Jetzt sollen die Mieter den Kopf hinhalten

ALENDORF. (vog) Der Streit um die Entsorgung der Abwässer in der Siedlung Arth in Alendorf (Kreis Euskirchen) geht weiter. Weil der Eigentümer nicht auffindbar ist, zwingt die Kreisverwaltung Euskirchen jetzt die zwei Mietparteien dazu - auf deren Rechnung.

 Aufforderung nachgekommen: Mittlerweile hat der Schafhalter mit der Beseitigung des Misthaufens begonnen.Foto: Gabi Vogelsberg

Aufforderung nachgekommen: Mittlerweile hat der Schafhalter mit der Beseitigung des Misthaufens begonnen.Foto: Gabi Vogelsberg

"Das ist doch unmöglich, wie die jetzt ihren Kopf aus der Schlinge ziehen wollen", schimpft Mieter Helmut Hilgers auf die Kreisverwaltung. Seit anderthalb Jahren kämpft er darum, dass sein Vermieter für eine korrekte Abwasserentsorgung sorgt. Noch immer ist keine Klärgrube gebaut, die Rohre enden mitten in einer Wiese (der TV berichtete). Hilgers schaltete die Untere Wasserschutzbehörde ein und zog im zivilrechtlichen Streit vors Schleidener Amtsgericht. Für Walter Thomaßen, Pressesprecher der Kreisverwaltung Euskirchen, ist der Sachverhalt klar: "Da wir den Eigentümer nicht kriegen können, gehen wir jetzt an die Verursacher der Abwässer." Nach dem Abwasserrecht könnten beide Parteien in die Pflicht genommen werden. Und weil der Kreis auch mit dem Verhängen von Ordnungsverfügungen und dem mehrfachen Androhen von Zwangsgeld dem Vermieter nicht beikommt, sind jetzt die Mieter an der Reihe. Hilgers reagiert sauer: "Ist doch komisch, dass der Eigentümer auf die Zwangsvollstreckung des Amtsgerichtes am 4. Juli Widerspruch eingelegt hat. Demnach hat er die Post ja bekommen." Der Bescheid war an die Blankenheimer Adresse, Ahrstraße 50, geschickt worden. Am 17. Juli wird dieses Gebäude allerdings zwangsversteigert.Mieter will Forderungen nicht erfüllen

Hilgers denkt nicht daran, auf eigene Kosten eine Klärgrube zu bauen, obwohl er mittlerweile mietfrei in der Siedlung wohnt. Er will am Wochenende die Antwort auf die Anhörung der Kreisverwaltung abschicken. "Ich werde darin Bezug auf die Äußerungen von Thomaßen gegenüber der Presse nehmen. Danach besteht ja keinerlei Gefährdung, und deshalb nehme ich keine baulichen Veränderungen vor", sagt Hilgers. Thomaßen entgegnet: "Wenn er keine Klärgrube baut, darf auch kein Abwasser mehr fließen." Der Kreis würde das strengstens kontrollieren, weil er für eventuelle Zuwiderhandlungen in der Beweispflicht sei. Zudem, so Thomaßen, sei die Mietwohnung von Hilgers baurechtlich nicht genehmigt. "Im Extremfall können wir ihm die Nutzung untersagen", droht er an. Den größten Teil der Siedlung hat Schäfer Werner Kulling gemietet. Auch er erhielt Post aus dem Rathaus. Darin werden zwei Themen angesprochen: Erstens müsse die Klärgrube, die zu seiner Wohnung gehört, umgebaut werden, zweitens dürfe der Schafdung nicht mehr wie bisher gelagert werden. Das sei umwelt- und wasserrechtlich unzulässig. Doch auch das wussten die Sachbearbeiter der Kreisverwaltung seit mehr als einem Jahr, aber erst jetzt wurden die Auflagen konkretisiert. Thomaßen nimmt seine Kollegen in Schutz: "Auch da haben wir es zuerst über den Vermieter versucht, aber wie bekannt ergebnislos." Doch Kulling, Besitzer von rund 700 Schafen, reagierte prompt und verspricht, innerhalb der nächsten zwei Wochen den Schafdung landwirtschaftlich zu verwerten und anschließend den geforderten Lagerplatz zu bauen.Kreisverwaltung: Natur ist in Ordnung

Für die ordnungsgemäße Lagerstelle muss eine Betonplatte gegossen, müssen zudem Wände errichtet werden. Außerdem müssen die Sickerwässer in ein geschlossenes System eingeleitet werden. Die Sache mit der Klärgrube ist da schon einfacher zu regeln. Grundsätzlich reicht die existierende Vier-Kammer-Anlage aus, wenn sie als geschlossenes System genutzt wird. Dafür muss Kulling das Überlaufrohr mit Klappe und Dichtung verschließen. Bisher konnten Abwässer durch den Überlauf in den nahe gelegenen Frömmelsbach fließen. Obwohl die Wasserschutzbehörde keine Proben gezogen hat, versichert Thomaßen: "Augenscheinlich bestehen keine Verunreinigungen. Flora und Fauna sind in Ordnung."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort