Gut betreut gemeinsam alt werden

Tagsüber in den Werkstätten, abends im Wohnheim: So kennt man den Tagesablauf geistig behinderter Menschen. Doch was geschieht, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden? Diesem Thema widmet sich der TV zum heutigen Tag der Behinderten.

Trier/Wittlich/Bitburg. Dank moderner Medizin erreichen auch behinderte Menschen ein hohes Alter. Die Folge: Es müssen Betreuungsangebote für sie geschaffen werden. Das ist nicht leicht, denn es fehlt an Erfahrung. "Bedingt durch die NS-Zeit gab es bisher keine älteren geistig Behinderten", erklärt Thomas Dietz, Leiter der Lebenshilfe-Wohnheime Petrusstraße in Trier. Mit dem Älterwerden der Bewohner kommen auf die Einrichtungen neue Herausforderungen zu: Pädagogische Tagesbetreuungen müssen her - um gute Pflege und würdiges Altern zu gewährleisten."Mir gefällt es richtig gut hier"

Verschiedene Institutionen in der Region haben dies bereits realisiert. So treffen sich im Wohnheim II in der Petrusstraße seit 2004 unter der Woche sechs geistig Behinderte im Rentenalter. Zusammen mit ihrer Heilerziehungspflegerin Andrea Schauf gestalten Hedwig, Marianne, Ingeborg, Helmut, Alois und Lydia ihren Alltag selbst. Sie genießen das Leben in ihrer Gruppe. Marianne (65) kommt seit Februar viermal pro Woche. "Mir gefällt es richtig gut hier", erzählt sie strahlend. Sie und ihre neugewonnenen Freunde werden vor allem in ihren Fähigkeiten gefördert. Durch alltägliche Arbeiten wie Kochen, Basteln und Malen werden spielerisch ihre Feinmotorik und Konzentration geschult. Doch Trier ist damit nicht allein. Eine gute Ausgangssituation hat auch das Haus "Maria Grünewald" in Wittlich geschaffen. Obwohl noch keine Rentner unter den Bewohnern sind, bietet die Einrichtung des Caritasverbands eine Tagesbetreuung an. Dieser Aspekt spielt in der Gesamtstruktur des Wohnheims eine wichtige Rolle. "Wir haben verschiedene Modelle und gehen variabel auf die Bedürfnisse ein", berichtet Elke Remmert, Bereichsleiterin des Wohnens für Erwachsene im Haus "Maria Grünewald". An seine Grenzen stößt dieses Modell, wenn die Behinderten zu Pflegefällen werden. Die Gruppen sind keine Pflege-Einrichtung. Und geistig Behinderte in Altenheime einzugliedern, ist häufig schwierig, weil sie andere Prioritäten als Nichtbehinderte setzen. Deshalb ist es erforderlich, spezielle Alten- und Pflegeheime aufzubauen. "Der Platz muss geschaffen werden. Wir müssen darauf eingehen", betont Brigitte Kuhn, Heimleiterin der Lebenshilfe-Wohngruppe in Bitburg. Was in Trier und Wittlich schon angeboten wird, muss in anderen Wohnheimen noch aufgebaut werden. "Wir brauchen auch in Bitburg entsprechende Einrichtungen", erklärt Kuhn. Ähnliches gilt für Prüm. Dort besteht zwar eine Tagesbetreuung. Doch Alfred Pick, Geschäftsführer der Lebenshilfe-Wohngemeinschaften in Prüm, sagt, über weitergehende Angebote für ältere Behinderte müsse in den kommenden Jahren gesprochen werden. Derzeit scheitert die Umsetzung oft an der Finanzierung. Der Trierer Heimleiter Thomas Dietz zum Beispiel kann nur eine betreuende Fachkraft beschäftigen. "Es reicht hinten und vorne nicht. Minimum sind zwei", sagt er. Diese Probleme kennt auch Klaus Peter Metzger, Kreisvorsitzender der Lebenshilfe-Kreisvereinigung Daun. "Die Gelder fehlen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand."Die Senioren bekommen von diesen Problemen nichts mit. Sie freuen sich, ihren Lebensabend in ihrer harmonischen Gruppe verbringen zu können, in der sie ihre Wünsche, Sorgen und Hoffnungen selbst in die Hand nehmen und artikulieren dürfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort