Hilfe für Handwerker

GEROLSTEIN. Eines von 13 Bewerberzentren in der Region wurde in Gerolstein eröffnet. In Kooperation mit dem Arbeitsamt und der Handwerkskammer (Hwk) werden 15 Arbeitslose bis zu acht Wochen lang für den Wiedereinstieg in den Job geschult. Extrakosten fürs Arbeitsamt neben dem Arbeitslosengeld: 80 000 Euro im Jahr.

 Fit werden in Sachen Computer und Bewerbung sind Schwerpunkte des Schulungsprogramms.Foto: Gabi Vogelsberg

Fit werden in Sachen Computer und Bewerbung sind Schwerpunkte des Schulungsprogramms.Foto: Gabi Vogelsberg

"Wirhaben seit unserem Start vor einem Monat schon drei Leute inunbefristete Vollzeitbeschäftigungen vermittelt", freut sichProjektleiter Gregor Schwindling. Bis zu 120 Arbeitslose sollenpro Jahr in Gerolstein geschult werden, erklärt ChristianNeuenfeldt von der Handwerkskammer. Ziel ist die Vermittlung aufdem ersten Arbeitsmarkt. Die Schulung dauert maximal acht Wochen und ist in mehrere Module gegliedert. Trainerin Christa Finken erklärt: "Das geht vom Erstellen einer perfekten Bewerbungsmappe, dem Üben von Vorstellungsgesprächen bis hin zu Praktika." Auch die effektive Stellensuche über Zeitungen oder Internetbörsen gehört dazu. Finken weiß: "Das Erkennen von seriösen sowie auf den Teilnehmer zugeschnittenen Stellenangeboten muss gelernt werden."

Viele der Arbeitslosen suchen nicht im erlernten Beruf nach neuen Stellen. Beispiel: Sonja Rieger, gelernte Rechtsanwaltsgehilfin und jetzt vermittelt als Pflegerin in einem Altenheim. Die 23-Jährige ist begeistert: "Ich wollte schon immer als Quereinsteigerin in einen Pflegeberuf. Auf meine sechs Initiativ-Bewerbungen wurde ich zu zwei Vorstellungsgesprächen eingeladen. Bei einem hat's geklappt."

Guido Schüssler war bisher nicht so erfolgreich mit seinen Bewerbungen. Er hat 13 losgeschickt und erst zwei Antworten erhalten. Trotzdem ist der 31-jährige Landmaschinenschlosser, der gerne als LKW-Fahrer oder Außendienstler arbeiten möchte, optimistisch: "Meine Bewerbungsmappe ist genau auf mich zugeschnitten, sehr persönlich und aussagekräftig. Das habe ich mir hier erarbeitet."

Bei Jörg Mai, Konditor und arbeitslos seit August 2002, sieht es besser aus. Er hat eine "Dreiviertel-Zusage", und bei einer Ausschreibung gehört er zu den Top drei. Die Schulung im Bewerberzentrum habe ihn sehr motiviert. Der 26-Jährige meint: "Ich will jetzt ran."

Und Josef Ringer, Filialdirektor der Kreissparkasse, meint: "Die Arbeitslosen finden eine Perspektive und Hilfe bei der Suche zum Wunschberuf."

Gute Erfahrungen mit branchenfremden Leuten

Hans Eltze, Unternehmer in Sachen Kältetechnik, sagt: "Man kann nicht genug tun auf dem endlosen Pfad der Arbeitslosigkeit." Und Ewald Rieder vom Fensterbauer Joleka mit 38 Angestellten verrät: "Wir suchen immer Verkaufstalente. Da haben wir gute Erfahrung gemacht mit total branchenfremden Leuten."

Das Zahlenwerk "Bewerberzentrum" erläutert Jürgen Dillmann, Vize-Direktor des Arbeitsamtes Trier: "Alle Zentren stehen im Leistungsvergleich und haben eine Vorgabe von bis zu 60 Prozent Vermittlungsquote. Erstmalig haben wir dieses Finanzcontrolling mit betriebswirtschaftlichem Ansatz." Dabei werde "knallhart" berechnet, wie viel je vermitteltem Arbeitslosen eingespart wird. "Wer nicht mitmacht, dem droht eine Sperrung des Arbeitslosengeldes", sagt Dillmann.

In den Zentren seien meist Arbeitslosengeldempfänger und nachrangig Arbeitslosenhilfeempfänger. 80 000 Euro im ersten Jahr wird das Bewerberzentrum in Gerolstein kosten.

Neuenfeldt erklärt, dass die HWK extra einen EDV-Raum, Schulungs- und Aufenthaltsraum eingerichtet hat. Die Kooperation von HWK und Arbeitsamt ist ein Probelauf. Neuenfeldt: "Der geht bis Ende Januar 2004, und dann kommt eine Ausschreibung für alle Träger, die Bildungsangebote machen."

Robert Gilles, Leiter des Arbeitsamtes Gerolstein, weiß, dass das Geld nicht aus dem "Hartz-Topf" kommt, sondern aus dem Projekt "Trainingsmaßnahmen". Und das wird komplett vom Arbeitsamt bezahlt.

HWK-Präsident Hans-Josef Jänschke bringt es auf den Punkt: "Einerseits haben wir Massenarbeitslosigkeit, andererseits herrscht Mangel an qualifizierten Fachkräften." Nach Jänschkes Rechnung können in Rheinland-Pfalz trotz 170 000 Arbeitsloser rund 30 500 offene Stellen nicht besetzt werden. Im Kreis Daun (ohne die Verbandsgemeinde Kelberg) sieht das so aus: 2263 Arbeitslose zu 202 offenen Stellen.

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