Helfen – schnell und unbürokratisch

DAUN/BITBURG. Heute, zum Tag der Kriminalitätsopfer, stellt der Weiße Ring (WR) für die Landkreise Daun und Bitburg-Prüm seine Bilanzen der vergangenen zwei Jahre vor. Insgesamt wurden 57 Fälle betreut, aktuell sind es sechs. 8930 Euro wurden an Soforthilfen ausgezahlt.

"Wir helfen Opfern von Straftaten schnell und unbürokratisch", erklärt Leo Hens. Der 78-jährige ehemalige Unternehmer ist Leiter der hiesigen Außenstelle. Sein Mitstreiter Manfred Risch schaut auf die 2005-er Akten und resümiert: "Vergangenes Jahr waren sehr viele Fälle von sexuellem Missbrauch dabei." Der pensionierte Kriminalhauptkommissar umreißt einige Fälle: "Ein Junge aus der Verbandsgemeinde Gerolstein wurde sexuell vom Nachbarn missbraucht. Besonders langwierig gestaltet sich die Therapie für eine missbrauchte Frau aus der Verbandsgemeinde Kelberg. Sie wurde jahrelang von ihrem Vater als Frau-Ersatz missbraucht. Sie arbeitet mit einer Psychologin schon über 100 Stunden an der Aufarbeitung." Auch ein Opfer aus der Verbandsgemeinde Prüm, das von einem Mitmieter aus dem Mehrfamilienhaus erst im Waschkeller bedrängt und später in der Wohnung vergewaltigt wurde, hat Hilfe vom WR bekommen. Hens erklärt: "Wir können Schecks für Erstberatungen bei Anwälten und Psychologen aushändigen." Besonders der Rechtsweg, an den die Opfer im ersten Moment keinen Gedanken verwenden, sei wichtig. Ohne Antrag nach dem Opferentschädigungsgesetz können eventuelle Spätfolgen nämlich nicht geltend gemacht werden. Übrigens ist der Sexualstraftäter vergangene Woche vom Trierer Landgericht zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Auch Opfern von Diebstählen und Einbrüchen helfen die WR-Mitstreiter. Einer 63-jährigen Frau wurde in einem Krankenhaus im Kreis Bitburg-Prüm während einer Behandlung ein für sie Existenz bedrohender Betrag gestohlen. Zwei Rentnerinnen aus dem Kreis Bitburg-Prüm, die in separaten Wohnungen in einem Zweifamilienhaus wohnten, wurden bei Einbrüchen die Scheckkarten gestohlen und sehr viel Geld abgehoben. Risch erklärt: "Beide Frauen sind über 70 Jahre alt. Eine von ihnen arbeitet noch täglich fünf Stunden, um ihre Rente von 400 Euro aufzubessern. Sie waren total verzweifelt." Die Gesellschaften der Hausrat- und Bankversicherungen verweigerten zuerst jeglichen Schadensersatz. Aufgrund der Schreiben des ehemaligen Kripobeamten und WR-Helfer gaben sie schließlich nach und leisteten im Nachhinein Ersatz. Leo Hens meint: "Besonders ältere Menschen haben oft große Scham an, uns heranzutreten. Gerne würden wir noch mehr in Seniorengruppen um Vertrauen werben, wenn wir mehr Leute hätten." In den beiden Eifellandkreisen gibt es gerade mal fünf WR-Ehrenamtler. Risch und Hens werben unisono: "Oft hilft den Opfern schon ein Gespräch, damit sie wissen, dass sie nicht alleine dastehen." Doch auch finanzielle Soforthilfen, Übernahme von Anwaltskosten oder Erholungsmaßnahmen für Opfer und ihre Familien, leistet der Weiße Ring. 4130 Euro waren es 2005 für 24 Fälle in den Eifelkreisen, im Jahr zuvor 4800 Euro bei 32 Fällen. Die Nachbetreuung ist immens wichtig. Risch erklärt: "Eine vierfache Mutter wurde jahrelang vom Ehemann brutal geschlagen. Der misshandelten Frau wollte die Krankenkasse dann noch nicht mal die Fahrkosten zur Kur bezahlen." Er habe das Geld erkämpft, weil die Frau unmöglich mit ihren vier Kindern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu dem entlegenen Kurort hätte kommen können. Ansprechpartner: Leiter der Außenstelle für die Landkreise Daun und Bitburg-Prüm sind Leo Hens, Telefon 06593/208227, Manfred Risch, Daun, Telefon 06592/2804, Manfred Steffen, Obergeckler, Telefon 06522/305. Die Bundesgeschäftsstelle in Mainz ist unter Telefon 06131/83030 zu erreichen; Infotelefon und Opfer-Notruf 01803/343434 (rund um die Uhr), Internet www.weisser-ring.de, Spendenkonto 343434 bei der Dresdner Bank Mainz (BLZ 55080065). Bis zum 25. März ist im Mainzer Rathaus, Jockel-Fuchs-Platz 1, die Sonderausstellung "Opfer" zu sehen, mo.- fr. 9 bis 18 Uhr, sa. 9 bis 14 Uhr.

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