Gutes tun macht Spaß

HILLESHEIM. (bb) Etwa 9000 Ehrenamtliche beteiligen sich bistumsweit an der Bolivien-Altkleidersammlung (siehe Hintergrund), verteilen die Kleidersäcke, sind Fahrer, Betreuer, Sammler und Packer. Im Dekanat Gerolstein-Hillesheim führte die Pastoralreferentin Andrea Weber mit 150 Freiwilligen die Aktion durch.

Der Lindenplatz in Hillesheim ist an diesem Samstagvormittag als Parkplatz gesperrt. Dient er doch neben Plätzen in Gerolstein und Lissendorf als eine der drei Umladestationen für die Bolivien-Kleidersammlung im Dekanat. Mitten auf dem Platz steht ein LKW, und es gibt einen Tisch, an dem Würstchen und Getränke ausgegeben werden. Ein halbes Dutzend junger Leute hockt auf der Ladefläche. Als ein Auto mit Anhänger auf den Platz einbiegt, kommt Bewegung in die Gruppe. Mirbach hatte als erstes angeliefert, jetzt kommen Niederehe, Kerpen, Loogh und Walsdorf. Alle packen mit an, im Nu sind die Kleidersäcke dicht an dicht im LKW verstaut. Manchmal platzt ein Sack auf. "Guckt mal, mit Schlitz!", ruft Sarah Plein ihren Mitstreitern zu. Im Nu hat sie sich das bodenlange, himmelblaue Blümchenkleid mit seitlichem Schlitz über Jeans und Pulli gestreift und tut, als sei die Laderampe ein Laufsteg. "So eine Modenschau gehört immer dazu," erzählt Jens Blech im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Als Pfadfinder kam er vor 20 Jahren zur Bolivien-Kleidersammlung und ist schon seit vielen Jahren mit der Organisation vor Ort betraut. Blech ist Mitglied der Deutschen Pfadfinderschaft St.Georg (DPSG) und hatte 1987 in Hillesheim den DPSG-Stamm "Balu" gegründet. Da die katholischen Pfadfinder eine Partnerorganisation in Bolivien haben, ist es Ehrensache für die Ortsgruppe, die Kleidersammlung zu unterstützen. Gegen Mittag steuern immer mehr Fahrzeuge - Traktoren, Transporter und Pritschenwagen - den Lindenplatz an, um ihre Fracht, die sie in insgesamt 26 Orten vor Häusern, an Straßenecken und Laternenpfosten eingesammelt haben, abzuliefern. Der 14-jährige Nicolas Clausen aus Leudersdorf ist zum ersten Mal dabei. Als Pfarrbriefausträger hatte er in seinem Dorf die Kleidersäcke unter die Leute gebracht. Jetzt packt er tüchtig mit an. "Es macht Spaß, zusammen mit meinen beiden Freunden etwas Gutes zu tun," sagt er. Als sich aber in das allgemeine samstägliche Treiben Hillesheims die Sirenen von Einsatzfahrzeugen und der Motorenlärm eines Rettungshubschraubers mischen, spricht die neue Pastoralreferentin Andrea Weber als Verantwortliche aus, was auch manch anderem auf dem Lindenplatz in diesem Moment durch den Kopf gehen mag: "Hoffentlich ist unseren Helfern nichts passiert." Ihre Sorge ist unbegründet, der Einsatz hat nichts mit der Aktion zu tun. Wie in all den Jahren zuvor ist die Kleidersammlung ohne Pannen und Unfälle über die Bühne gegangen. Ob das gute Ergebnis vom vorigen Jahr gehalten oder gar übertroffen werden kann, steht noch nicht fest. 2005 waren allein in Hillesheim knapp 7000 Kilogramm gebrauchter Textilien angeliefert worden.

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