Keine Fördergelder: Der Dauner Kurpark bleibt ohne besonderen Blickfang

Daun · Die Stadt Daun verzichtet auf Fördergeld für einen überdachten Aussichtspunkt. Ein Beschluss, der nicht jedem gefällt.

 Keine Mehrheit für die geplante Blick-Box (unten): Stattdessen soll der in die Jahre gekommene Pavillon im Kurpark (oben) auf Vordermann gebracht werden. TV-Foto: Stephan Sartoris/Entwurf: Büro Stadt-Land-plus

Keine Mehrheit für die geplante Blick-Box (unten): Stattdessen soll der in die Jahre gekommene Pavillon im Kurpark (oben) auf Vordermann gebracht werden. TV-Foto: Stephan Sartoris/Entwurf: Büro Stadt-Land-plus

Foto: (e_daun )
Keine Fördergelder: Der Dauner Kurpark bleibt ohne besonderen Blickfang
Foto: (e_daun )

Es kommt sicher nicht häufig vor, dass eine Kommune freiwillig auf bereits zugesagtes Geld verzichtet. Die Stadt Daun hat es getan, was bedeutet, dass den Besuchern des Kurparks ein Bestandteil des Neugestaltungskonzepts vorenthalten bleiben wird. Dabei geht es um eine sogenannte Blick-Box. Sie sollte den vorhandenen Pavillon als überdachten Aussichtspunkt ersetzen. Gut 52 000 Euro hätte das neue Element gekostet, die Installation wäre der Schlusspunkt der vor zwei Jahren begonnenen Umgestaltung gewesen. Zehn Prozent hätte die Stadt selbst zahlen müssen, die Finanzierung der restlichen Summe war gesichert.

Wasser auf die Mühlen derer, die sich so gar nicht mit der Blick-Box anfreunden konnten, war, dass eine Untersuchung des städtischen Bauhofs ergeben hat, dass der vorhandene, pilzartige Unterstand zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber in fast noch einwandfreiem Zustand ist. Schutz vor dem Wetter bietet er, wie auch den Panoramablick auf den Park, erfüllt also das, was mit der Blick-Box vorgesehen war.
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Stadt warb einer für die Blick-Box, der lange ein Gegner war: Stadtbürgermeister Martin Robrecht. Er verwies auf die gesicherte Finanzierung, darauf, dass die Box als Bestandteil des Kurpark-Konzepts beschlossen sei, und auch darauf, dass das Geld auf jeden Fall weg sei, sollte die Stadt darauf verzichten. "Wir bekommen es definitiv nicht, um beispielsweise den bestehenden Unterstand auf Vordermann zu bringen. Wenn wir das Geld für die Box nicht nehmen, tun es andere."

Helmut Giesen, Stadtratsmitglied und Vorsitzender des Dauner Seniorenbeirats, plädierte für den Verzicht auf die Box, auch weil kein barrierefreier Zugang möglich sei. Der Beigeordnete Friedhelm Marder erklärte, der bestehende Pilz könne hergerichtet werden, ohne viel Geld investieren zu müssen. Befürworter der Blick-Box fanden sich im Ausschuss nicht mehr, so dass der Stadtbürgermeister bei der Abstimmung einsam dastand: Er allein sprach sich dafür aus. Der Beschluss bringt den Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, Uli Domenghino, "auf die Palme. Ich war ja leider nicht dabei und hätte mir gewünscht, dass sich ein paar Befürworter gefunden hätten." Schließlich sei die Blick-Box fester Bestandteil des Konzepts gewesen, dass nach langen Diskussionen und unter großer Bürgerbeteiligung sowie Einbindung vieler ortsansässiger Vereine und Verbände einvernehmlich beschlossen worden sei.
Einige, die seit jeher gegen die Blick-Box gewesen seien, hätten offenbar erfolgreich auf den Faktor "Vergesslichkeit" gesetzt und die Realisierung nach vier Jahren erneut zur Diskussion gestellt und verhindert. Domenghino: "Die Blick-Box wäre ein markanter Blickfang geworden, ein besonderes Element, dass unterstrichen hätte, was alles im Kurpark gemacht worden ist. Schade, dass man sich davon verabschiedet hat."
Offizielle Eröffnung des Kurparks und des Drees-Wanderwegs ist am Freitag, 29. September, ab 11 Uhr. Um 14.30 Uhr gibt es eine Wanderung auf dem neuen Weg, Treffpunkt ist das Forum Daun.

Meinung: Erfolg der Skeptiker
Nein, wirklich gekämpft hat keiner für die sogenannte Blickbox. Sie kommt nicht, ein Erfolg für die, die sich mit dem modernen Hingucker partout nicht anfreunden konnten und wollten. Dabei hätte so etwas dem Park sicher nicht geschadet. Aber dafür den Unterstand, der nach fachlicher Einschätzung mit überschaubarem finanziellen Aufwand so hergerichtet werden kann, dass er noch ein paar Jahrzehnte hält, abreißen? Das wäre nur schwer vermittelbar. Zumal der Pilz auch das, was die Blickbox hätte "leisten" sollen, erfüllen kann - Wetterschutz und Blick ins Liesertal. s.sartoris@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort