Im Notfall hilft die Rathaus-Truppe

JÜNKERATH. Vor allem tagsüber sind die Feuerwehren im Kreis Bitburg-Prüm oft unterbesetzt ( TV vom 8. November). Weibliche Wehrleute könnten helfen, sind aber mancherorts nicht gestattet - seltsamerweise. An der Oberen Kyll sehen die Verhältnisse etwas anders aus.

 Wenn es tagsüber brennt, sind viele Wehren unterbesetzt. Im Oberen Kylltal hilft bei solchen Notfällen die schnelle Einsatzgruppe mit Mitarbeitern der Verbandsgemeinde.Foto: Fritz-Peter Linden

Wenn es tagsüber brennt, sind viele Wehren unterbesetzt. Im Oberen Kylltal hilft bei solchen Notfällen die schnelle Einsatzgruppe mit Mitarbeitern der Verbandsgemeinde.Foto: Fritz-Peter Linden

Wenn die Hütte brennt, wenn ein Unfall geschieht, wenn Menschen in Gefahr sind, dann muss alles schnell gehen. In Deutschland gibt es dafür sogar einen gesetzlich festgelegten Richtwert: die so genannte Einsatzgrundzeit. Nur sieben Minuten dürfen zwischen Alarmierung und dem Eintreffen der Rettungskräfte am Unglücksort vergehen. "Wir haben den Ehrgeiz, noch schneller zu sein. Und das schaffen wir auch meistens", sagt Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll. Nicht der einzige Grund: "Wenn wir ein, zwei Minuten zu spät kommen, und da ist was Schlimmes passiert, dann kann das durchaus den Staatsanwalt interessieren." Aber sie kommen nicht zu spät. Und vor allem tagsüber, wenn alle Wehren berufsbedingt schwach auf der Brust sind, bleibt die Einsatzbereitschaft gewährleistet. Einer der Gründe: Die Schnelle Einsatzgruppe der Verbandsgemeinde. Das sind zehn bei der VG tätige Feuerwehrleute, die den 16 Orts-Wehren (in 14 Gemeinden, plus zwei in den Ortsteilen Auel und Schönfeld) bei allen Einsätzen am Tag unter die Arme greifen.Mädchen rücken in Jugendwehren ein

"Wir sind auch nicht in der Lage, am helllichten Tag mit einer Wehr alleine einen Einsatz zu fahren", sagt VG-Wehrleiter Helmut Bauer. "Da fehlt es schon an Leuten." Und das beginne bereits bei der Jugend: "Das Problem ist einfach, dass viele unserer Jugendlichen ihre Arbeitsplätze anderswo haben. Und das wird mit jeder Generation schlimmer." Zugleich sähen es viele Arbeitgeber nicht gern, wenn ihre Beschäftigten immer wieder ausrücken müssen. An der Oberen Kyll versuche man gegenzusteuern, indem man vor allem Mädchen und Frauen in die Wehren rufe. Vor Jahren sei das zum Teil noch abgeblockt worden, gibt auch Bauer zu. "Aber seit wir die Jugend-Feuerwehren haben, ist das erledigt." Auf diese Nachwuchsarbeit sind die Verantwortlichen besonders stolz: Fünf Jugendwehren sind mittlerweile gegründet. Knapp die Hälfte der rund 100 Mitglieder sind Mädchen - die ersten von ihnen sind inzwischen in die aktive Truppe hinein gewachsen. Bislang haben 14 diesen Schritt getan und stehen ihren rund 350 männlichen Kollegen gut ausgebildet zur Seite. Dank der Jugendwehren habe man auch kaum Nachwuchsprobleme, sagt Bauer. "Wir würden gerne noch mehr Frauen aufnehmen. Aber der Zuspruch ist noch gering." Für jene Kollegen, die sich trotz dünner Personaldecke immer noch nicht mit dem Gedanken an weibliche Mitglieder anfreunden wollen, hat Bauer nur einen Satz übrig: "Das sind mir die richtigen."Jugend und Alter gemeinsam aktiv

Aber nicht allein die Jugend zählt: Auch die Alters-Abteilung sei nicht nur beim Feiern willkommen, sagt Arenz. Zwar darf man ab dem 60. Geburtstag nicht mehr am Einsatz-Geschehen teilnehmen, aber: "Das sind erfahrene Leute, die ebenfalls ihren Beitrag leisten." Zum Beispiel am Funkgerät, beim Absperren von Straßen und der Regelung des Verkehrs. Trotz relativ niedriger Einwohnerzahl: Dass im Oberen Kylltal jedes Dorf seine eigene - und zwar mobile - Wehr behält, steht für Werner Arenz außerhalb jeder Diskussion: "Brandschutz und technische Hilfe sind Pflichtaufgaben der kommunalen Selbstverwaltung", sagt der Bürgermeister kategorisch. Das gelte auch für den Unterhalt von Fahrzeugen, die von der Kommune vorwiegend auf dem Gebraucht-Markt beschafft und von Wehrleuten in Schuss gehalten werden. Werner Arenz: "Da lasse ich mich nicht beirren. Ich kann gut ausgebildeten Handwerkern nicht ihr Werkzeug wegnehmen."

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