Kein neuer Betreiber in Sicht

In Kelberg sorgen sich Bürger und Gewerbetreibende um die Zukunft der Postversorgung, nachdem ein weiterer Agenturbetreiber zum 31. Oktober schließt. Einen Komplettrückzug kann es nicht geben, da die Post verpflichtet ist, in Gemeinden ab 2000 Einwohner vertreten zu sein.

Kelberg. In Kelberg sorgen sich Bürger und Gewerbetreibe, wie es mit der Postversorgung weitergeht, nachdem ein weiterer Agenturbetreiber zum 31. Oktober aufgegeben hat. Seine Kündigung liege bereits seit einiger Zeit auf dem Tisch, aber ein Nachfolger sei nicht in Sicht, berichtet Ortsbürgermeister Willi Jonas auf Anfrage des TV. Einen kompletten Rückzug aus Kelberg kann der ehemalige Staatskonzern nicht antreten, gibt es doch für die Post eine Verpflichtungserklärung, in Gemeinden ab 2000 Einwohner vertreten zu sein müssen. Die Gemeinde Kelberg hat derzeit etwas mehr als 2000 Einwohner.

Laut Jonas hatte der Agenturbetreuer Bernhard Schwahn (Koblenz) in der jüngsten Sitzung des Gewerbevereins die Lage dargestellt und viel Kritik einstecken müssen. "Es war eine schon bemerkenswert überhebliche Art und Weise, in der der Agenturbetreuer aufgetreten ist", moniert der Ortsbürgermeister. Schwahn habe dargelegt, dass es rund 2000 Agenturen bundesweit gebe. Im Großteil der Agenturen verdienten die Betreiber auch Geld. In Kelberg jedenfalls nicht: "Zwei Betreiber haben hier schon aufgegeben, weil es sich einfach nicht rechnet", erklärt Jonas.

Ihm bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass bis Ende des Monats doch noch ein Betreiber gefunden wird. Gelingt das nicht, tritt eine sogenannte Interimslösung in Kraft: Der Agenturbetreuer mietet beispielsweise einen Raum und betreibt die Agentur auf unbestimmte Zeit selbst, allerdings zu deutlich eingeschränkten Öffnungszeiten. "Leidtragende sind die Bürger und vor allem auch die Geschäftsleute", prophezeit der Ortsbürgermeister. Er verweist auf die großen Betriebe wie Rowa oder WMK und all die anderen Betriebe mit Sitz in Kelberg. "Sollen die sich etwa ein Postfach in Daun oder Adenau einrichten? Es ist doch nicht zu vertreten, dass eine Firma solche Wege in Kauf nehmen muss", kritisiert Jonas. Auch der Teil der Bürgerschaft, der nicht so mobil sei, leide unter dieser Vorgehensweise der Post. In der Bevölkerung sei die Entwicklung "unbegreiflich", berichtet der Ortsbürgermeister: "Vor Jahren wurde hier noch groß investiert in ein Postgebäude, heute bleibt wohl nur noch ein Minimum an Service."

Meinung

Mehr als Schmalspur-Service

Telefonzellen weg, Briefkästen weg, kleine Poststellen weg: Die Post hat in den vergangenen Jahren ihren Teil beigetragen zur "Servicewüste Deutschland". Gern präsentiert sie sich als weltweit erfolgreiches Unternehmen, hat dabei aber ihre Wurzeln als Dienstleister für die Bevölkerung offenbar vergessen. Eine gewisse Grundversorgung ist Pflicht, und das muss in einer Gemeinde wie Kelberg mehr sein als nur ein Schmalspur-Postservice. Um ein vernünftiges Angebot zu gewährleisten, muss das Betreiben einer Agentur attraktiver gemacht werden. Das dürfte angesichts von Milliardengewinnen des Unternehmens doch nicht so schwer sein. s.sartoris@volksfreund.de

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