Große Klappe, langer Rüssel

MAYEN/EIFEL. Rund um Mayen herrscht eine Stechmücken-Plage. Selten waren die Blutsauger so zahlreich und aggressiv wie derzeit. Experten geben Tipps und raten zur Vorbeugung.

Brauner Rumpf, lange Beine, sechs Millimeter groß und blutdurstig: Die gemeine Stechmücke kann mehr als lästig sein. Ihre Stiche jucken, und sie können sich entzünden. In diesem Jahr ist die Plage so schlimm wie schon lange nicht mehr. Selten in der Vergangenheit waren die Insekten so zahlreich und so aggressiv wie in diesen Tagen. Der Grund: Durch den gleichmäßig kalten und schneereichen Winter haben besonders viele Insekten-Eier überlebt. "Minustemperaturen halten sie besser aus als milde Winter, in denen Pilzbefall die Brut zerstört", erklärt Wolfgang Dötsch, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts Koblenz. "Durch den feuchten Frühling mit Taupfützen und überschwemmten Wiesen hatten sie ideale Brutbedingungen. Wird es dann schlagartig heiß, explodiert die Population regelrecht." Doch nicht nur ihre Vielzahl macht die Insekten zum Ärgernis für den Menschen. Sie sind auch ungewöhnlich aggressiv. Wegen der langen Trockenperiode in unserer Region fehlt es den Blutsaugern an Gewässern, und so gerät der Mensch verstärkt ins Visier. "Normalerweise ziehen sich die Insekten an ihre Wasserplätze zurück", erläutert Dötsch. "Doch zurzeit ist fast alles ausgetrocknet. Deswegen suchen die Mücken in diesem Sommer besonders den Menschen auf und saugen sogar Schweiß. So aggressiv wie in diesen Tagen waren die Stechmücken schon viele Jahre nicht mehr." Von den rund 134 000 Mückenarten machen uns derzeit vor allem zwei das Leben schwer: Stechmücken und Bremsen, allerdings nur die Weibchen. Während Stechmücken das Blut mit ihrem langen feinen Rüssel aufsaugen, beißen die schwarzen Bremsen kleine Teile aus der Haut heraus. Durch den Speichel, den alle Mücken zum Verdünnen des Blutes abgeben, kommt es zu juckenden allergischen Hautreaktionen.Bei Schwellungen hilft nur noch ein Antibiotikum

Im Vergleich zu Stechmücken besitzen Bremsen wesentlich größere Mundwerkzeuge. Sie bestehen aus einem kräftigen Stechrüssel mit relativ dicken Stechborsten. Dadurch ist ein Bremsenstich deutlich und unmittelbar nach der Attacke schmerzhaft spürbar. "Viele meiner Patienten haben mit den Stichen zu kämpfen", berichtet der Mayener Allgemeinmediziner Günter Thoemmes. "Wenn Unterarme und Beine stark anschwellen, helfen nur noch antibiotische Behandlungen." In seiner Praxis liegt die Zahl der Stechmücken-Patienten derzeit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. In den Apotheken verkaufen sich Hilfsstoffe gegen Mückenstiche so gut wie lange nicht mehr. Besonders gefragt sind vorbeugende Körperlotionen und Abwehrsprays. "Was wir in diesem Sommer bei unseren Kunden an Mückenstichen gesehen haben, war schon sehr heftig", sagt Apothekerin Susanne Schlags. Zehn Prozent ihrer Kunden kommen, um ihre Mückenstiche zu behandeln. Auch Apotheker Klaus Schäfer hat Tipps gegen die fliegenden Blutsauger: "Gels zum Kühlen der Einstichstellen sind eine gute Sache." Außerdem empfiehlt Schäfer natürliche Mittel wie Zitronen- und Eukalyptusöl. Aber sie wirken nicht lange, man muss sie öfter auftragen. Und noch ein Tipp vom Fachmann: Alle Körperlotionen gegen Stechmücken müssen flächendeckend aufgetragen werden. "Mücken riechen die kleinste Lücke und nutzen sie zum Blutsaugen aus."

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