Jäger, Bauer und die Schweine

DAUN. Rekordverdächtig: doppelt so viele Wildschweine wie im Vorjahr werden wahrscheinlich bis zum Ende des Jagdjahrs erlegt worden sein. Aktuell wurden 2800 Schwarzkittel gestreckt. Im vorherigen Jagdjahr waren es 1560. Trotzdem kritisieren die Bauern die Jäger.

"Wenn 3000 Wildschweine erschossen werden, sind bestimmt noch bis zu 8000 im Wald", vermutet Bernd Feltges, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Und das seien eindeutig zu viel. Nach Forderung des Landes sollte der Bestand auf zwei Stück je 100 Hektar Wald- und landwirtschaftliche Nutzfläche reduziert werden.Bauern: Neue Flurschäden durch Wildschweine

Für den Kreis Daun würde das ein Bestand von gut 600 Stück Schwarzwild ausmachen, rechnet Feltges vor. Siegfried Neuerburg, Vorsitzender der Kreisgruppe Daun des Landesjagdverbands, reagiert verärgert: "Nach einer kreisweit durchgeführten Zählung gehen wir von einem Bestand von 2500 Sauen aus, und mit dem getätigten Abschuss haben wir den Nachwuchs schon abgeschöpft. Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber den Bauern sehr ernst."Feltges kontert: "Die Jäger wägten sich in Sicherheit, weil die Schutzmaßnahmen gegen die Schweinepest so gut verlaufen waren und ließen ihre Arbeit in einigen Revieren schleifen." Besonders in der Mitte und im westlichen Teil des Kreises hätten die Flurschäden durch Wildschweine seit September extrem zugenommen. Den Vorwurf "geschlafen zu haben", lässt Neuerburg nicht gelten. Er sagt: "Anders als ein Bauer, der seine kranken Tiere direkt im Stall behandeln kann, müssen wir stundenlang auf dem Ansitz warten, um Erfolg zu haben." Die Abschuss-Zahlen würden eindeutig für die engagierten Jäger sprechen.Während im Kreis Daun die Waidmänner den Schwarzwild-Abschuss bis zum Ende des Jagdjahrs am 31. März gegenüber dem Vorjahr verdoppeln wollen, erreichen die Kollegen im Kreis Bitburg-Prüm eine 50-prozentige und im Kreis Bernkastel-Wittlich eine 33-prozentige Steigerung. Die Flurschäden bezeichnet Neuerburg "als ganz natürliche Geschichte nach dem Jahrhundertsommer und den knochenharten Böden". Beim ersten Regen hätten die Sauen nachts ihren natürlichen Bedarf an tierischem Eiweiß gestillt und hätten den aufgeweichten Boden nach Käfern, Maden und Engerlingen durchwühlt. Klaus-Dieter Schröder, Hegeringsleiter in Hillesheim, schiebt den "schwarzen Peter" an die Bauern zurück: "Wir haben doch hier schon fast niederrheinische Verhältnisse, was den Maisanbau angeht." Die vor fünf Jahren ausgebrochene Schweinepest gilt noch nicht als ausgerottet. Der jüngste Fall in der Region Trier wurde am 15. März vergangenen Jahres in Wittlich registriert. Am 20. Februar beginnt die nächste Impfköder-Aktion. Im Laufe des Jahres sollen drei weitere Doppelimpfungen durchgeführt werden, wobei die Jäger Tausende Impfköder an den Kirrungen vergraben.Die Immunisierungsrate der im Kreis Daun untersuchten Tiere kann sich sehen lassen: Durchschnittlich gilt jedes sechste Wildschwein als immun. Bei den Frischlingen liegt die Rate bei 44 Prozent, bei den älter als zwei Jahre alten Schwarzkittel sogar bei 89 Prozent. Insgesamt wurden im Kreis Daun 165 positive Fälle registriert, der vorläufig letzte im Mai 2002.Das lässt Neuerburg hoffen: "Wenn bis zum Jahresende kein neuer positiver Fall auftritt, können die Schutzmaßnahmen gelockert und die Wildannahmestellen geschlossen werden." Kreisveterinär Wolfgang Naujok bleibt skeptisch: "Im Herbst wird eine EU-Kommission entscheiden, ob die Maßnahmen aufgehoben, reduziert oder fortgeführt werden."

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