Ja zu den Tomaten, Nein zum Waldstandort

Mehren · Der Widerstand gegen den Bau eines riesigen Gewächshauses, in dem Tomaten wachsen sollen, formiert sich. Eine Bürgerinitiative ist gegründet worden, die sich wie Naturschutzverbände gegen diese von der Gemeinde favorisierte Option ausspricht.

Mehren. Ein niederländischer Investor will für mehr als sechs Millionen Euro eine Anlage für den Tomatenanbau errichten. Der Widerstand gegen den Bau formiert sich. Zwischenzeitlich ist in Mehren eine Bürgerinitiative (BI) für Natur- und Landschaftsschutz gegründet worden.Gefahr für den Mürmes


Die Kritik der nach dem ersten Treffen 21 Mitglieder richtet sich vor allem gegen den geplanten Standort. Für den Bau soll auf einem Waldstück der Gemeinde, angrenzend an das Naturschutzgebiet (NSG) Mürmes, eine große Fläche gerodet werden.
Die BI sieht darin "eine konkrete Gefahr für den Erhalt des NSG. Wir wollen das verhindern und den Wald erhalten", sagt einer der Initiatoren der BI, Karl-Wilhelm Koch.
Bei der nächsten Sitzung am 15. September soll es seinen Angaben nach auch um die Prüfung der Initiierung eines Bürgerbegehrens gehen.
Auch die Naturschutzverbände (BUND, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesjagdverband, Eifelverein Schalkenmehren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und NABU) lehnen den vom Mehrener Gemeinderat vorgeschlagenen Standort ab, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Befürchtet wird, dass es dadurch nicht nur zu einer erheblichen Beeinträchtigung der einzigartigen Maarlandschaft südlich von Daun - "dem Markenzeichen der Vulkaneifel" - käme, sondern auch zu einer Gefährdung des benachbarten NSG Mürmes.
Die Verbände halten es für "verständlich und sinnvoll", dass eine energieintensive Anlage in der Nähe eines Biomasse-Kraftwerks mit überschüssiger Wärmeproduktion errichtet werden solle. Nicht akzeptabel sei, dass die Gemeinde dafür kilometerweit von der Wärmequelle im bestehenden Gewerbegebiet an der Autobahn entfernt sieben Hektar Mischwald opfere.
Ohne Rücksicht darauf, wie sehr das Landschaftsbild leiden würde. Für die Naturschutzverbände brächte das "eine weit schlimmere Verschandelung der Eifellandschaft mit sich als das Hochregallager bei Lutzerath".
Die Verbände fürchten vor allem um den Mürmes. Der zwischen Mehren und Ellscheid gelegene Maarkessel mit einem Flachmoor mit besonderer Pflanzen- und Tierwelt ist nach Angaben der Naturschützer einer der bedeutendsten Zugvogel-Rastplätze der Region.Große Chance für Mehren


Das für die Tomatenproduktion ins Auge gefasste Waldgebiet ist im Flächennutzungsplan der VG Daun nicht als Gewerbegebiet ausgewiesen. Bevor es dazu kommt, fordern die Naturschutzverbände unter anderem eine "umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung".
Gegen den Waldstandort sprechen aus ihrer Sicht zudem Artenschutzgründe, denn dort kämen Wildkatze, Rotmilan und Schwarzstorch vor. Fazit der Verbände: "Alles in allem ein Projekt, das an diesem Standort nicht realisiert werden darf."
Für die Gemeinde hat der Standort im Wald nach wie vor oberste Priorität.
Allerdings: "Wenn sich im weiteren Verlauf etwas anderes ergeben würde, wären wir nicht abgeneigt", sagt Ortsbürgermeister Erwin Umbach. "Wir werden an dem Projekt auf jeden Fall festhalten. Es ist eine große Chance für Mehren, die wir nicht einfach laufen lassen können."

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