"Jeder kennt jeden, das macht's aus"

NEROTH. Gute Infrastruktur, prima Zusammenhalt der Dorfbevölkerung, ein reges Vereinsleben, Brauchtumspflege und viel Natur sind die "Trümpfe" Neroths, wegen derer nicht nur die Familie Körsten sagt: "Wir leben gerne hier."

 Familie Körsten und Freundin Susanne (rechts) fühlen sich in Neroth wohl.Foto: Brigitte Redwanz

Familie Körsten und Freundin Susanne (rechts) fühlen sich in Neroth wohl.Foto: Brigitte Redwanz

MichaelKörsten ist in Neroth geboren. Seit fünf Jahren lebt er mitseiner Frau Elke und den Kindern Julia (sieben) und Philipp(fünf) zufrieden im eigenen Haus in Neroth. Michael arbeitet inGerolstein und hat Wechselschicht. Elke ist Nachtschwester imKrankenhaus in Gerolstein. Die Kinderbetreuung klappt dennoch,denn die Eltern von Michael wohnen in der Nähe und unterstützendie junge Familie. "So ist das eben in Neroth. Einer hilft demanderen. Das war auch beim Hausbau so", sagt Michael. Stolzerzählt er, dass drei Viertel seiner früheren Klassenkameraden inNeroth geblieben sind. "Ein Zeichen, dass alle sich hier wohlfühlen." So sieht es auch Elke: "Hier gibt es keine Anonymität.Jeder kennt jeden. Und das macht es aus!" Und die Kinder? Sie haben in Neroth genügend Platz zum Spielen - vor und hinter dem Haus, und es gibt in ihrer Straße kaum Autoverkehr. Michael erinnert sich an seine eigene Kindheit und an die Kinder aus dem Ober- und dem Unterdorf: die Layenmännchen und die Ackermännchen. "Zwischen beiden gab es manchmal Zoff", sagt er. An St. Martin habe es zwei Martinsfeuer gegeben, und jeder habe versucht, das Feuer des anderen bereits vor Beginn der Dunkelheit anzustecken.

Heute besteht diese Rivalität nicht mehr. Tochter Julia beweist das: "Meine beste Freundin heißt Susanne. Wir kennen uns seit der Krabbelstube und haben noch nie miteinander gezankt." Und während Julia vom Layen ist, gehört Susanne zu den Ackermännchen.

In Neroth werden zudem viele Bräuche gepflegt: Am Ostersonntag ist die Eierlage, die viele Besucher anzieht. Der Junggesellenverein "Herlessen" macht jeden Polterabend zu einem Erlebnis, wenn er das Rad schleift. Die "Herlessen" stellen auch mit viel Tamtam den Maibaum auf. Und jedes Jahr feiern sie ein Junggesellenfest mit ulkigen Wettkämpfen.

Die Jugendfeuerwehr pflegt die Tradition des "Radschewe" und treibt damit den Winter aus. Zur Besonderheit von Neroth gehören die Wandervögel. Sie wurden in der Silvesternacht 1919 auf dem "Nerother Kopf" gegründet und verbreiteten sich über die Landesgrenzen hinaus. Michael war als Jugendlicher auch dabei. Doch "heute rückt keiner mehr nach", bedauert Michael. Dennoch kommen zu Silvester immer noch Wandervögel von weit her. Sie treffen sich am Nerother Kopf, wo sie musizieren und singen.

Das Mausefallenmuseum berichtet von vergangenen Zeiten: Mit ihren Mausefallen zogen die Nerother aus und verschafften sich so ein Einkommen, während die bäuerliche Bevölkerung ringsum in der Eifel meist Armut litt.

Heute können junge und alte Menschen gut in Neroth leben. Die Senioren haben sich im "Goldenen Herbst" zusammen geschlossen. Sie treffen sich einmal im Monat im Pfarrheim, zudem wird für sie eine Weihnachts- und Karnevalsfeier organisiert.

Elke und Michael bedauern allerdings, dass die Volksbank-Filiale geschlossen hat. Doch besonders vermissen sie ihren Bäcker. "Der hatte die besten Brötchen im ganzen Umkreis", sagen sie. Und dann ist da noch der Durchgangsverkehr, der allen voran Ortsbürgermeister Egon Schommers ärgert: "Wir haben starkes Verkehrsaufkommen durch den Ort von Oberstadtfeld nach Kirchweiler. Besonders gefährlich sind die LKW." Aber dagegen sei nichts zu machen, meint er.

Auch TV -Leseratte Lucky fühlt sich bei den Mäusejägern wohl: Ihre Bewertung: vier von fünf möglichen Tatzen.

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