Geburtstagsständchen in Pantoffeln

MEHREN. (bb) Warum der Kirchenchor schon zu seinem Leben gehört, erzählt der 80jährige Hermann Franzen im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Vorstandsmitglieder hatten unsere Zeitung auf den treuen Kirchenchorsänger aufmerksam gemacht.

Als Hermann Franzen im November 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft in sein Heimatdorf zurückgekehrt war, warb den 19-Jährigen kurze Zeit später der Nachbar Peter Umbach-Borsch an. "Komm doch in den Kirchenchor", habe der Küster und Chorleiter zu ihm gesagt. Hermann Franzen ging zur Probe, besetzte in dem damaligen reinen Männerchor den ersten Bass und sang, was zum Repertoire gehörte: lateinische Kirchenlieder. Damals war Franzen der Jüngste, heute - 60 Jahre später - zählt er zu den Ältesten, und mit seinem Tenor gehört er zu den raren Stimmen. Im Oktober wurde er 80. "Da war ich noch in den Pantoffeln, als der Kirchenchor mich mit einem Ständchen vor der Haustür überraschte", erzählt er."Wenn Hermann mal nicht da ist, fehlt uns was"

Mit Hermann Franzens Eintritt in den Kirchenchor Mehren war auch mit dem Schreiben einer Chronik begonnen worden. Die umfasst inzwischen mehrere hundert Seiten und enthält viele Details über den 1908 gegründeten Chor. Die Chronik wird von dem stellvertretenden Vorsitzenden Heinrich Röhrs geführt, der gemeinsam mit der Vorsitzenden Melita Schmitz auf die Idee kam, Franzens treuen Dienst im Kirchenchor öffentlich zu machen. "Wenn Hermann ausnahmsweise mal nicht da ist, fehlt uns was," erzählen sie und berichten, dass er zu den alljährlichen Weihnachtsfeiern im Pfarrheim immer einen Baum beschafft. "Wir hoffen, dass er gesund bleibt und noch lange zum Singen kommt", sagen Melita Schmitz und Heinrich Röhrs. Hermann Franzen - verheiratet, Vater von zwei Kindern und Großvater von zwei Enkeltöchtern - hat bis zur Rente in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet. Da sei das Singen im Kirchenchor eine schöne Bereicherung gewesen, erklärt er. Fünf Chorleiter haben ihm und den anderen Sängern und (seit 1968) den Sängerinnen den Ton angegeben. Auf Peter Umbach-Borsch (bis 1965) folgten Manfred Michels (bis 1990), Thomas Michels (bis1995) und Manfred Arens (bis 2003). Heute dirigiert Jakob Scheid den Kirchenchor, der an allen kirchlichen Hochfesten mitwirkt und gelegentlich auch an Chorfesten teilnimmt. Außerdem ist es guter Brauch, bei Beerdigungen und an Goldhochzeiten zu singen. "Ich verbinde mit dem Kirchenchor viele schöne Erinnerungen. Der Kirchenchor gehört zu meinem Leben", bringt Hermann Franzen die Motivation für seine jahrzehntelange Mitgliedschaft auf den Punkt. Der Kirchenchor St.Matthias hat zurzeit 33 Aktive und probt montags abends im Pfarrheim. Wer wie Hermann Franzen Freude am gemeinsamen Gesang und an der Gemeinschaft hat, kann sich bei der Vorsitzenden Melita Schmitz informieren (Telefon 06592/4096) oder unverbindlich zur Probe kommen.

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