"Hoffentlich noch lange"

DAUN. Die Bundeswehr ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Daun: Sie investiert Millionen, zahlt Gehälter und bringt Menschen in die Region. Doch nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Vereine profitieren von den Soldaten vor Ort.

Vor rund zehn Jahren, als die Verlegung des Dauner Regiments nach Süddeutschland laut überlegt wurde, war der Schock groß: Politiker und Unternehmer argumentierten für den Verbleib mit der wirtschaftlichen Bedeutung von Soldaten und Kaserne für den strukturschwachen Landkreis. Wie groß der Wirtschaftsfaktor Bundeswehr für den Kreis Daun ist verdeutlichen einige Zahlen: Innerhalb der vergangenen 30 Jahre wurden rund 50 Millionen Euro für den Bau und die Sanierung der Gebäude investiert. Davon profitierten neben überregionalen Firmen auch eine Reihe von heimischen Bau- und Handwerksbetrieben. Die Bewirtschaftungskosten für die Kaserne bringen weitere rund 2,2 Millionen Euro jährlich in Umlauf. Davon werden unter anderem Mieten, Gebäudereinigung und Lebensmittel bezahlt. Rund 400 Brötchen werden in der Dauner Kaserne pro Tag verbraucht. Hinzu kommen 90 Kilo Kartoffeln, 100 Kilo Obst und 75 Kilo Salat pro Woche. Und alles wird in der Region gekauft. Zudem zahlt die Bundeswehr die Gehälter für die derzeit 159 Zivilisten und 717 Soldaten. Die Bundeswehr machte auf TV-Anfrage keine Angaben zu aktuellen Zahlen, doch im Jahr 1994 wurden Löhne und Gehälter auf rund 41 Millionen Mark beziffert. Diese Zahl dürfte auch heute noch in etwa stimmen, wenn man den Abzug einiger Soldaten, aber auch die Lohnsteigerung berücksichtigt.Kein Interesse an Einzelschicksalen

"Durch die Bundeswehr kam ein wirtschaftlicher Aufschwung", sagt Franz Jung, Geschäftsführer des Gewerbe- und Verkehrsvereins (GVV). "Ich habe mit verschiedenen Gewerbetreibenden gesprochen und das Echo auf die Bundeswehr ist durchgehend positiv." Ob beim Bau der Kaserne oder der Häuser von Soldaten, die in die Eifel zogen, hätten eine ganze Reihe Grundstückseigentümer auch ihr Geschäft gemacht, meint Jung. Seine Schwierigkeiten damit, als Wirtschaftsfaktor betrachtet zu werden, hat, wie die meisten Soldaten auch Joachim Kretzer, pensionierter Oberstabsfeldwebel aus Boverath: "Wir Soldaten wurden schwerpunktmäßig als Kaufkraft und Wirtschaftfaktor betrachtet. Das war uns unangenehm, da kein Interesse an den Einzelschicksalen bestand, die mit einem Abzug des Regiments verbunden gewesen wären." Diese Einzelschicksale hätten sich jedoch bemerkbar gemacht: Laut Jung, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer den mitgliederstarken Dauner Musikverein führt, sind rund ein Drittel aller Mitglieder in den Dauner Vereinen Soldaten oder deren Angehörige. "Ob der Vorsitzende des Turn- und Sportvereins (TuS), ob im Motorsport, Männergesangverein oder bei uns im Musikverein: überall sind Soldaten vertreten", sagt Jung. Selbst Wehrpflichtige seien immer mal wieder für die Dauer des Wehrdienstes aktiv im Musikverein. "Aber auch in anderen Vereinen gibt und gab es das, besonders ausgeprägt beim TuS", sagt der Vereinsgeschäftsführer, der mit seinen 75 Jahren die Bundeswehr in Daun von Anfang an miterlebt hat. Jung: "Wir können nur hoffen und wünschen, dass die Bundeswehr noch lange, lange in Daun bleibt. Das gilt für alle Bereiche, ob Vereine oder Handel und Gewerbe."

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