Hauptrolle für einen alten Citroën

SCHÖNBACH. Jeden Tag um 18.05 Uhr wird in der SWR- Sendereihe "Hierzuland" eine Gemeinde aus Rheinland-Pfalz porträtiert. Wie kommt eine solche Sendung zu Stande? Der TV war dabei, als die beliebte Fernsehreihe in Schönbach aufgezeichnet wurde. Am 16. April wird sie gezeigt.

Sieben Jahre lang hat Wilhelm Lewejohann an ihm gearbeitet, bis er endlich die Früchte seiner Arbeit genießen konnte. Der heute 82-Jährige hat einen Citröen C4 von 1929 restauriert und bei Oldtimertreffen schon manchen bewundernden Blick erhascht. Für das Ortsporträt der Gemeinde Schönbach in der Sendung "Hierzuland" waren der weiße Oldtimer und sein Besitzer nun die Hauptdarsteller. Mit seinem Citröen fuhr Wilhelm im Dorf herum, und immer war die Kamera dabei. "Das hat Spaß gemacht und ich freue mich, dass mein Auto demnächst im Fernsehen zu sehen ist", sagt Lewejohann.Wetter und "roter Faden" machen Dreh perfekt

Spaß gemacht hat der zweitägige Dreh in der Eifel auch dem gebürtigen Dauner Peter Thielen, der als Autor und Redakteur für den SWR den Film mit Kameramann Detlev Hosser, Tonfrau Silvia Hosser und Beleuchter Hansi Schulz drehte. "Schönbach war einfach zu drehen, weil wir gutes Wetter und mit dem Oldtimer einen roten Faden für den Film hatten und besonders, weil die Leute im Dorf sofort bereit waren, mitzumachen. Alle waren hilfsbereit. Die Gastwirtschaft hatte sogar trotz ihres Ruhetages für uns zum Drehen geöffnet. Das alles machte uns die Arbeit leicht", berichtet Peter Thielen. "Hierzuland ist ein gutmütiges Ortsporträt, denn wir suchen keine Skandale im Dorf, sondern wollen es erst mal schön präsentieren. Außerdem ist es ein Format, das ganz stark über die Menschen funktioniert", beschreibt Thielen das Konzept der Serie. Wie in anderen Dörfern stößt Peter Thielen nach seinem ersten Kontakt mit Schönbach auf die oft gleiche Meinung der Bewohner, dass es im Dorf doch nichts Tolles zum Filmen gebe "Mittlerweile glaube ich das niemandem mehr, man findet immer etwas. Für uns ist es schön, wenn wir es schaffen, das die Leute nach dem Film sagen: Mensch, das wusste ich noch gar nicht vom Dorf." In Schönbach gestaltete sich die Suche nach Material für den Film relativ einfach. Sechs bis acht Wochen vor dem Drehtermin schickt Thielen in der Regel dem Bürgermeister des ausgewählten Ortes einen Brief mit bestimmten Fragen nach Sehenswürdigkeiten, Landwirtschaft, Fremdenverkehr, Treffpunkten und Gebäuden. Einen Tag nimmt sich der Redakteur dann Zeit, um den Ort mit dem Bürgermeister zu begehen und ein Drehbuch zu entwerfen. Zwei Drehtage sind für den Film veranschlagt. Der Drehplan sah für Schönbach neben Landschaftsaufnahmen den Hubertushof als Beispiel für Ferien auf dem Bauernhof, die Töpferin Iris Scherf, den Geo-Safari-Anbieter Joachim Hepp, die Angelteiche von Wilhelm Lewejohann, die Laienspielgruppe Schönbach-Utzerath und die acht Damen des Kegelclubs "Haarscharf vorbei" vor. "Haarscharf vorbei", das sind seit 20 Jahren Maria Breuer, Alwine Schneiders, Leni Pfriem, Maria Schmitz, Regina Roden, die mit 79 Jahren älteste Keglerin in der Runde, Katharina Schneider, und das 62-jährige "Küken" der Gruppe, Luise Hagen. Bei der Probe der Laienspielgruppe Schönbach galt es, eine pikante Szene des neuen Stückes einzufangen. Kameramann Detlev Hosser gefällt die Sequenz mit der Ohrfeige besonders, und er fordert eine nochmalige Wiederholung, was für Heiterkeit beim Spielerensemble sorgt, außer wohl bei Angelo alias Ingo Braun, der sich die Watschen von Nora Daniels mehrmals einfangen muss. Redakteur Peter Thielen hat am Ende des Drehs schon eine klare Vorstellung, was die Zuschauer von Schönbach "mitnehmen" sollen: "Der Zuschauer soll wissen, dass in Schönbach 300 Menschen leben, es in der Vulkaneifel liegt, die meisten auswärts arbeiten und dass der Fremdenverkehr eine kleine Rolle spielt. Das sind die Dinge, die hängen bleiben sollten und uns wichtig sind."

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