HUTs, LUTs und andere Bewährungsproben

GEROLSTEIN-LISSINGEN. Zuwachs in der Eifelkaserne: Künftig nicht mehr nur Fernmelder, sondern weitere Spezialisten, die ebenfalls vor allem für Auslandseinsätze vorgesehen sind, werden in einer neu eingerichteten Kompanie des Fernmeldebataillons 281 in Gerolstein ausgebildet.

Die im Rahmen der Umstrukturierung der Bundeswehr zu Jahresbeginn neu geschaffene siebte Kompanie des Fernmeldebataillons 281 ist bundesweit eine von sechs neuen Ausbildungseinheiten. Einerseits sind sie Ergebnis der Zentralisierungstendenzen. Andererseits: "Mit ihnen soll flexibler auf Einsätze im Ausland reagiert werden können", erklärt Major Renée Völkel, stellvertretender Kommandeur des Gerolsteiner Bataillons. In der neuen Einheit wird "aber nicht für den eigenen Bedarf ausgebildet", fügt Fernmelde-Major Völkel hinzu. Das geschieht weiterhin in der vierten Kompanie, wo die Gerolsteiner Fernmeldespezialisten für die Auslandseinsätze herangezogen werden. Vielmehr absolvieren die "Neuen", die von Rostock bis Garmisch-Patenkirchen rekrutiert werden (siehe "Erste Eindrücke"), in Gerolstein lediglich die so genannte "grüne" Grundausbildung. Danach werden sie auf andere Standorte verteilt, wo sie ihre Fachausbildung genießen - zumeist aber ebenfalls als Fernmelder oder Stabsdienstsoldaten; wenn auch später möglicherweise bei anderen Truppengattungen. Daher wird in der Eifelkaserne mittlerweile auch zwischen Heeres-Uniform-Trägern und Luftwaffen-Uniform-Trägern unterschieden. Oder wie Bataillonskommandeur Oberstleutnant Gregor Engels schmunzelnd sagt: "Hier HUTs, da LUTs." Und dennoch sitzen alle in einem Boot. Denn das Bataillon gehört nicht mehr zum Heer, sondern zum so genannten Organisationsbereich "Streitkräftebasis". "Das ist ein Pool von Spezialisten, aus dem sich die gesamte Bundeswehr bedient", sagt Major Völkel. Oder wie es der Kommandeur formuliert: "Das ist der Service-Provider für die Bundeswehr." Dem gehören neben Fernmeldern auch Pioniere, Logistiker und andere an. Eben alle Soldaten, die für einen Auslandseinsatz zunächst besonders benötigt werden. Zurzeit kümmern sich 41 Ausbilder um die Betreuung von 125 Soldaten. Geplant ist bis zum Sommer ein Schlüssel von 50 zu 200. Auf die Frage, wie seine erste Bilanz lautet, antwortete Interims-Kompaniechef Oberleutnant Markus Dohm: "Wir konnten zum 1.1. Ausbildungsbereitschaft herstellen. Sprich: Wir haben es geschafft, dass jeder ein Bett und einen Spind hat." Und auch das sei gar nicht so einfach gewesen. Denn noch im November habe die Kompanie lediglich aus ihm und Stabsfeldwebel Friedel Hargarten bestanden, sagt Dohm. Major Völkel fügt hinzu: "Schließlich mussten die Ressourcen des Standorts komplett neu aufgeteilt werden." Daher waren Fragen zu klären wie: "Wer erhält welches Material, wer darf wann in die Sporthalle oder auf den Übungsplatz oder Schießplatz?" Und mehr Soldaten brachten weitere logistische Probleme mit sich. "Der Standort Gerolstein ist erstmals in seiner Geschichte vierstellig", verweist Kommandeur Engels auf derzeit 975 Soldaten und 50 zivile Mitarbeiter. Stolz auf den Zusammenhalt der Truppe

Besonders stolz ist der Kommandeur auf den Zusammenhalt innerhalb der Gerolsteiner Truppe: "Für mich zeugt es von einem vorzüglichen Betriebsklima, dass einerseits die anderen Kompanien die neue Einheit personell und materiell sehr gut unterstützt haben, andererseits, dass die Integration von Heer und Luftwaffe im Standort gut gelungen ist." Dennoch verhehlt er nicht, dass die neue Aufgabe zusätzliche Belastungen mit sich bringe. Engels: "Wir haben zwei Aufgabenschwerpunkte: die Sicherstellung der Auslandseinsätze und die der Ausbildung." Beide Aufgaben ergänzten sich aber auch. Engels: "Wir können den jungen Soldaten zeigen, was es heißt, länger zu bleiben und dann in den Auslandseinsatz zu gehen. Und so gegebenenfalls Interesse wecken." Zudem könnten die Jungen von den vielen Soldaten mit Auslandserfahrung Infos aus erster Hand erhalten. Dennoch sei die Ausbildungs- und Personalsituation problematisch. Die Fakten: Derzeit sind 40 Gerolsteiner Fernmelder im Ausland. Bei einer Verweildauer von drei bis sechs Monaten können das im Jahr bis zu 160 Soldaten sein. Sie kommen für den Spezialisten-Pool Streitkräftebasis nicht in Frage. Gleiches gilt für alle Wehrdienstleistenden, da ihnen Auslandseinsätze untersagt sind. Und diejenigen, die zum Fernmeldespezialisten oder gar zum Truppführer ausgebildet werden, sind gebunden - bis zu drei Jahren. Daher bleiben laut Major Völkel "200 Leute übrig, die für die Streitkräftebasis ausgebildet werden können." Erschwerend komme hinzu, "dass wir für den Isaf-Einsatz in Afghanistan und Usbekistan nur unsere besten Leute abgestellt haben". 18 Gerolsteiner Fernmelder sorgen am Hindukusch für eine gute Telefonverbindung in die Heimat. Und dann gibt es noch zwei weitere Probleme: Erstens fehlt es trotz Neuanschaffungen (16 Anlagen für die gesamte Bundeswehr) an Ausbildungsgerät, da die meisten Satelliten-Trupps im Ausland sind. Zweitens ist die Intensität der Wachdienste noch immer hoch. Oder wie es Kommandeur Engels sagt: "In Sachen Wachdienst herrscht noch die gleiche Aufmerksamkeit wie nach dem 11. September vor." An der Sicherung amerikanischer Militäreinrichtungen müssen sich die Gerolsteiner Fernmelder aber nicht beteiligen. "Wie auch", sagt Engels.

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