Geeser fühlen sich als Bauernopfer

GEROLSTEIN-GEES. "Unverschämtheit", "Uns hat keiner gefragt" und "Wir sind alle fassungslos": Empört reagieren Anwohner auf die Ankündigung, dass am Sportplatz in Gees eine Flutlichtanlage installiert werden soll. Widerstand formiert sich - wie in Lissingen.

Noch vor der Kommunalwahl hat der Bauausschuss der Stadt Gerolstein in seiner letzten Sitzung in alter Besetzung (dem auch der scheidende Geeser Ortsvorsteher Klemens Ringer angehörte) einstimmig beschlossen, dass der Sportplatz in Gees für rund 70 000 Euro umgebaut wird. Für das Geld sollen der Platz weitgehend umzäunt, eine Drainage am Hang verlegt und eine Flutlichanlage installiert werden. Hintergrund der Entscheidung waren die Engpässe bei der Nutzung des Rasenpatzes in Gerolstein. Deshalb bemührte sich der Rat darum, eine Ausweichanlage für den Trainings- und Spielbetrieb der mehr als ein Dutzend Mannschaften der Spielgemeinschaft Gerolstein/Pelm/Gees zu schaffen (der T V berichtete mehrmals). Nachdem die Aufrüstung des Platzes in Lissingen am Widerstand der Anwohner gescheitert war, fiel die Wahl des Bauausschusses auf Gees. Die Anwohner im westlichen Stadtteil Gerolsteins sind nach dem jüngsten TV -Bericht nach eigenem Bekunden "aus allen Wolken gefallen". So bringt es Michaela Schellen es auf den Punkt. "Ich bin noch immer von den Socken, dass so etwas einfach beschlossen wird, ohne vorher mit den Betroffenen zu sprechen", sagt sie. Rasch haben sich rund ein Dutzend Anwohner zusammengefunden, um dem TV ihren Ärger und ihre Empörung kund zu tun.Bürger wollen gehört werden

Einhellig fordern sie: "Es hätte längst - und zwar vor einer Entscheidung - eine Versammlung mit uns einberufen werden müssen. Doch darauf warten wir jetzt immer noch." Herbert Kaufmann ärgert sich "wie hier mit der Dorfbevölkerung umgegangen wird". Maik Guntermannk, der direkt neben dem Sportplatz wohnt, setzt noch einen drauf: "Das ist eine Sauerei." Apopos Sauerei: Seit nunmehr sechs Jahren führt Zimmermann Maik Guntermann im Haus, das direkt an den Sportplatz angrenzt, seinen Betrieb. Gemeinsam mit seiner Frau Carina und seit kurzem auch mit der neun Monate alten Tochter Luise wohnen die Guntermanns in dem Haus zur Miete. Der Handwerker berichtet von Krach, von zugeparkten Einfahrten, von Müll, den vor allem die jugendlichen Fußballer ums Haus verteilen, und von Respektlosigkeit. Guntermann: "Wie oft haben die schon in die Hecken gepinkelt, obwohl die Toiletten geöffnet sind." All dies künftig öfter und zusätzlich eine Beleuchtung bis in den späten Abend erdulden zu müssen, dazu sei seine Familie nicht bereit. Guntermann: "Es gab ständig Ärger, und wir haben das ja auch irgendwie immer akzeptiert, weil wir alles andere als jugendfeindlich sind, aber noch mehr ist nicht zu ertragen." Das sieht sein Vermieter Hermann Schäfer genauso: "Wir wissen ja überhaupt nicht, was die wollen. Das sollen die uns mal schön erklären." Schäfer: Und "weil wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, habe ich den Spieß umgedreht und auch die vor vollendete Tatsachen gestellt: Zum 30. September habe ich den Vertrag über die Nutzung der Umkleideräume, Duschen und Toiletten gekündigt." Auch Lorenz Heinen ist verärgert. "Als im vergangenen Jahr mal eine Kommission mit Leuten aus dem Rathaus hier auf dem Platz war, habe ich gesagt, dass ich informiert werden möchte, wenn sich hier irgend etwas tun soll. Das wurde mir zugesichert", berichtet er. Schäfer fügt hinzu, dass auch ihm, als er im Rathaus nachgefragt habe, Gleiches zugesichert worden sei. Aber es sei Schäfer nichts passiert. Maik Guntermann gar vermutet: "Das war Kalkül, dass die Entscheidung um die Wahl herum gelegt wurde, wo sich die alte Regierung nicht mehr und die neue noch nicht zuständig fühlt. Unser scheidender Ortsvorsteher jedenfalls wollte von mir, als ich ihn auf das Thema angesprochen habe, nur in Ruhe gelassen werden." Gerda Heinen geht noch einen Schritt weiter. Sie spricht gar von einem "Geeser Bauernopfer" und erntet dafür Zustimmung. In der Runde der Betroffenen ist man sich einig: Wäre Gees noch eigenständiges Dorf, wäre es nicht so weit gekommen. Ebenfalls von den Socken ist Raimund Esch, Vorsitzender des Geeser Sportvereins - und zwar einerseits vom Protest, andererseits davon, dass die Leute nicht informiert worden sind. Esch: "Wenn dem so ist, so ist das ganz klar ein Versäumniss von Seiten der Stadt. So etwas muss doch wasserdicht gemacht werden." Seines Erachtens sei die Information nicht Aufgabe des Sportvereins. Dennoch sei er gerne bereit, "Abbitte zu leisten" und sich gemeinsam mit den Betroffenen an einen Tisch zu setzen. Doch er machte in einer ersten Reaktion auch seinem Unmut Luft darüber, "dass ich es nicht verstehen könnte, dass wir zig Kinder haben, die Fußball spielen wollen, aber womöglich nicht dürfen". Weitere Ausführungen sparte er sich, da er es eilig hatte. "Jetzt muss ich erst einmal im Dorf herum telefonieren", sagte Esch, nachdem er vom Trierischen Volksfreund über den Anwohner-Ärger und die bald geschlossenen Kabinen informiert worden war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort