Geschichte und Geschichten in Mürlenbach

Mürlenbach · Ein reich bebildertes Lesebuch mit sorgfältig recherchierten und zuweilen sehr überraschenden Beiträgen: So lässt sich die Neuerscheinung des 75-jährigen Ernst Becker am besten auf den Punkt bringen. Mit "Alte und neue Mürlenbacher Geschichten" legt er sein viertes Buch vor.

Mürlenbach. Nicht nur das Lesen seiner Texte in ihrer lebhaften und anschaulichen Sprache macht Spaß. Es ist auch eine Freude, Ernst Becker zuzuhören, wenn er über die Entstehung seiner Geschichten spricht. Manche Geschichten, so erklärt er, hätten sich aus einem einzigen, zufällig gehörten Satz entwickelt. Bei einigen Geschichten hätten die Recherchen weit mehr als ein Jahr gedauert. Immer wieder habe es in Bibliotheken und Archiven überraschende Entdeckungen und Erkenntnisse gegeben. "Oft hatte ich gleich mehrere heiße Eisen im Feuer", sagt er und lacht.
Mehr als 50 Beiträge zur Vergangenheit und Gegenwart von Mürlenbach sind in Beckers neuem Buch versammelt. Es enthält die Geschichte jenes Dorfs, in das der in Birresborn Geborene 1961 einheiratete. Der heute 75-Jährige, der Bahnbeamter war und zuletzt eine Niederlassung in Saarbrücken leitete, hat zwei Söhne und ist dreifacher Großvater. Als Autor für Heimatjahrbücher und andere Schriftenreihen ist Becker seit mehr als 20 Jahren tätig, besonders intensiv seit seiner Pensionierung. Fast im Jahrestakt sind seine vier eigenen Bücher erschienen: 2011 die Chronik des Mürlenbacher Don-Bosco-Hauses, 2012 die Dokumentation der Denkmäler in und um Mürlenbach, 2014 der Band über die Flurnamen von Mürlenbach.
Und nun ein Geschichts- und Geschichtenbuch mit Beiträgen über die Eisenbahn, die Wasserleitung, die Stromversorgung, mit Berichten über Hochwasser, Brandkatastrophen und Kriegsgeschehnisse, mit Listen von Geistlichen und Lehrern. Er bewahrt die Dialektbezeichnungen von körperlichen und charakterlichen Besonderheiten von Zeitgenossen vor dem Vergessen, darunter Tränteler und Totteler, Knousert und Vurwoatztut.
Drei Lieblingsgeschichten


Seine persönlichen Lieblingsgeschichten? Da muss Ernst Becker nicht lange überlegen. Es sind drei. Unter dem Titel "Das verdienstreiche Lebenswerk eines Kriegsblinden" erzählt er von dem Mürlenbacher Peter Plein, der als Soldat im Ersten Weltkrieg sein Augenlicht verlor, später Jura und Volkswirtschaft in Berlin studierte, promovierte und schließlich Bundesrichter wurde.
Von der Zeit der Hexenprozesse und von einem ihrer Opfer, dem aus Esch stammenden und in Mürlenbach tätigen Pfarrer Petrus Hildenbrand, handelt der Beitrag "Pastor wegen Zauberei hingerichtet".
Immer noch ungläubiges Staunen löst bei Becker der Umstand aus, dass er im Zuge seiner Recherchen im Heimatmuseum Mayen jenen reich verzierten Eichenschrank entdeckte, den Hildenbrand 1623 für die Sakristei seiner Heimatkirche in Esch hatte anfertigen lassen.
Und schließlich eine weitere Hinrichtungsgeschichte: die des Soldaten Siegfried Sengebusch, der am 17. Januar 1940 als Fahnenflüchtiger in der Mürlenbacher Gemarkung "An der Schindkaul" von den eigenen Kameraden erschossen wurde.
Extra

Das Buch "Alte und neue Mürlenbacher Geschichten" hat 228 Seiten im Din A4-Format und enthält 130 meist farbige Fotos und Abbildungen. Auf der Titelseite ist als Wahrzeichen Mürlenbachs, die Bertradaburg, abgebildet. Das Buch kostet 39 Euro und ist beim Autor erhältlich: Ernst Becker, Birresborner Straße 18, 54570 Mürlenbach, Telefon 06594/491, E-Mail an e-h-becker@web.de bb

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