina Radermacher (20) und Jenny Michels (17) befinden sich noch im ersten Ausbildungsjahr - als Einzelhandelskauffrau die eine, als Hotelfachfrau die andere. Die Beiden bilden in der Azubi-Riege des Ferienparks eine Ausnahme: Nina kommt direkt aus Gunderath, Jenny wohnt im Nachbarort Oberelz. Und noch eines haben sie gemeinsam: Sie haben beide vor Beginn ihrer Ausbildung in dem Park als Aushilfen gejobbt. Ihnen gefällt, dass ständig neue Gäste kommen und dass sie später gute Chancen haben, einen festen Arbeitsplatz zu finden. Dragana, Dominik, Nina und Jenny sind vier von derzeit 16 Azubis in fünf verschiedenen Berufen. Ihre Personalchefin - und die der weiteren 120 Festangestellten und etwa 75 Aushilfen - ist Bibiana Fercher. Die Österreicherin kam vor drei Jahren auf diese Stelle. "Etwa 70 Prozent aller Bewerbungen, die auf meinem Schreibtisch landen, kommen von weit her, besonders viele aus den neuen Bundesländern", berichtet Fercher. "In Deutschland haben die Berufe in der Gastronomie das falsche Image. Da muss unbedingt etwas getan werden." Das Hotelfach biete als eine der wenigen Sparten die Chance, ohne Abitur weltweit eine starke Karriere zu machen. Die duale Ausbildung in der Gastronomie gebe es nur in Deutschland, und die Absolventen würden wegen ihres Fachwissens überall gerne genommen. Bei der Ausbildungskonferenz des Kreises Daun im November hatte Fercher neben anderen Kritikpunkten auch deutliche Worte zur mangelhaften Dienstleistungsbereitschaft in Deutschland gesprochen. Den Jugendlichen in der Berufsfindungsphase rät sie: "Verbringt etwas weniger Zeit am Computer. Sucht euch interessante Hobbys und wenn möglich einen Aushilfsjob. Dann bekommt ihr Geld und Lebenserfahrung. Ihr lernt Leute kennen, und vielleicht bekommt ihr auf diese Weise sogar einen Ausbildungsplatz." Wie zum Beispiel Nina und Jenny.

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