Kein leichter Weg zurück nach Mainz

Kalenborn-Scheuern · Dietmar Johnen, seit 2011 im Landtag, will wieder nach Mainz. Auch wenn er im Kampf ums Direktmandat kaum eine Chance und er einen wackligen Listenplatz hat, will er seine politische Laufbahn noch längst nicht abschreiben. "Abgerechnet wird am 13. März", sagt der Landwirt.

 Der Grünen-Direktkandidat für die Landtagswahl 2016 im Kreis Vulkaneifel: Dietmar Johnen. TV-Foto: Mario Hübner

Der Grünen-Direktkandidat für die Landtagswahl 2016 im Kreis Vulkaneifel: Dietmar Johnen. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_gero )

Kalenborn-Scheuern. Nein, von einer politischen Laufbahn hat er nie geträumt, und doch war Dietmar Johnen nun fünf Jahre als Abgeordneter für Bündnis 90/Grüne im Mainzer Landtag. Er erinnert sich noch gut, als er vor 2011 am Wahlabend mit Parteifreunden in der Landeshauptstadt die Wahlberichterstattung verfolgte. Als immer klarer wird, dass die Grünen ein Rekordergebnis - am Ende sind es mehr als 15 Prozent - einfahren, schlägt irgendwann jemand Johnen auf den Rücken und sagt: "Jetzt bist du auch drin!"Landtagswahl 2016


Und das, obwohl es ihm nicht in die Wiege gelegt war, Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz und agrarpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion zu werden. "Ich bin erst 2010 eingetreten, habe mich nicht in der Kommunalpolitik engagiert, also alles andere als eine klassische Karriere", sagt der 50-Jährige. Und Rheinland-Pfalz ist auch nicht sein Heimatbundesland, sondern Nordrhein-Westfalen.

Seit 2001 lebt der gelernte Landwirt aus der Nordeifel in Rheinland-Pfalz, zunächst im Eifelkreis, seit 2013 wohnt er mit seiner Familie in Kalenborn-Scheuern. "Bauer bin ich seit dem 13. Lebensjahr", erzählt er. Die Landwirtschaft ganz aufzugeben, trotz der "wahrlich nicht guten Rahmenbedingungen", kam ihm nie in den Sinn. Heute bewirtschaftet er 30 Hektar Grünland und hat 80 Schafe. Der Kreisverband der Grünen hat ihn als Direktkandidat nominiert, aber dass er den direkten Sprung ins Landesparlament nicht schaffen wird, ist ihm klar. Auf der Landesliste wird er auf Platz 14 geführt, auch alles andere als eine sichere Bank.

Aber Johnen ist unverdrossen: "Wir führen einen engagierten Wahlkampf, wollen, dass die bisherige Landesregierung weiter am Ruder bleibt, und wer weiß, was noch alles passiert. Abgerechnet wird am 13. März."

Seine Eifel: "Ist für mich seit jeher Heimat, egal, ob im nordrhein-westfälischen oder im rheinland-pfälzischen Teil. Sie ist eine wunderbare Landschaft mit netten Menschen, eine Region mit Zukunft, was beispielsweise den Tourismus angeht."

Seine Themen: Landwirtschaft: Der Schwerpunkt der Themen liegt beim Landwirt Johnen erwartungsgemäß in der Landwirtschaft. "Ich möchte, dass die Leute wissen, wie in unserer Branche die Lebensmittel entstehen und wie viel Arbeit damit verbunden ist." Ziel müsse es sein, zu erreichen, dass die Bauern "wieder von ihrer Arbeit leben können, was derzeit leider für immer weniger Bereiche gilt. Die Situation ist dramatisch."

Infrastruktur/Breitband: Der weitere Ausbau des schnellen Internets ist für Johnen "dringend erforderlich". Die Landbevölkerung habe das gleiche Recht darauf wie die Stadtbevölkerung. "Bürger und Wirtschaft sind darauf angewiesen".

Aber nicht nur auf die Breitbandversorgung - Johnen nennt ein Problem, das schon fast in den Hintergrund gerückt ist: "Es muss unbedingt auch was am Handynetz getan werden. Es kann nicht sein, dass es nach wie vor viele Funklöcher in der Eifel gibt."

Energie: Johnen plädiert für Windkraft, konzentriert auf möglichst wenige Flächen, und dass die Bürger in die Verfahren eingebunden sind. "Bei solch einem sensiblen Thema müssen alle beteiligt sein, nur so erreicht man Akzeptanz."
Klar ist für ihn auch: "Es darf keine Erweiterung des Gesteinsabbaus im Kreis geben."

Flüchtlinge: "Im Kreis sind wir gut unterwegs, auch weil die dezentrale Unterbringung möglich ist. Ghettobildung, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, erschwert die Integration", sagt Johnen.
Er plädiert dafür, sich um die Flüchtlinge, die eine Perspektive haben, zu bemühen, denn "wir werden sie gut brauchen können" zum Erhalt der Strukturen im ländlichen Raum.Extra

Der gebürtige Aachener Dietmar Johnen ist 50Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt in Kalenborn-Scheuern in der Verbandsgemeinde Gerolstein. sts

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