Hier ist das Handy Handicap

WIESBAUM. "Sieben Jahre gewartet und trotzdem nicht das Beste bekommen" – so lautet das Resümee zum Ausbau der Telekommunikations-Infrastruktur im Industrie- und Gewerbepark (IGP) und Gründerzentrum Higis in Wiesbaum. Unternehmer sind enttäuscht. Die Hillesheimer Verwaltung verspricht, um weitere Verbesserungen zu kämpfen.

 Nach sieben Jahren ist es endlich so weit: Monteure der Telekom haben eine Antenne auf dem Dach des Gründerzentrums Higis in Wiesbaum angebracht, um das Funkloch zu stopfen. Foto: Gabi Vogelsberg

Nach sieben Jahren ist es endlich so weit: Monteure der Telekom haben eine Antenne auf dem Dach des Gründerzentrums Higis in Wiesbaum angebracht, um das Funkloch zu stopfen. Foto: Gabi Vogelsberg

"Ich bin davon ausgegangen, dass Telekom uns zeitgemäße Kapazitäten liefert und nicht eine Schmalspur-Variante", gibt sich Bürgermeisterin Heike Bohn verblüfft. "Es ist extrem schwierig, den rosa Riesen in Bewegung zu bringen", sagt Higis-Geschäftsführer Stefan Mertes mit Blick auf den jahrelangen Kampf. Seit der Einweihung des Gründerzentrums im Jahr 1999 sind die Betriebe mit der Tele-Anbindung unzufrieden. Doch Bohn lässt nicht locker. Sie verspricht: "Der neue Zustand kann nicht das Ende sein. Wir bleiben dran."...sonst ist Higis nicht mehr erste Wahl

Was ist in den vergangenen zwölf Monaten passiert? Erstens hat T-Mobile eine Antenne aufs Higis-Gebäude gesetzt, damit endlich das Funkloch im Handynetz gestopft wird. Mertes erklärt: "Davon profitieren auch die umliegenden Orte Wiesbaum und Mirbach." Für Edgar Caspers, Mitinhaber der Firma Vulkantechnik im IGP, schon seit langem ein Muss. Er sagt: "Wir hatten immer wieder verärgerte Kunden, weil sie hier nicht erreichbar waren." Ähnlich ging es Spediteuren, die ihren LKW-Fahrern neue Anweisungen geben wollten und sie nicht erreichen konnten. In etwa zwei Wochen soll die Antenne aktiviert werden. T-Mobile habe dafür 30 000 Euro investiert, so Mertes. Allerdings nicht ohne Bedingungen. Der Geschäftsführer erklärt: "Die Higis GmbH hat mit T-Com einen Zehn-Jahres-Vertrag abgeschlossen und sich bereit erklärt, die Betriebskosten von etwa 300 bis 400 Euro im Jahr zu übernehmen." Außerdem hat T-Com ein ganzes Jahr gebraucht, um die Internetverbindung vom Hillesheimer Knotenpunkt bis zum Higis auszubauen. "Allerdings geht unterwegs einiges an Leistung verloren, so dass nur DSL-1000-Anschlüsse angeboten werden können", erklärt Mertes. Für Vulkantechnik-Boss Caspers eine Farce: "Wenn ein Industriepark angeschlossen wird, sollte auch Telekom parat stehen." Peter Gebauer, Chef von Vulkantechnik grafische Maschinen, erklärt: "T-DSL ist sehr wichtig, aber wir brauchen eine 6000-er Rate, damit wir für die neuesten Modelle unserer Maschinen europaweit Fern-Service wie Wartung und neue Software anbieten können." Gebauer fordert: "Es muss alles ausgereizt werden, sonst ist Wiesbaum für uns nicht mehr die erste Wahl." Lothar Wagner vom gleichnamigen Logistikunternehmer relativiert: "Mit dem Standort sind wir sehr zufrieden, einzig T-Com nervt total." Wagner, dessen fünf Mitarbeiter jährlich 100 000 Pakete Kosmetik von Groß- in Verkaufseinheiten packen, lässt das Mini-DSL-Angebot kalt. Er sagt: "DSL 1000 ist für uns uninteressant. Wir bleiben bei der doppelten ISDN-Leitung zur Darmstädter Zentrale, weil die besser funktioniert." Markus Stütz von der gleichnamigen Beleuchtungsfirma mault: "Ich verstehe den Aufwand für diese Schmalspur-Variante nicht. T-Com hat den Wettbewerb mit Paracom nie wirklich aufgegriffen und erst recht nicht gewonnen." Seit zwei Jahren bietet die Eifeler Firma Paracom DSL 3000 via Richtfunk im Wiesbaumer Gewerbepark an. Allerdings können nicht alle daran partizipieren. Caspers von Vulkantechnik sagt: "Als Autozulieferer haben uns unsere Auftraggeber diese Variante wegen Sicherheitsaspekten verwehrt." Bleibt also nur DSL via T-Com. Daniel Klein von der Hausverwaltungsfirma ist damit zufrieden. Die Abrechnungen von 56 Mieteinheiten in der Region sowie Mailverkehr mit Energieversorgern klappe mit den bestehenden Leitungen hervorragend. Mertes gibt sich zurückhaltend: "Wir erfüllen damit nur den Standard und bieten nichts Exklusives." Bei Anfragen von Existenzgründern sei die zweite Frage nach dem Mietpreis die nach dem DSL-Anschluss.

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