Heimat auf 16 Quadratmetern

Er kennt es nicht anders und ist glücklich dabei: Arnold Puderbach lebt von Kindesbeinen an in einem Wohnwagen. Seit etwa acht Jahren wohnt er mit seiner Frau am Feriendorf in Gillenfeld.

 Arnold Puderbach und Frau Nelli leben schon seit knapp acht Jahren in ihrem Wohnwagen in der Nähe des Pulvermaars in Gillenfeld. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Arnold Puderbach und Frau Nelli leben schon seit knapp acht Jahren in ihrem Wohnwagen in der Nähe des Pulvermaars in Gillenfeld. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Gillenfeld. Sieben Meter lang und 2.40 Meter breit nennt Arnold Puderbach sein Eigen: Ein Wohnwagen mit Vordach, unter dem ein paar Plastikstühle um einen Campingtisch herum platziert sind. Am Waldrand des Pulvermaars in Gillenfeld, in der Nähe des Feriendorfes, wohnt der 69-Jährige seit rund acht Jahren mit seiner zehn Jahre älteren Frau Nelli. Aber nicht nur hier war der Wohnwagen sein Zuhause. Puderbach wurde in Köln geboren und ist Sinti. Während des Zweiten Weltkriegs politisch verfolgt, war es Zigeunerkindern untersagt, eine Schule zu besuchen. "Wir hatten Angst und haben uns in den Wäldern versteckt", erzählt Puderbach, "und ich sage es Ihnen ehrlich: Wir lebten vom Betteln." In Köln geboren und aufgewachsen, versuchte er später, an anderen Orten sesshaft zu werden. Aber aus den Kreisen Bitburg-Prüm und Wittlich wurde er verwiesen. Zuletzt lebte er in Brockscheid und fand schließlich den Platz, von dem er nicht mehr weg will. In Gillenfeld am Feriendorf, auf dem Privatgrundstück von Lambert Hahn hat er eine unentgeltliche Bleibe gefunden. Seine Lebensverhältnisse sind aufgrund seiner kleinen Rente und der Sozialhilfe von Frau Nelli bescheiden. Den Luxus eines Wasseranschlusses leistet sich die Familie nicht. Das trägt Puderbach von einem benachbarten Grundstück nach Hause. Ebenso fehlen Toiletten im Wohnwagen. Die gibt es draußen auf dem Gelände in einem kleinen Nebengebäude. Die Wäsche macht seine Frau meist mit der Hand, aber bei Freunden können sie ab und zu auch eine Waschmaschine benutzen. Im Ort ist sein Sohn beerdigt, der vor vier Jahren starb. Auch das ist ein Grund, warum das Sinti-Ehepaar in Gillenfeld bleiben will. "Auch im Dorf werde ich anständig behandelt", sagt Puderbach. Der Platz rund um den Wohnwagenbereich ist sehr gepflegt. Die Wiese hat sich zu einem Rasenplatz entwickelt, die Einfahrt zur Wohnstätte ist sauber gekehrt und Gartenzwerge beleben neben einigen zugelaufenen Katzen den abgelegenen Stellplatz. Früher habe man Reifen und Industriemüll oder sonstigen Unrat dort abgelagert, "seit Arnold hier ist, gibt es das nicht mehr", bestätigt Lambert Hahn. "Ich würde mich schämen, wenn es hier schmutzig wäre", sagt Puderbach energisch.

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