Jesus, der erste Familientherapeut

DAUN. (bb) Mehrere Hundert weitere Menschen hätten ihn auch gerne persönlich erlebt, aber die Veranstaltung war schon Tage vorher ausverkauft: Der bekannte Benediktinerpater Anselm Grün sprach im Dauner Forum vor 540 Zuhörern zum Thema "Finde deine Lebensspur".

Als der Mönch Anselm Grün in Begleitung von Dechant Ludwig Gödert den Saal zehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung betritt, gibt es die ersten Vorschusslorbeeren. Die Menschen, die seine Bücher oder ihn selbst aus Hörfunk und Fernsehen kennen und nun das Glück hatten, eine der 540 Eintrittskarten vorzeigen zu können, begrüßen Anselm Grün mit Applaus. Da ist er also, der bekannte Benediktiner, der Mann mit dem weißen Bart und den langen grauen Haaren, der erst am späten Nachmittag mit seinem Kleinwagen aus Mailand in Daun eingetroffen war und noch in der Nacht in sein Kloster Münsterschwarzach im Schwarzwald zurückfahren wird. Die ersten ganz Mutigen treten an ihn heran und bitten ihn um das Signieren der mitgebrachten oder im Foyer erworbenen Bücher. Mehr als 80 Titel sind bisher von Anselm Grün erschienen, ein Ende ist nicht abzusehen, er schreibt einen Bestseller nach dem anderen."Überwältigende" Anregungen

Ann-Kathrin Reither vom Vorstand des mitveranstaltenden KDFB-Zweigvereins bringt in ihrer Begrüßungsrede das Erfolgsgeheimnis des Paters auf die Formel: "Sein Anliegen ist der Mensch. Er gibt den Menschen Hilfen im Umgang mit den Lasten, die sie mit sich herumschleppen." Das Thema des Vortrags von Anselm Grün ist gleichzeitig der Titel eines seiner Bücher: "Finde deine Lebensspur." Jeder Mensch grabe mit seinem Leben eine unverwechselbare Spur in den Neuschnee dieser Welt, sagt der Pater zu Beginn. Anselm Grün geht biblisch und tiefenpsychologisch an das Thema heran, er ist aber nicht dogmatisch. Er zeigt an vier Heilungsgeschichten der Bibel (Markus 5, 7 und 9 und Lukas 7) auf, wie Jesus die Menschen zur Versöhnung mit ihrer eigenen Lebensgeschichte führte. "Jesus war der erste Familientherapeut. Er hatte immer die ganze Familie im Blick", sagt der Pater. Grün ermuntert, an der Sehnsucht nach der Aussöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte festzuhalten und empfiehlt, "die Wunden schrittweise in Perlen zu verwandeln". "Ich habe heute Abend viele Anregungen bekommen, es war sehr interessant," erklärt Zuhörerin Cornelia Kurth. Sie ist Ärztin in Köln und war von einer Dauner Freundin auf Grüns Vortrag aufmerksam gemacht geworden. Um ihn einmal persönlich zu erleben, habe sie die weite Anreise gerne in Kauf genommen. Steffi Majstorovic aus Schönecken bei Prüm sagt: "Es war überwältigend." Sie arbeite selbst therapeutisch, der Vortrag habe ihr für ihre Arbeit und ihr eigenes Leben viel gebracht. Auch Petra Hauprich-Wenner ist beeindruckt. Die Triererin ist die Bildungsreferentin des KDFB auf Bistumsebene. Anselm Grüns Vortrag habe für sie besonders zum Begriff Demut neue Impulse gesetzt.

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