Keine Chance gegen die Großen

SCHALKENMEHREN. Ein Stück Infrastruktur in Schalkenmehren geht verloren: Der vor 40 Jahren als Lebensmittelladen eröffnete und später als Supermarkt erweiterte Betrieb von Thomas Diewald schließt heute seine Pforten.

 Ende für das Geschäft in Schalkenmehren: Thomas Diewald leert mit Sohn Fabian die Regale im Markt.Foto: Bernd Schlimpen

Ende für das Geschäft in Schalkenmehren: Thomas Diewald leert mit Sohn Fabian die Regale im Markt.Foto: Bernd Schlimpen

Thomas Diewald hat es sich nicht leicht gemacht. Er hat lange überlegt, kalkuliert, in den vergangenen Jahren seinen Edeka-Markt modernisiert, umgebaut und erweitert. Aber der Kaufmann hat festgestellt, dass der Markt in Schalkenmehren nicht mehr die erhoffte Rendite bringt. So hat er sich mit seiner Ehefrau Leni entschlossen, den Laden in Schalkenmehren ab dem 1. Oktober zu schließen. 1962 fing alles an. Helmut und Anneliese Diewald eröffneten in der Mehrener Straße ein "fachring"-Geschäft. Auf etwa 80 Quadratmetern boten sie alles an, was in jedem Haushalt gebraucht wurde. Von der heutigen Hektik war noch nichts zu spüren. Wenn die Frauen ihre Einkaufskörbe an den Regalen füllten, blieb ihnen noch Zeit, ein paar Minuten stehen zu bleiben und zu plaudern.Nach dem Tod des Vaters ins kalte Wasser geworfen

Es gab noch den Happen Sauerkraut und den Einzelhering aus dem Faß. Bald reichte der Verkaufsraum nicht mehr. Die Diewalds entschlossen sich 1972, in der heutigen St. Martin-Straße einen Supermarkt, den "Vulkanmarkt", zu eröffnen. Als Helmut Diewald 1999 plötzlich starb, wurde Sohn Thomas "ins kalte Wasser geworfen". Er wurde mit Schwierigkeiten konfrontiert, die sein Vater in dem Ausmaß nicht kannte. Eine wahre Supermarktschwemme hatte in der Region eingesetzt, und die "Kleinen", der Mittelstand, kämpfte mehr und mehr ums Überleben. Da fast in jeder Familie ein Auto zur Verfügung stand, wurde die Einkaufsfahrt in die großen Märkte zur Selbstverständlichkeit. Den Geschäften in den Dörfern blieben fast nur noch "Taschenkunden". Thomas und Leni Diewald hatten den Trend erkannt und versuchten gegenzusteuern. Aber ihre Bemühungen waren vergeblich, die Übermacht der "Großen" war zu stark. Zudem hatte die Einführung des Euro die Kaufkraft verringert. "Außerdem macht sich die schlechte Gesamtwirtschaftslage besonders in den kleinen Geschäften bemerkbar. Um Geld zu sparen, ist trotz hoher Benzinpreise eine Fahrt zu Aldi oder Lidl selbstverständlich. Oft wird dann gleich ein Vorratseinkauf gemacht. Auch einige dreiste Einbrüche haben mich nicht gerade ermutigt", erklärt der 41-jährige Schalkenmehrener Kaufmann.Vor allem Senioren werden täglichen Einkauf vermissen

Urlaubsgäste sorgten in den Sommermonaten für geringes Umsatzplus, aber dieses Saisongeschäft ist mit dem Herbst vorbei. "Ich danke unseren Kunden und unseren Mitarbeitern für die Jahrzehnte lange Treue und das Vertrauen", blickt Diewald zurück. Ein Stück Infrastruktur geht im Maardorf für Gäste und Bürger verloren, und viele ältere Bürger ohne Auto werden den täglichen Einkauf in dem Markt vermissen. Thomas Diewald betreibt in Cochem einen weiteren Markt, aber den Rückgang, den die Discounter in Schalkenmehren verursachten, kann er mit dieser Filiale nicht auffangen. Der erst kürzlich neu eingerichtete Getränkemarkt bleibt aber bestehen. Eine Angestellte wird im Cochemer Markt eingesetzt, eine Verkäuferin hat bereits einen anderen Arbeitsplatz, während die dritte Angestellte noch keine Entscheidung treffen konnte.

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