Gut gerüstet – auch ohne Stadtrechte

KELBERG. Kelberg hat alles, was ein Mittelzentrum ausmacht. Wer will, kann sich für den täglichen Gebrauch eindecken, und wenn es mehr sein darf, sind auch die größeren Städte in Reichweite. Die positive Bilanz der aktuellen Situation wird allerdings getrübt: Denn beim Thema "Neue Ortsmitte" geht es wieder bei Null los.

Von einer "Beförderung" der Gemeinde will Werner Blum nichts wissen. "Ich will mich nicht an die Kette legen lassen", antwortet er (nicht ganz ernst) auf die Frage, warum Kelberg nie die Stadtrechte beantragt hat. Zwar hat die Gemeinde deutlich mehr Einwohner (rund 2200) als Eifel-Städte wie Neuerburg oder Manderscheid, aber dann müsste Blum eine Stadtbürgermeister-Kette tragen, und darauf legt er keinen Wert. "Kelberg hat in seiner Geschichte nie Stadtrechte gehabt, und wir sind bislang auch ohne gut ausgekommen", sagt Blum, seit 1994 Bürgermeister der Ortsgemeinde Kelberg. Alles da, was man zum Leben braucht

Dabei hat Kelberg praktisch alles, was ein Mittelzentrum städtischer Prägung ausmacht. Von Ärzten über Supermarkt und Discounter bis hin zum Optiker und Bekleidungsgeschäft: Wer will, kann alles für den täglichen Gebrauch finden. Und wenn es ein bisschen mehr sein darf: Auch kein Problem, von Kelberg aus ist man schnell in Mayen, Adenau und Daun, aber auch in Koblenz und Trier. "Die Struktur der Gemeinde stimmt", erklärt Blum, lediglich im Bereich der Gastronomie lasse Kelberg noch einige Wünsche offen. In Sachen Arbeitsmarkt habe die Gemeinde eine große Bedeutung für das Umland: "Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in örtlichen Betrieben kommen nicht aus Kelberg selbst." Besonders froh ist Blum über den "Glücksgriff" Rowa. 1996 mit vier Mitarbeitern gegründet, entwickelt und fertigt die "Rowa Automatisierungssysteme” mit heute mehr als 120 Beschäftigten computergestützte Warenlagersysteme speziell für Apotheken. Die Rowa wuchs und wuchs und machte sich vor fünf Jahren auf die Suche nach einem neuen Firmengelände. Blum: "Da haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Firma hier zu halten, und wir sind sehr froh, dass wir das geschafft haben." Aber auch darüber hinaus ist Blum mit der Gewerbeansiedlung in Kelberg zufrieden. Auch für Familien attraktiv zu sein, darauf legt Kelberg großen Wert. "Wir betreiben traditionell keine Spekulation mit Grundstücken, sondern bieten preiswerte Flächen für Familien an, die wirklich in Kelberg bleiben wollen", erklärt Blum. Aber nicht nur für jüngere Menschen soll Kelberg Heimat sein, sondern ab kommenden Jahr auch ältere. Voraussichtlich im August beginnt der Bau des "Seniorenhofs Kelberg". Die Ordensgemeinschaft der Katharinenschwestern, die auch das Krankenhaus Daun verwaltet, baut eine Senioren-Pflegeeinrichtung mit 44 Plätzen und investiert in dieses Vorhaben rund 3,9 Millionen Euro. Dadurch sollen bis zu 50 Arbeitsplätze entstehen. "So was wie in Hillesheim passiert uns nicht"

Ganz ungetrübt ist die Bilanz des Ortsbürgermeisters aber nicht. Denn beim Thema "Neue Ortsmitte" muss die Gemeinde wieder bei Null beginnen. Vor einem Jahr hatte der Gemeinderat dem Projekt "Neubau eines Hotelbetriebs mit 102 Zimmern und Räumen für Vereins- und Gemeindenutzung" zugestimmt. Blum bedauert: "Potenzielle Interessenten sind abgesprungen, jetzt geht es leider wieder von vorn los." Er stellt aber klar, dass es auch in Zukunft keine "Abenteuer" geben wird: "So etwas wie mit dem Augustiner-Kloster in Hillesheim passiert uns nicht." Das Konzept der klaren Trennung zwischen der Zuständigkeit von privatem Investor und Gemeinde stimme, und daran werde auch nicht gerüttelt. Das Hotel sollte vor allem mit Blick auf den nahen Nürburgring gebaut werden, da Kelberg noch mehr vom großen Zugpferd der Eifel profitieren wollte (und weiter will). "Die Beziehungen zum Ring haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert", berichtet Blum. Noch vor wenigen Jahrzehnten sei die zwischen Kelberg und Nürburgring verlaufene Grenze der Regierungsbezirke Trier und Koblenz "höher als die Berliner Mauer" gewesen. Unterm Strich stellt der Ortsbürgermeister fest: "Kelberg mit seinen fünf Ortsteilen ist gut gerüstet für die Zukunft – auch ohne Stadtrecht!"Liebe Leser: Wie wird Kelberg im Jahr 2025 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Visionen in maximal 30 Zeilen zu 32 Anschlägen mit Ihrem Namen und Adresse bis Mittwoch, 25. Mai, per E-Mail an eifel@volksfreund.de oder oder per Fax an 06592/963039.

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