Große Liebe zur Eifel und ihren Menschen

Der emerierte Apostolische Visitator Prälat und Ehrendomherr Johannes Schwalke ist unter großer Anteilnahme gestern in Daun beigesetzt worden. Vor seinem Ruhestand war er 23 Jahre lang Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Er war vor einer Woche im Alter von 84 Jahren gestorben. Seit 1999 hatte er im Regina-Protmann-Haus in Daun gelebt.

 Seit 1999 hat er in Daun gelebt, vor einer Woche ist er gestorben. Prälat Johannes Schwalke (kleines Bild) Das große Bild zeigt Schwalke während eines Festgottesdienstes im August dieses Jahres. Fotos: TV/Archiv: Brigitte Bettscheider, privat

Seit 1999 hat er in Daun gelebt, vor einer Woche ist er gestorben. Prälat Johannes Schwalke (kleines Bild) Das große Bild zeigt Schwalke während eines Festgottesdienstes im August dieses Jahres. Fotos: TV/Archiv: Brigitte Bettscheider, privat

Daun. (red) Der Seelsorger des Seniorenheims Regina-Protmann-Haus, Pastor Hugo Finken, erinnert sich im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund an Johannes Schwalke. Dessen Umzug in eine kleine Wohnung des Seniorenhauses im April 1999 wertet Finken als einen Ausdruck der Bescheidenheit des Geistlichen, der zuvor im Ermlandhaus in Münster eine geräumige Wohnung gehabt hatte. Finken: "Besonders in Erinnerung bleibt mir seine große Liebe zur Eifel von Anfang an." Mit großer Freude habe ihm Johannes Schwalke von seinen Heimatforschungen in der Region erzählt. Gerne sei er von Dorf zu Dorf gefahren und habe sich vor allem die Kirchen und Kapellen angesehen. Dabei sei er auch dankbar für Gespräche mit Einheimischen gewesen. Schwalke sei in einer heiteren Art auf Menschen zugegangen und ein großer Freund der Heiligen gewesen, deren Biografien er viel Aufmerksamkeit gewidmet habe, berichtet Hugo Finken.Weihbischof von Limburg hält die Predigt

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Seelsorgerlich habe er sich als geistlicher Begleiter bei den Treffen der Pfarrhaushälterinnen im Dekanat Daun eingebracht sowie mit großer Offenheit für Vertretungsaufgaben im Regina-Protmann-Haus und zuweilen in umliegenden Pfarreien zur Verfügung gestanden.Prälat Schwalkes Nachfolger als Visitator, Domherr Monsignore Lothar Schlegel aus Münster, sagte dem TV, dass Johannes Schwalke bis zuletzt seine Seelsorge besonders den katholischen Heimatvertriebenen aus Ostpreußen und deren Nachkommen sowie den Angehörigen der deutschen Minderheit im Erzbistum Ermland/Polen gewidmet habe. "Die Ermländer verlieren mit Johannes Schwalke einen herausragenden Seelsorger, der die Ermlandfamilie über Jahrzehnte mit seinem unermüdlichen Engagement maßgeblich geprägt hat", betont Schlegel. Wie kein anderer Visitator sei Schwalke in seiner Amtszeit zum Brückenbauer zwischen Deutschen und Polen geworden.Johannes Schwalke wurde 1923 in Dietrichswalde/Ostpreußen geboren und hatte nach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft in Freiburg/Breisgau Theologie studiert. Auf seine Priesterweihe im Jahr 1951 folgte sein Dienst als Kaplan und Priester an mehreren Orten im Erzbistum Freiburg, bis er 1973 als Jugendseelsorger ins Ermlandhaus nach Münster kam und 1975 von Papst Paul VI. in das Amt des Visitators sowie gleichzeitig in die Deutsche Bischofskonferenz berufen wurde. Ende 1998 ging er in den Ruhestand. Als vom Papst berufener Seelsorger für die Heimatvertriebenen Ermländer und deren Nachkommen hat er ein beispielgebendes Glaubenszeugnis gelebt. Der Limburger Weihbischof Gerhard Pieschl, Beauftragter der Bischofskonferenz für Vertriebene und Aussiedler, würdigte in seiner Predigt das Lebenswerk eines herausragenden und standfesten Priesters. Zuvor hatte der aus dem heutigen Erzbistum Ermland (Polen) angereiste Alt-Erzbischof Edmund Piszcz die Freundschaft zwischen beiden hervorgehoben. Diese habe dazu beigetragen, Brücken zwischen den heimatvertriebenen Ermländern und den heute im Ermland lebenden Polen zu schaffen. Stichwort Ermland Die Diözese Ermland wurde 1243 gegründet. Seit 1929 war sie deckungsgleich mit der Provinz Ostpreußen. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 und der Vertreibung veränderten sich auch die kirchlichen Strukturen. Der letzte deutsche Bischof, Maximilian Kaller, 1945 zum Verlassen der Diözese genötigt, sammelte die in der Zerstreuung lebenden ermländischen Diözesanen. Nach seinem Tod 1947 wurde durch die Ernennung von Kapitularvikaren und seit der Neuordnung der ostdeutschen Diözesen 1972 von Visitatoren das Weiterbestehen der kirchlichen Gemeinschaft der Ermländer gewährleistet. Heute bekennen sich mehr als 100 000 Katholiken als Ermländer. Amtssitz des Visitators ist seit 1961 das Ermlandhaus mit der Andreaskapelle in Münster.

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