Hoffen auf den Endspurt

GEROLSTEIN. Enttäuschung bis Verärgerung bei den Gerolsteiner Geschäftsleuten: An den bisherigen Adventssamstagen drängten sich am Bahnhof Massen von Menschen, die mit Sonderzügen nach Köln zum Weihnachtseinkauf fuhren. In der Gerolsteiner City hingegen herrschte gähnende Leere.

An den Adventssamstagen fahren zwischen Gerolstein und Köln Sonderzüge, und sie sind stets gerammelt voll. "Für die Bahn rechnet sich der Einsatz", sagt Thomas Nielsen vom Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz, der die Züge einsetzt. Nielsen weiter: "Diese Züge sind seit Jahren ein Klassiker, und daher werden sie auch nicht in Frage gestellt." Bei den Gerolsteiner Geschäftsleuten sorgt das nicht gerade für Freude. So sagt Irmgard Möller vom Schmuckgeschäft "Life-Style": "Gemessen an den Vorjahreszahlen war das Adventsgeschäft bislang bei weitem nicht zufrieden stellend." Anderen Gewerbetreibenden in der Gerolsteiner Innenstadt geht es ähnlich. Enttäuscht war auch der Nikolaus, der am zweiten Adventssamstag Probleme hatte, seine Süßigkeiten an das Kind zu bringen. Die meiste Zeit über fühlte er sich "ziemlich verloren". Er flehte: "Einsam zieh' ich durch die Straßen, alles sieht so trostlos aus, Nikolaus fühlt sich verlassen, Kinder kommt doch endlich raus!" Raus wollen auch Carsten Meeth aus Pelm und seine Freunde - raus aus Gerolstein, rein nach Köln. Er sagt: "Hier haben wir nicht genug Auswahl, wenn man etwas Bestimmtes braucht." Auch Elisabeth Brauns aus Gerolstein fährt schon seit Jahren mit ihrem Mann nach Köln. "Wir fahren nicht gezielt zum Einkaufen. Wir erleben dort den Weihnachtsmarkt und Weihnachtsstimmung. Köln ist eben ein Gefühl." Dennoch betonen sie, dass sie auch den Gerolsteiner Weihnachtsmarkt besuchen werden. Sie sagt: "Wir lassen unsere Leute nicht hängen." Also Hoffnung für die Gerolsteiner Geschäftswelt in Sicht? Für Heinz Weber, Vorsitzender des Gewerbevereins Gerolstein, steht fest: "Gegen die Bahn werden wir nicht intervenieren. Ich kann keinem verwehren, dass er in Köln etwas erleben möchte und dort auch noch einkauft." Zu Bedenken gibt er allerdings: "Jeder muss sich im klaren darüber sein: Je mehr Geld ich in Gerolstein lasse, je stärker wird unser Standort." Für Weber ist klar: Wenn die Innenstadt durch zusätzliche Geschäfsaufgaben weiter ausblutet, hat jeder Bürger Nachteile: Das Angebot wird immer geringer, weitere Geschäftsaufgaben drohen, die leer stehenden Läden sind nur noch schwer zu vermieten, und die Anziehungskraft für Kunden wie Touristen geht verloren.Weihnachtsmarkt soll Kunden locken

Anziehungskraft dürfte laut Weber aber der Altstadtweihnachtsmarkt an diesem Wochenende ausüben. Aus zwei Gründen erhofft er sich Erfolg: Zum einen sei dann die Neuauflage im nächsten Jahr sicher. Zum anderen profitiere auch die Geschäftswelt von einem guten Besuch. Weber: "Ein gutes Weihnachtsgeschäft würde so manchem helfen, nach einem sehr schwierigen Jahr noch mal neuen Mut zu fassen, noch mal die Ärmel hoch zu krempeln, noch mal was Neues zu versuchen." So sieht es auch Gisela Sodermanns ("Boutique Ilona") und hofft für das kommende Jahr auf Optimismus und Lebensfreude bei den Menschen. "Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine Welle auslöst, die sich positiv für alle hier in Gerolstein auswirkt."

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