In Plastiksäcken verwest

DAUN/SCHÜLLER. Erneut wurden zwei verwesende Tierkadaver auf dem Hof von Ammenviehhalter Matthias Pfeil entdeckt. Seit Jahren ist der Tierhalter in der Kritik. Bürger, Tierschutzverein, Polizei, Umweltkripo und Bauernverband fordern nun ein Tierhalteverbot.

Verwesungsgestank, Maden, Schmeißfliegen und Kakerlaken riefen Nachbarn des Hofs von Matthias Pfeil in Schüller erneut auf den Plan. Sie informierten die Behörden. Beamte der Polizeiinspektion Prüm und des Veterinäramts Daun kamen auf den Hof und öffneten einen Plastiksack, der in einem Schuppen lag. "Das Kalb war seit etwa zehn Tagen verendet und schon stark verwest", berichtet Polizist Ferdinand Spartz. Die Tierkörperbeseitigungsanstalt Rivenich sollte den Kadaver abholen. "Der Fahrer fand den Sack nicht und schnappte sich einen anderen. Da war noch ein zweites totes Kalb drin", berichtet Nachbarin Theresia Wettke. Pfeil, der in Jünkerath wohnt, war mit den Polizisten und Veterinären auf dem Hof in Schüller. Schon vor drei Jahren haben Nachbarn nicht ordnungsgemäß entsorgte Tierkadaver angezeigt. Die jüngsten Fälle liegen nur wenige Wochen auseinander. Am 8. April berichtete der TV über ein totes Rind, versteckt unter Stroh auf einer Wiese liegend, und eine tote Kuh im Stall. Am Tag zuvor war der Landwirt vor dem Amtsgericht Prüm wegen Tierquälerei verurteilt worden. Etwa 20 Mal war die Polizei 2004 wegen Pfeils Tieren unterwegs. Laut einer Liste, die im Stellwerk Lissendorf geführt wird, war sein ausgebrochenes Vieh in den vergangenen fünf Jahren 39 Mal auf den Gleisen zwischen Jünkerath und Oberbettingen. "Er hat jedes Rechtsempfinden verloren ebenso wie jedes Verantwortungsbewusstsein für die Tiere", meint Nachbar Jakob Kees. Bernd Feltges, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, sagt: "Ich bin entsetzt. Es passt uns Bauern absolut nicht, was da passiert. Er betreibt offensichtlich keine ordnungsgemäße Tierhaltung und muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Da scheint ein Halteverbot unausweichlich." Für Feltges ist es "Vorsatz, wenn einer tote Tiere in eine Tüte steckt und zehn Tage liegen lässt". Gabriele Hohn vom Tierschutzverein Nettersheim: "Das ist doch krass. Wie lange haben die Tiere vorher gelitten?" Sie hat Fernsehsender und die Regenbogenpresse eingeschaltet. Hohn: "Seit Jahren sind die Missstände dem Veterinäramt bekannt, und es passiert nichts. Es muss ein Tierhalteverbot ausgesprochen werden. Weil die Behörde nicht konsequent reagiert, macht sie sich mitschuldig." Ermittlungen in zwei Verfahren

Polizist Spartz: "Wenn die Veterinärbehörde nichts ändert und der Landwirt Vieh halten darf, können wir nichts ändern." Norbert Müller, Chef der Kripo Wittlich, erklärt: "Die potenzielle Schließung des Hofes würde als Maßnahme der Gefahrenabwehr in die Zuständigkeit der Kreisverwaltung Daun fallen." Die Umweltkripo ermittelt momentan in zwei Verfahren, die Pfeil betreffen. Nachbarin Wettke plagen weitere Sorgen: "Welche Gefahren bestehen für uns durch verseuchte Luft und die Schmeißfliegen?" Stefanie Mittenzwei, Sprecherin des Mainzer Umweltministeriums, sagt: "Ohne direkten Kontakt besteht eigentlich keine Gefahr, aber es kommt auf die jeweilige Situation an." Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Daun, sagt: "Es besteht akut keine gesundheitliche Gefährdung." Über das weitere Vorgehen würde derzeit beraten. Pfeil und seine Anwältin haben auf TV-Anfragen nicht reagiert, nur Rosi Pfeil, Frau des Viehhalters, meint: "Wir haben viel zu tun, weil wir zurzeit zwei Betriebe betreuen."

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