Günstiger Saft für alle

BERNDORF/KERPEN/WALSDORF. Billigeren Strom wollen die drei Gemeinden Berndorf, Kerpen und Walsdorf für ihre Bürger in einer gemeinsamen Aktion aushandeln. Es gilt das Motto "Sondertarif für Großabnehmer".

"Wir wollen was für die Leute tun und uns nicht wie eine Schafherde einem Hirten, sprich der RWE, ergeben", erläutert Horst Kollitsch, Bürgermeister von Walsdorf. Die drei Dörfer Kerpen, Berndorf und Walsdorf hatten schon einmal "gemeinsame Sache" gemacht. Damals ging es um die vorgeschriebene Prüfung der Öltanks über 5000 Liter. Kerpens Bürgermeister Rudolf Raetz erinnert sich: "Wir haben mit einer Sammelausschreibung die Kosten für eine Einzeluntersuchung von 150 Euro auf 80 Euro senken können." 150 Familien aus den drei Orten beteiligten sich und profitierten davon.Skepsis bei Matthias Meyer

"Und jetzt wollen wir beim Strom sparen", sagt Berndorfs Bürgermeister Egon Klaes. Sobald alle rechtlichen Fragen geklärt sind, soll im Amtsblatt ein Formular abgedruckt werden, damit die Bürger der drei Ortsgemeinden ihren Bedarf melden können. "Nur so können wir dann mit potentiellen Anbietern Verhandlungen führen", erklärt Kollitsch.Raetz bezeichnet derweil die Rechtsmaterie als "schwieriges Terrain". Doch Kollitsch gibt sich kämpferisch: "Es geht. Und wie, dass wissen wir bald." Klaes glaubt an eine Initialzündung durch die Aktion für andere Gemeinden. Matthias Meyer, Bürgermeister in Oberbettingen, bleibt jedoch skeptisch. Er weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Kommunalpolitik: "Auf so einer einfachen Schiene ist das sicherlich nicht praktikabel. Ich stelle mir vor, dass die Gemeinden dann einen Eigenbetrieb gründen müssten, weil die Kommunen doch Konzessionsabgaben von RWE kassieren."Die Ortsgemeinde als Auftraggeber für die Strom-Sammelabnahme hält Meyer für "fast unmöglich", als Vermittler dagegen schon eher. Kerpens Bürgermeister Raetz verweist in diesem Zusammenhang an die ortsansässige Bäckerei, "die auch ihre Erfahrungen mit den Stromverträgen gemacht hat". Bäcker Leo Emondts hat sich im vergangenen Herbst von den Sonderverträgen, die die Handwerkskammer für die Bäckereien mit RWE ausgehandelt hatte, ausgeklinkt. "Ab 1. September sollten wir, trotz Sondervereinbarungen, mit einem Schlag 48 Prozent mehr bezahlen", berichtet Emondts verärgert. Daraufhin habe er im Internet einen neuen Anbieter gesucht.Insgesamt zehn Stromlieferanten würden Sonderkonditionen für Bäckereien anbieten. Emondts entschied sich für einen Anbieter und spart pro Jahr 1500 Euro im Vergleich zu dem Vertrag, den die Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft mit RWE ausgehandelt haben. Der Kerpener Bäcker forderte daraufhin seine Kollegen im Rundschreiben der Kreishandwerkerschaft auf, "derart überhöhte Verträge nicht zu unterschreiben". Er ermuntert zum Preisvergleich: "Strom kriegt man immer." Ähnlich wie beim Telefon würden die Leitungen ja auch nicht gekappt, wenn man die günstigeren "Call-by-Call"-Nummern wählen würde.

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