"Ich habe selten ein so marodes Haus gesehen"

STROTZBÜSCH. Am 1. Juni wird Katja König, die in Mehren das Seniorenhaus "Helena" betreibt, das Strotzbüscher Altenheim "Schau ins Tal" wieder neu eröffnen, nachdem das Altenheim des Senioren-Hilfswerkes (SHW) im vergangenen Jahr wegen Insolvenz schließen musste.

Noch stapeln sich überall rund um das ehemalige Seniorenhaus "Schau ins Tal" die Reste der Vergangenheit: Alte Kühlschränke, Stühle, Teppiche und sonstiges Mobiliar füllen die Container, und an der Zufahrtsstraße steht auch immer noch das alte Schild des Senioren-Hilfswerks (SHW).Umbau zur "Felicitas" für eine Million Euro

Am 24. September 2003 leitete das SHW-Altenheim das Insolvenzverfahren ein. Das Unternehmen konnte die Gehälter der 27 Mitarbeiter nicht mehr zahlen. Die zu diesem Zeitpunkt 23 dort lebenden Senioren mussten das Haus sofort verlassen und wurden in Altenheime nach Mehren, Ulmen, Kröv und Polch untergebracht oder gingen zu Angehörigen (der TV berichtete). Nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Die 36-jährige Katja König hat das ehemalige Strotzbüscher Seniorenhaus für zunächst zehn Jahre vom Eigentümer, dem Finanzbeamten Bernhard Engel, gepachtet - mit Option auf weitere zehn Jahre. König betreibt in Mehren das Seniorenhaus "Helena" mit 62 Bewohnern. Schon vor der Schließung hatte sich Engel auf der Suche nach einem soliden Betreiber mit der Mehrener Heimleiterin in Verbindung gesetzt. Und auch die Heimaufsicht in Trier hatte König gefragt, ob sie das Haus nicht übernehmen möchte. Kontakt zum Strotzbüscher Heim hatte sie bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit der Insolvenz: Einige Bewohner fanden im Mehrener Heim, das ab Juni von Königs Stellvertreterin geleitet wird, ein neues Zuhause. Kaufen wollte König das Strotzbüscher Haus nicht, obgleich Eigentümer Engel ihr das angeboten hatte. Derzeit teilen sich König und Engel die Kosten, um das Heim zu sanieren und umzubauen. Rund eine Million Euro investieren sie in die Zukunft des neuen Seniorenhauses, das "Felicitas" heißen soll. Ein Hintertürchen hat sich König offen gelassen: "Ich kann jederzeit aussteigen, wenn ich einen Nachpächter finde. Betriebswirtschaftlich wäre das aber eine Katastrophe, da ich auch nach zehn Jahren noch nicht das erwirtschaftet hätte, was ich hinein gesteckt habe." Die Kosten für das neue Inventar trägt die neue Pächterin komplett. Die Eröffnung ist für Dienstag, 1. Juni, geplant. Drei Wochen lang wurde das Haus entrümpelt: "Ich habe selten so eine marode Einrichtung gesehen und so viel Ungeziefer. Wir mussten alle Hausleitungen, von der Kanalisation, den Elektroleitungen bis zur Brandschutzanlage erneuern", sagt Katja König. Wände wurden heraus gebrochen, Terrassen neu angelegt, alle Zimmer wurden saniert und mit eigenen Nasszellen ausgestattet. Das neue Seniorenhaus "Felicitas" wird Platz für 45 Bewohner bieten, die in drei Hausgemeinschaften zu je 15 Personen eingeteilt werden. "Wir haben jede Menge Anmeldungen; 17 haben wir schon angenommen", sagt König. Auch sieben ehemalige Bewohner, die seit September im Mehrener Haus "Helena" wohnen, werden im Juni wieder nach Strotzbüsch zurückkehren. Betreut werden die pflegebedürftigen Menschen von 35 Fachkräften. Fünf Mitarbeiterinnen aus Mehren wechseln im Juni nach Strotzbüsch, da sie in der Nähe wohnen. Einige Bewerbungen kamen auch von Mitarbeitern des ehemaligen Senioren-Hilfswerks, aber nur eine konnte sich für das neue "Felicitas"-Haus qualifizieren.

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