Japaner sind zu langsam

ZILSDORF. Naturstein bestimmt sein Leben: Rainer Weber aus Zilsdorf hat mit der Erfindung einer mobilen Variante des Steinkorbs die Arbeit zur Befestigung von Hängen oder zum Bau von Lärmschutzwänden erleichtert.

Nein,Ringe unter den Augen hat er nicht mehr. Obwohl Rainer Weber ausZilsdorf sich reichlich Nächte um die Ohren geschlagen hat, umeiner Idee die Produktionsreife zu geben. Der 44-Jährigegebürtige Trierer ist seit zehn Jahren Sachverständiger fürNatursteine und "nebenbei" Erfinder des so genannten"Rawe-Steinkorbs". Dahinter verbirgt sich kein neuer Behälter zum Einkaufen. Die mit Steinen gefüllten Gitterkörbe dienen zur Errichtung von Naturstein-Mauern als Hang- und Böschungsbefestigungen, Stützmauern oder Lärm- und Sichtschutz-Mauern.

Aber Moment mal. Das sind doch Gabionen? Die gibt es doch schon seit rund hundert Jahren? Richtig, doch bislang konnten die Körbe nur an ihrem Bestimmungsort befüllt werden. Und bei mehreren übereinander gestapelten und bis zu zwei Tonnen schweren Körben setzten die unteren Körbe "Bäuche" an. Das Steinmaterial sackte nach, die Gitter gaben nach, da die Last nicht richtig verteilt wurde.

Webers Fazit 1998: "An sich hat sich die Gabione bewährt, aber sie ist reformbedürftig." Gefragt war die Entwicklung einer mobilen Gabione, in der das Steinmaterial besser verdichtet wird. Weltweit gab es mehrere Versuche, eine solche mobile Fertig-Gabione zu entwickeln, doch sie schlugen fehl.

Doch die Beantwortung der Frage ließ ihn nicht los: "Wie kann man eine Gabione konstruieren, die sich im gefüllten Zustand beim Transport nicht verbiegt?" Weber legte Nachtschichten ein, baute, plante und tüftelte. Mehrere Modelle entstanden, die aber nicht praxistauglich waren. "Der 22. Prototyp war es dann", sagt Weber. Des Rätsels Lösung: Weber entwickelte eine neuartige Biegung der Frontgitter, durch die eine bessere Lastverteilung möglich wird. Markenzeichen jedes Rawe-Steinkorbs ist außerdem der Hebebügel. Per Kran können die Körbe so ohne großen Aufwand an der Baustelle versetzt werden.

1000 Körbe für die Landesgartenschau

Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren hinweg wurde auf einem Test- und Entwicklungsgelände im Walsdorfer Industriegebiet der Steinkorb für die Fertigung in einem Gitterwerk verfeinert. Weber: "1999 war der Punkt da, wo es umsetzbar war." Der "Rawe-Steinkorb" wurde patentiert. Rawe steht dabei für den Erfinder: Ra iner We ber. Was noch fehlte, war die Konstruktion der Maschine zum optimalen Befüllen des Korbs. Sie arbeitet mit einen hohen Pressdruck und einer intensiven Rüttelung, so dass das Nachsacken des eingefüllten Steinmaterials verhindert wird.

Das Interesse von Natursteinunternehmen war schnell geweckt. Heute hat Weber elf Lizenznehmer, die sich in der "Rawe Cooperation" zusammengeschlossen haben. Sechs in Belgien, den Niederlanden und Frankreich, fünf in Deutschland, darunter das Natursteinwerk Mesenich in Langsur-Mesenich aus der Region Trier.

Dieses Unternehmen wird auch rund 1000 Körbe für die Landesgartenschau in Trier produzieren. Die Rawe-Steinkörbe nehmen aber auch weitere Reisen auf sich. Verwendet werden sie unter anderem auf dem VW-Testgelände des Geländewagens "Tuareg", für eine Lärmschutzwand der neuen Autobahnumgehung A 14 Paris oder im Münchener Tierpark Hellabrunn.

In diesem Jahr werden neue Lizenznehmer in der Schweiz, Österreich, England, Schweden, Norwegen und Italien hinzukommen. 2001 wurde der "Rawe-Steinkorb" als Gebrauchsmuster vom Deutschen Patentamt eingetragen, mittlerweile wurde ein zweites Gebrauchsmuster erteilt.

Des weiteren liegt ein Antrag beim Europäischen Patentamt vor. Weber, der 2002 die Innovations-Medaille durch den Bundesverband der Garten- und Landschaftsbauer verliehen bekam, schätzt die Chancen gut ein: "Wir werden zu 99 Prozent die EU-Patenterteilung für den Steinkorb erhalten." Die Japaner, die mit im Rennen sind, scheinen ausgebootet zu sein, weil sie zu spät kamen.

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