Geschmack am Geschmack gefunden

GEROLSTEIN. Sich fit machen für die Zukunft will der Gerolsteiner Brunnen mit neuen Produkten wie dem Wellnessgetränk "Gerolsteiner Fit". Für deren Abfüllung in möglichst keimfreier Umgebung investiert das Unternehmen 14 Millionen Euro in eine moderne Anlage.

"Die Flavour-Produkte (Getränke mit Geschmack, Anmerkung der Redaktion) sind sehr empfindlich, an ihre Herstellung werden besonders hohe Anforderungen gestellt", sagt Bernd Engelhaupt, Geschäftsführer für den technischen Bereich beim Gerolsteiner Brunnen. Besonders sensibel sind Getränke ohne Kohlensäure, da ihnen das natürliche Konservierungsmittel fehlt. Da aber nach Worten des Managers "alles, was aus dem Hause Gerolsteiner kommt, natürlichen Ursprungs ist, und wir auch künftig auf Konservierungsstoffe verzichten wollen", wurden neue Wege gesucht, um neue Produkte herstellen und zugleich die höchsten hygienischen Anforderungen erfüllen zu können. "Der Markt der Flavour-Produkte wächst beachtlich, daher sollen sie im nächsten Jahr bereits zehn Prozent unseres Absatzes ausmachen", sagt Engelhaupt. Diese Ausweitung lässt sich das Unternehmen einiges kosten. 20 000 Füllungen pro Stunde

Zwei Millionen Euro schlagen für den Umbau der Halle - vom neuen Dach über das spezielle Kanalsystem bis hin zum Fußboden - zu Buche. Zwölf Millionen Euro entfallen auf die Spezialabfüllanlage sowie den so genannten Rein-Raum, in dem die Anlage untergebracht wird und der so ähnlich wie ein Sicherheitslabor funktioniert. Schon die Baupläne sowie die Einzelteile lassen erahnen, dass es sich nicht um eine herkömmliche Getränkeabfüllanlage handelt - obwohl sie mit 20 000 Füllungen pro Stunde die Leitung gängiger Abfüllanlagen erreicht: Erstens bestehen die Bauteile der dreigeteilten Anlage (der Rinser zum Spüler der Pet-Flaschen, der Füller sowie der Verschließer) aus poliertem Edelstahl und bieten keine Ablageflächen, auf denen sich Schmutz oder Flüssigkeitsreste ansammeln könnten. Zweitens wird der gläserne Rein-Raum mit einer ausgeklügelten Technik versehen. Die macht den Keimen, die es auf alle Nahrungsmittel - also auch Getränke - abgesehen haben, das Leben schwer, wenn nicht gar unmöglich. Die Anlage arbeitet vollautomatisch und kann von außen bedient werden. Muss dennoch einmal ein Mitarbeiter hinein, muss er eine Schleuse passieren - und steht zunächst im äußeren Ring des Rein-Raums. Die Anlage aber befindet sich im von einer weiteren Glaswand abgeschirmten Kern des Raums. "Im Rein-Raum herrscht permanent ein leichter Überdruck, der eine Luftzirkulation von außen nach innen unmöglich macht", erklärt Engelhaupt und verweist auf ein weiteres technisches Detail. Die zuvor gereinigte Luft werde permanent von oben durch die Decke in den inneren Ring geblasen, damit Getränkereste oder mögliche Verunreinigungen sofort nach unten abgeführt würden. Die Luft entweiche unter der im Fußbereich offenen Glaswand in den äußeren Ring und zirkuliere dort an den Außenwänden nach oben in die Deckenfilter. Keime, die ein Mitarbeiter mit in den äußeren Ring trage, würden so direkt nach oben abgeführt und gelangten erst gar nicht an die Anlage. Auch die abgefüllten und verschlossenen Flaschen (allesamt Einweg-Flaschen aus Pet, da Mehrwegflaschen eine höhere Gefahr der Verkeimung bergen) würden durch eine Luftschleuse nach außen transportiert. Auch hierbei sorge der höhere Innendruck dafür, dass nicht von außen eindringe. Bevor es aber soweit ist, wird die Anlage erprobt und überprüft. Zum Zeitplan sagt Engelhaupt: "Rund acht Wochen wird die Montage dauern, im Oktober machen wir erste Probefüllungen und Anfang November den eigentlichen Probelauf, bei dem 100 000 Flaschen gefüllt und anschließend alle einzeln kontrolliert werden. Im Dezember wollen wir dann die erste Ware ausliefern."

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