Gemeinschaft in Bewegung

KIRCHWEILER. In der Pfarrkirche St. Petrus wurde ein besonderer Gottesdienst gefeiert. Mitglieder der Gehörlosengemeinde im Bistum Trier waren zu Gast und die Messe wurde in Laut- und Gebärdensprache gehalten.

 Neue Erfahrung für viele Gottesdienstbesucher: Der Gehörlosenchor (in der Mitte Agnes Klinkner, rechts Frank Görgen) trat beim Gebärden- und Lautsprachegottesdienst in der Kirche in Kirchweiler auf.Foto: Gabi Schüller

Neue Erfahrung für viele Gottesdienstbesucher: Der Gehörlosenchor (in der Mitte Agnes Klinkner, rechts Frank Görgen) trat beim Gebärden- und Lautsprachegottesdienst in der Kirche in Kirchweiler auf.Foto: Gabi Schüller

Das Kirmeshochamt am Patronatsfest St. Petrus wird wohl bei den Gläubigen noch lange in Erinnerung bleiben. Denn für viele wurde die Messfeier zu einer neuen Erfahrung.Viele Menschen blieben nach dem Hochamt noch lange vor dem Kirchenportal beisammen. Agnes Klinkner und Frank Görgen stand die Freude ins Gesicht geschrieben, weil "ihre" Heimatgemeinde "ihre" Gehörlosengemeinschaft so herzlich willkommen geheißen hatte."Ergreifendes Erlebnis"

"Es war ein ergreifendes Erlebnis", sagte Ordensschwester Helmtrudis, die seit 50 Jahren bei den Dernbacher Schwestern ist und während ein paar Urlaubstagen im Geburtsort Kirchweiler weilte. "Aufgefallen ist mir, wieviel man unbewusst in Gesten spricht", ergänzte sie. Auch Adolf Schäfer war angetan: "Die Messe war sehr schön." Eine weitere Messbesucherin verkündete voller Emotionen: "Alle sagen, es war wunderbar!" Und dazwischen waren die, die sich auch so viel mitzuteilen haben - in Gebärdensprache mit lachenden, staunenden, fröhlichen Gesichtern, bevor es zum Frühschoppen ins Bürgerhaus ging.Gegründet vom früheren Bischof Spital

Die Messfeier zelebrierte Gemeindepfarrer Robert Florin gemeinsam mit dem Pfarrer der Behindertenseelsorge des Bistums Trier, Ralf Schmitz. Ein "Gespann", das alle Gläubigen anzusprechen verstand - ob hörend oder nicht. Schmitz fungierte als Gebärdensprachendolmetscher für die rund 20 jungen und älteren erwachsenen Mitglieder der Gehörlosengemeinde im Bistum Trier, die auch bereits einen kleinen Chor aufgebaut hat. Im Kontakt mit der hörenden Umwelt stellen Gebärdensprachendolmetscher eine gleichberechtigte Integration von Gehörlosen her, wie im Gottesdienst in Kirchweiler.Die Gehörlosengemeinde des Bistums wurde vor zweieinhalb Jahren vom damaligen Bischof Hermann-Josef Spital gegründet. Die Gemeinde habe einen eigenen Pfarrgemeinderat, aber keine eigene Kirche. Das "wirkliche Zuhause sei die Autobahn", sagte Pfarrer Schmitz in der zweisprachigen Predigt, "denn für die Mitglieder seien lange Wege im ganzen Bistum für eine Zusammenkunft zurückzulegen". Aber nur so könne das Beziehungsnetz gepflegt werden.Er machte deutlich, dass dieser Gottesdienst Gelegenheit gebe zu spüren: "Wir gehören zusammen, und durch diese Unterschiede wird die Kirche lebendig." Lebendig wurde es dann auch beim gemeinsamen Friedensgebet.Lernfähig und aufgeschlossen

Da war die Spannung groß, denn die hörende Gemeinde musste spontan zeigen, wie lernfähig und aufgeschlossen sie ist. Die Gehörlosen drehten sich dazu in den ersten Bänken einfach um. Sie zeigten die Zeichen für den gemeinsamen Friedensgruß, den die Mitmenschen unter ihren fröhlichen Blicken recht schnell "drin" hatten - und siehe da: "Experiment" gelungen, Emotionen geweckt. Wie auch beim Schlusslied "Großer Gott wir loben dich" mit dem Gehörlosenchor, der singenden Gemeinde und der feierlichen Orgelbegleitung durch Manfred Kuhl.

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